Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
Rahel. »Ich verlasse dich gerade.«
Endlich gehorchte er, zum ersten Mal. Ohne den Blick von ihr zu lassen, stieg er aus und trat einen Schritt zurück. Rahel rutschte auf den Fahrersitz und legte den Gang ein.
»Wenn du mir folgst oder mir die Bullen hinterherjagst, werde ich dir die Steuerfahndung auf den Hals hetzen, und ich weiß genau, wo sie anfangen müssen.«, erklärte sie und war dabei ruhiger, als sie es je in den letzten Monaten gewesen war. »Hast du das verstanden?«
Ja, hatte er. Er nickte. »Baby, mach keinen Scheiß«, sagte er leise. »Hey, ich liebe dich.«
»Leb wohl, Jim.«
Das war’s. Beide Hände fest am Lenkrad fuhr sie los. Im Rückspiegel stand ihr Atelier in Flammen, in ihrer Hosentasche brannte das Amulett. Als sie die Straße erreichte, warf sie die Waffe aus dem Fenster und gab Gas. Drei Stunden später parkte sie den Hilux im Halteverbot vor dem Abflugterminal des Flughafens von Sydney. Der nächste Flug nach Europa ging zwei Stunden später nach Frankfurt. Rahel buchte auch gleich den ersten Anschluss nach Jerusalem. Denn dort, so hatte das Wesen aus der Tiefe ihr erklärt, musste sie hin. Nach Hause.
IV
17. Juli 2011, Vatikanstadt
D as Einzige, was er im Augenblick empfand, war quälende Unsicherheit. Der kurze letzte Blick zurück hatte ihn immer noch nicht völlig überzeugt, dass Kelly wirklich tot war. Immer wieder ging er seine Erinnerung an die letzten Momente durch. Kellys überraschtes Gesicht, als er die Waffe zog. Das Loch in seiner Stirn, sein Blut, das in alle Richtungen spritzte. Blut überall auf den blütenweißen Messgewändern der Diakone ringsum. Kellys Körper, der von der Wucht des Schusses umgerissen wurde und dann kraftlos zusammensackte. Dieser erste Schuss war vermutlich bereits tödlich gewesen. Vermutlich . Wie viele Schüsse hatte er danach überhaupt auf Kellys reglosen Körper abgegeben? Zwei in den Kopf, die anderen in den Brustkorb. Reichte das, um jemand umzubringen, der Jahrhunderte überlebt hatte?
Die Unsicherheit fraß an ihm wie eine hochkonzentrierte Säure, während die Gardisten ihn weiter von Kelly wegzerrten. Zwei kräftige Schweizer, deren Namen er nicht kannte, hielten ihn unter den Armen gepackt und drängten ihn im Laufschritt von der Bühne herunter, aus dem Fokus der Fernsehkameras heraus, die hölzernen Treppen hinter der Bühne hinunter, vorbei an entsetzten, schockierten Gesichtern, durch den Lärm des zehntausendfachen Aufschreis in den stillen Damaskushof und dann zurück in die Kühle des Apostolischen Palastes. Es wirkte wie eine Flucht. Niemand sprach ein Wort, Petrus II. hörte nur das Keuchen der jungen Schweizer und die Schritte der beiden Gendarmen dahinter. Verdammt, wo war Steiner?
Die wenigen Nonnen und kurialen Angestellten, denen sie im Palast begegneten, mussten es im Fernsehen gesehen haben, denn sie wichen sofort zur Seite, als trage der Papst immer noch die Waffe bei sich. Als hätte er eine tödliche, hochansteckende Krankheit.
Der Papst und die Gardisten erreichten den alten Fahrstuhl, der hinauf in die Büros und ins Appartamento führte. Die Schweizer hielten abrupt inne.
»Wo sollen wir ihn hinbringen?«, keuchte der eine auf Italienisch.
»Keine Ahnung.«
»Verdammt, irgendwer muss uns doch sagen, wo wir ihn hinbringen sollen! Wo ist der Kommandant?«
»Bringt ihn rüber ins Gefängnis!«, schlug einer der Gendarmen vor, ein italienisches Bürschchen mit sorgfältig gestutztem Oberlippenbart. Er sprach, als wäre der Papst selbst gar nicht mehr anwesend. Tatsächlich verfügte der Vatikan über ein Gefängnis in der Kaserne der Schweizergarde, das diese Bezeichnung allerdings kaum verdiente. Es besaß gerade einmal zwei Zellen, die als Lagerräume genutzt wurden, denn im Verlauf der Jahrhunderte waren nur vier Personen je dort eingesperrt worden.
Die Ratlosigkeit seiner Eskorte und die absurde Vorstellung des vatikanischen Gefängnisses rissen Petrus II. aus seinen Gedanken an Kelly. Mit einem Ruck befreite er sich aus dem Griff der beiden Gardisten.
»Was erlaubt ihr euch!«, herrschte er sie an. »Wie sprecht ihr eigentlich in Gegenwart des Heiligen Vaters!«
Die vier jungen Männer wirkten bestürzt und noch ratloser.
»Aber Sie haben … Sie sind …«, stammelte der zweite Schweizer.
»Ich weiß genau, was ich getan habe!«, donnerte Petrus II. sie an. »Aber ich bin immer noch Oberhaupt der Kirche und dieses Staates. Ich bin immer noch euer oberster Dienstherr! Ich bin immer
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