Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
die Reise erst gar nicht überleben würde?«, beendete Laurenz den Satz und löste sich aus der Umarmung. »Und sind wir denn überhaupt noch Freunde?«
»Das hoffe ich aus tiefstem Herzen, Laurenz. Aber ich verstehe Ihre Bedenken vollkommen. Was kann ich tun, damit Sie mir glauben?«
Laurenz gab keine Antwort. Stattdessen blickte er sich in seinem Lieblingsraum um, der voll war mit den kostbarsten Büchern, die er im Laufe seines Lebens gesammelt hatte und die dennoch nichts waren im Vergleich zu dem Buch in seinem Aktenkoffer, den er die ganze Zeit über festhielt.
»Sie haben hier nichts verändert«, stellte Laurenz fest.
»Dazu gab es keinen Anlass. Dies ist ein wundervoller Ort. Ich wünschte, ich hätte hier mehr Zeit verbringen können.«
Laurenz wandte sich dem Papst zu, der sich in den Sessel gesetzt hatte, als ermüde ihn das Stehen zu sehr. Er versuchte, seinen alten Freund Don Luigi in dem gehetzten, blassen Gesicht wiederzuentdecken. Mit beiden Händen fuhr sich der Papst über den kahlen Schädel, als müsse er seine Tat und die Angst von sich abstreifen. Eine alte, vertraute Angewohnheit. Laurenz zog sich einen Sessel heran, setzte sich vor den Papst und legte den Aktenkoffer auf den Schoß.
»Wie geht es Ihnen, Don Luigi?«
Erleichterung entspannte das Gesicht des Papstes, als Laurenz ihn mit seinem alten Namen ansprach.
»Beschissen, um ehrlich zu sein. Ich habe getötet, und ich fürchte mich zu Tode. Ich brauche Ihre Hilfe, Laurenz.«
»Eins nach dem anderen. Wer ist die Leiche unter dem Gärtnerhäuschen?«
Die Frage schien den Papst zu irritieren. »Was für eine Leiche?«
»Wie Steiner sich ausdrückte, eine Mumie, die Ähnlichkeit mit Peter Adam aufweist.«
Petrus II. schüttelte heftig den Kopf. »Ich weiß nichts von einer Leiche. Dieser Keller unter dem Gärtnerhäuschen ist ein verfluchter Ort, an dem ich furchtbare Dinge getan habe. Dinge, für die ich allein Tod und Verdammnis verdiene. Aber von dieser Leiche weiß ich nichts.«
Laurenz dachte nach. »Was ist mit Ihrem Dämon?«
Petrus II. hob die Hände. Eine ewig italienische Geste der Ohnmacht gegenüber dem Schicksal, die ihn nun große Kraft zu kosten schien. »Er schweigt. Aber ich fürchte, dass er jederzeit wieder erwachen könnte. Wie ist die Lage da unten, Laurenz?«
»Chaos, unbeschreibliches Chaos. Und das wird erst der Anfang sein. Wir müssen so schnell wie möglich handeln, zum Wohle der Kirche.«
»Was schlagen Sie vor?«
»Um noch größeren Schaden von der Kirche abzuwenden, müssen Sie umgehend zurücktreten. Jetzt, auf der Stelle.«
»Und dann?«
Laurenz zögerte. »Müssen Sie sich den italienischen Behörden stellen, damit ein neuer Papst gewählt werden kann. Steiner hat bereits mit dem Polizeipräfekten telefoniert. Lombardi will Ihnen unter keinen Umständen den Aufenthalt in einer regulären Haftanstalt zumuten. Man könnte sich vorstellen, dass Sie die Zeit bis zu einem Prozess in einem abgelegenen Kloster verbringen. Dort hätten Sie seelischen Beistand und könnten ungestört mit einem Team von Strafverteidigern zusammenarbeiten.«
Petrus II. sah seinen Vorgänger ruhig an. »Ich habe nicht vor zurückzutreten.«
Laurenz nickte. Das hatte er erwartet. »Dann ist das das Ende der römisch-katholischen Kirche. Seths Plan hat sich erfüllt.«
Petrus II. seufzte. »Selbst wenn ich zurückträte, wäre mein Leben keinen Cent mehr wert, das wissen Sie genauso gut wie ich. Keine Macht der Welt könnte mich auf Dauer schützen. Die Gefahr, dass ich aus der Haft heraus alles widerrufen und meinen Anspruch auf das höchste Amt der Kirche wieder geltend machen könnte, wäre einfach zu groß. Nein, Laurenz, Sie müssen mir helfen unterzutauchen. Ich gebe mich ganz in Ihre Hände.«
Das Klacken der beiden Kofferschlösser ließ Petrus II. zusammenzucken. Petrus II. schien den Aktenkoffer erst jetzt zu bemerken und starrte ihn an, als handele es sich um ein Raubtier, das gerade aus seinem Schlaf erwachte. Laurenz zögerte, bevor er weitersprach. Seine Hände ruhten immer noch auf dem Deckel des Koffers, als drohe er, sonst von alleine aufzuspringen.
»Sie haben furchtbare Schuld auf sich geladen, Don Luigi. Gott hat sich für uns durch seinen Sohn geopfert und uns damit auf ewig schuldig gemacht. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns für ihn opfern.«
Petrus II. schluckte. »Ich verstehe. Sie sind nicht gekommen, um mein Leben zu retten, sondern um mich zu töten, nicht wahr?«
Laurenz
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