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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Prolog
    London, im Jahre 1750
    »Ich bedaure sehr, Euer Gnaden, aber ich habe im Moment kein solches Mädchen.«
    »Das hatte ich auch nicht erwartet, Madam. Aber ich darf wohl annehmen, daß Sie eines beschaffen können.« Tarquin, Dritter Herzog von Redmayne, beugte sich in seinem Sessel vor, um genüßlich den Duft einer Rose in einer tiefen Schale auf dem Tischchen neben ihm einzuatmen.
    »Es dürfte etwas schwierig werden, einen solch speziellen Wunsch zu erfüllen«, erwiderte Mrs. Dennison sinnierend, während sie sich mit ihrem bemalten Fächer Kühlung verschaffte.
    Ein Lächeln huschte über das schmale Antlitz des Herzogs. »Sie und Mr. Dennison werden feststellen, daß das Honorar Ihre Anstrengungen mehr als aufwiegen wird, Elizabeth.«
    Seine Gastgeberin blickte ihn über den Rand ihres Fächers hinweg an, und ihre Augen blitzten. »Nicht doch, Herzog. Sie wissen, wie sehr ich es hasse, über Geschäftliches zu diskutieren … es ist so vulgär.
    »Sehr vulgär, in der Tat«, stimmte er liebenswürdig zu. »Übrigens bestehe ich darauf, daß es sich um ein Original handelt, Madam. Ich habe kein Interesse an vorgetäuschter Jungfräulichkeit, ganz gleich, wie frisch und unschuldig die Person auf den ersten Blick auch erscheinen mag.«
    Elizabeth Dennisons Miene verriet, wie gekränkt sie war. »Wie können Sie auch nur im entferntesten annehmen, daß ich solche Praktiken pflege, Mylord?«
    Das Lächeln des Herzogs wurde noch breiter, doch er schüttelte leicht den Kopf und entnahm der tiefen Tasche seines Samtüberrocks eine Schnupftabakdose aus Lapislazuli. Für einen Moment herrschte Schweigen in dem sonnigen Salon, während er gemächlich eine Prise Tabak schnupfte, die Dose zuklappte und sie dann wieder an ihren Platz schob, bevor er sich die Nase mit einem spitzengesäumten Tüchlein putzte.
    »Darf ich fragen, ob das Mädchen für Ihre eigenen Zwecke bestimmt ist, Euer Gnaden?« erkundigte sich Mrs. Dennison eine Spur zögernd. Bei dem Herzog von Redmayne konnte man nie ganz sicher sein, wo er die Grenze zwischen zulässigen Erkundigungen und Unverschämtheit zog.
    »Gehen Sie davon aus, daß sie ausschließlich mir persönlich entsprechen soll, wenn Sie sich auf die Suche machen.« Der Herzog erhob sich von seinem Sessel. »Auf diese Weise gewinnen wir die Gewißheit, daß sie den anspruchsvollsten Maßstäben gerecht wird.«
    »Ohne Zweifel werden Sie feststellen, daß alle unsere jungen Damen den höchsten Ansprüchen genügen, Sir.« In ihrer Stimme schwang eine Andeutung von Tadel mit, als sich Mistress Dennison mit einem Rascheln von Seide zu ihrem eindrucksvollen Umfang erhob. »Mein Mann und ich können mit Fug und Recht stolz auf das Niveau unseres Hauses sein.« Sie zog an der Klingelschnur.
    »Hätte ich etwas anderes geglaubt, Elizabeth, hätte ich mich wohl kaum an Sie um Hilfe gewandt«, erwiderte der Herzog beschwichtigend, während er seine Handschuhe und den Spazierstock von dem Konsolentischchen nahm.
    Mistress Dennisons Miene glättete sich wieder. »Ich werde unverzüglich damit beginnen, Erkundigungen einzuziehen, Euer Gnaden.«
    »Halten Sie mich bitte über Ihre Fortschritte auf dem laufenden. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag, Madam.« Ihr Besucher verbeugte sich galant, doch in seinen grauen Augen unter den schweren Lidern war ein Glitzern, das seiner Gastgeberin, die in einen tiefen Knicks vor ihm versank, leichtes Unbehagen verursachte. Andererseits war dieses Unbehagen ein durchaus vertrautes Gefühl, wenn man mit dem Herzog von Redmayne direkt zu tun hatte, und sie war nicht die einzige, die so empfand.
    In einem energischen Versuch, Selbstsicherheit vorzutäuschen, wandte sie sich zu dem Lakaien um, der auf ihr Klingeln hin erschienen war, und erklärte mit betont fester Stimme: »Seine Gnaden möchte gehen.«
    »Meine Empfehlung an Ihren Gatten, Madam…«, murmelte der Herzog unter einer erneuten Verbeugung. Er folgte dem Diener aus dem Salon in die Halle. In dem von hellem Morgensonnenschein durchfluteten Haus herrschte eine eigenartige Stille, während die Dienstmädchen ihre täglichen Pflichten verrichteten, als wären sie ängstlich darauf bedacht, nicht die Schlafenden im oberen Stockwerk zu wecken – jene, die bei Nacht ihrer Arbeit nachgingen und bei Tageslicht ihre wohlverdiente Ruhe genossen.
    Das verbindliche Lächeln entschwand abrupt aus Mistress Dennisons Gesicht, nachdem sich die Tür hinter ihrem Besucher geschlossen hatte. Den Auftrag des

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