Apocalypsis 3.02 (DEU): Point Nemo. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
auf dem Deckel des Koffers, als drohe er, sonst von alleine aufzuspringen.
»Sie haben furchtbare Schuld auf sich geladen, Don Luigi. Gott hat sich für uns durch seinen Sohn geopfert und uns damit auf ewig schuldig gemacht. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns für ihn opfern.«
Petrus II. schluckte. »Ich verstehe. Sie sind nicht gekommen, um mein Leben zu retten, sondern um mich zu töten, nicht wahr?«
Laurenz öffnete den Koffer, und ein schwaches bläuliches Glimmen erfüllte die Bibliothek.
»Es wird nicht wehtun, mein Freund.«
VII
17. Juli 2011, Pazifischer Ozean, Point Nemo
U m 10:03 Uhr Ortszeit meldete der Chief Petty Officer am Radar ein nicht identifiziertes Objekt bei 324°, das weder auf Funksprüche reagierte noch selbst irgendeine internationale Kennung funkte. Der diensthabende Lieutenant vermutete zuerst einen einsamen japanischen Trawler, der an diesem allerfernsten Punkt des Pazifiks dem letzten noch nicht ausgerotteten Schwarm Blauflossenthunfische nachjagte, doch die Radarauswertung zeigte keinerlei Bewegung des Objekts. Wenig später konnte Lieutenant Peters das Objekt bereits mit dem Feldstecher ausmachen. Ein winziger Krümel an der scharfen Horizontkante, ein schmutziges Körnchen am ansonsten makellosen Rand der Welt. Eindeutig ein Schiff. Aber so regungslos und schweigend wie der Pazifik, der sich ringsum allmächtig aufspannte, als ob es kein Land mehr gäbe, nirgendwo, und darüber nur noch ebenso makellosen Himmel. Ein schwacher Wind aus Südost raute die blaue Endlosigkeit des Pazifiks nicht einmal genug auf, um Schaumkronen oder eine langwellige Dünung zu erzeugen. Die einzige Störung dieser Perfektion aus Blautönen und Stille war der Kratzer, den die HMAS Warramunga als Kielspur stampfend hinter sich herzog. Die Warramunga passierte gerade Point Nemo, die Position im Pazifik, die am weitesten von allem Festland entfernt war, zweitausendsiebenhundert Kilometer bis zu den Pitcairninseln im Norden, der Antarktis im Süden, der Chatham-Insel im Westen und Chile im Osten. Bis Australien noch mal so viel. Ein Ort so fern von allem Leben, dass man verrückt werden konnte, wenn man lange genug darüber nachdachte, und den jede Besatzung nur allzu gerne hinter sich brachte. Und genau dort traf die Fregatte der Royal Australian Navy auf ein Geisterschiff.
Ein ausgedehntes polares Hochdruckgebiet ließ die Sichtweite von der Brücke aus auf über sechs Meilen ansteigen, und Lieutenant Peters sah das Geisterschiff schließlich so deutlich und scharf in seinem Fernglas, als brauche er nur danach zu greifen. Ganz eindeutig konnte er die Rostspuren und die Beschädigungen an den Deckaufbauten erkennen.
Lieutenant Peters setzte das Fernglas ab. »Japanischer Trawler. Einer von denen, die der Tsunami im Frühjahr losgerissen hat.« Dann verständigte er den Commander.
Wenig später näherte sich die Warramunga mit halber Kraft dem 45 Meter langen Fischfänger und ging in geringem Abstand längsseits. Das havarierte Schiff trug den Namen Asa , japanisch für »Morgen«, und war eine willkommene Abwechslung für die Mannschaft, die von Deck aus die Beschädigungen kommentierte und mit privaten Digitalkameras filmte. Die Asa hatte Schlagseite und war durch die Tsunamischäden und die Monate auf See in einem erbärmlichen Zustand. Aber sie war immer noch schwimmfähig und stellte daher ein gefährliches Hindernis für den Schiffsverkehr in der Region dar. Das Schiff war in Sendai registriert und durch den Tsunami am 11. März des Jahres aus dem Hafen losgerissen und ins offene Meer gespült worden. Wie man Commander Webber über Funk versicherte, hatten sich zum Zeitpunkt des Unglücks keine Besatzungsmitglieder mehr an Bord befunden, wodurch sich eine eventuelle Bergung von Leichen erübrigte. Commander Webber beriet sich mit dem Flottenoberkommando in Darwin und erhielt schließlich die Erlaubnis, die Asa zu versenken. Eine seltene Gelegenheit und eine weitere willkommene Abwechslung. Der Commander entschied sich für einen Torpedoschuss und ließ einen der MU90-Torpedos klarmachen. Als die Warramunga jedoch gerade abdrehen wollte, um in Schussposition zu gehen, brüllte einer der Midshipmen an Deck »Stop!« und gestikulierte aufgeregt zur Asa hinüber. Die anderen Besatzungsmitglieder hatten es ebenfalls bereits gesehen. An Deck der Asa stand ein etwa zehnjähriger Junge. Woher er plötzlich gekommen war, konnte niemand sagen, aber nun stand er dort wie ein junger Pilz auf einem
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