Apocalypsis 3.07 (DEU): Wandlung. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
ihre Parkposition am Rande des Vorfeldes erreicht. Der Schützenpanzer zielte immer noch auf das Flugzeug. Laurenz sah jetzt auch israelische Soldaten mit Sturmgewehren im Anschlag. Und Chaim Kaplan.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, begrüßte ihn der Rabbiner. »Ich weiß, was Sie auf sich nehmen. Bitte ignorieren Sie das Säbelgerassel, Sie sind herzlich willkommen und können sich frei bewegen.«
»Danke, mein Freund. Das ist Pater Anselmo«, stellte Laurenz den jungen Jesuiten vor. »Er braucht eine schnelle Internetverbindung, einen großen vegetarischen Burger und jede Menge Cola. Ist das machbar?«
»Bitte keine Umstände«, nuschelte Pater Anselmo verlegen und reichte dem Großrabbiner von Jerusalem die Hand.
Kaplan lächelte. »Alles was koscher ist, ist auch machbar. Bitte kommen Sie.« Er deutete auf drei Fahrzeuge, die vor dem Flughafengebäude warteten. Im vorderen und im hinteren Auto saßen jeweils drei Männer. »In einer knappen Stunde sind wir in Jerusalem.«
»Wäre es nicht etwas unauffälliger gegangen?«
»Glauben Sie mir, das ist die unauffälligste Variante. Unsere Regierung hat jedoch kein Interesse, dass der Papst bei einem Geheimbesuch in Israel getötet wird.«
»Irgendwelche Neuigkeiten aus Abu Ghosh?«
Kaplan schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Auch die Untersuchung mit Wärmesensoren und dem Bodenradar haben nichts ergeben. Ihre Tochter und dieser Bar-Kleophas sind wie vom Erdboden verschluckt.«
Die kleine Fahrzeugkolonne raste mit hoher Geschwindigkeit durch den Abend. Durch die Panzerung der Fahrzeuge drang kein Laut nach innen. Laurenz hatte den Eindruck, im Tiefflug durch die Nacht zu gleiten. Einfach nur zu gleiten, immer weiter.
»Glauben Sie wirklich, dass diese Frau Ihnen weiterhelfen wird?«, riss Kaplan ihn aus diesem träumerischen Zustand. »Ganz davon abgesehen, dass sie im Koma liegt.«
»Wenn ich einen Weg finde, zu ihr durchzudringen – ja. Ich hoffe es. Was wissen wir über sie?«
Kaplan reichte ihm ein einseitiges Dossier mit einem Foto, das eine junge Frau mit kummervollem Blick zeigte.
»Ihr Name ist Rahel Kannai. Vor einigen Tagen erst nach Israel eingereist. Lebt sonst in Australien.«
»Hat sie Familie?«
»Offenbar nicht. Sie hatte einen Freund in Australien, aber der ist kurz nach ihrer Abreise verstorben. Herzversagen.«
Laurenz studierte das Dossier und versuchte, sich Rahel Kannai vorzustellen.
»Jemand könnte Sie erkennen«, warnte Kaplan. »Ein hohes Risiko auf eine vage Hoffnung hin.«
Laurenz ließ das Dossier sinken. »Diese Frau ist meine einzige Hoffnung herauszufinden, wer das Buch Dzyan hat.«
»Selbst wenn ihre Bilder Ausdruck von Visionen waren, und selbst wenn sie aus dem Koma erwacht, ist doch äußerst zweifelhaft, ob sie sich an irgendwas erinnern kann. Geschweige denn, die Bilder reproduzieren.«
»Was wollen Sie damit sagen? Oder fürchten Sie einfach nur den Eklat, falls man mich erkennt?«
Kaplan stieß einen hebräischen Fluch aus. »Sie verschwenden nur Zeit. Kostbare Zeit. Und das sage ich als Ihr Freund.«
»Dann helfen Sie mir.«
Laurenz wandte sich ab und starrte wieder hinaus in die Nacht, die lautlos an ihnen vorbeiglitt. Und dann: Jerusalem. Wie eine Schale aus Gold erschien die Heilige Stadt vor ihnen in der nächtlichen Wüste, wie eine unerreichbare Verheißung ewigen Glücks. Die größte Illusion von allen, dachte Laurenz. In dieser Stadt wurde um jeden Zentimeter Boden erbittert gestritten, Mönche sechs christlicher Konfessionen prügelten sich in der Grabeskirche um die Regelung, wer wann welche Lampen putzen, welche Leitern wo aufstellen und welche Treppenaufgänge benutzen oder nicht benutzen durfte … Vielleicht hatte diese Stadt ihre Ewigkeit bei Gott um den Preis erkauft, niemals Frieden finden zu können. Vielleicht war aber auch diese Ewigkeit nur eine Illusion und Jerusalem bald genau so tot wie jeder andere Ort auf Erden.
»Denken Sie noch manchmal an Scheich al Husseini?«, fragte Kaplan plötzlich. Die Frage nach dem verstorbenen Großmufti von Mekka überraschte Laurenz.
»Jeden Tag.«
»Ich gestehe, dass ich ihn nie mochte. Aber in den wenigen Monaten unserer Zusammenarbeit, die Sie vermittelt hatten, habe ich gelernt, ihn zu respektieren. Dieses grauenhafte Ende in Rom – das hat er nicht verdient. Er war kein schlechter Mann, der Großmufti, oder?«
»Nein, mein Freund, er war kein schlechter Mann.«
»Wenn das alles hier vorbei ist«, seufzte Kaplan. »Ich meine, falls
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