Apocalypsis 3.07 (DEU): Wandlung. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Zustand rapide bis zum Koma. Und dann sterben sie, ohne dass wir irgendwas tun können. Vier Tote bisher, und ich bezweifle, dass wir die anderen vierzehn retten können, solange wir die Ursache nicht kennen. Also frage ich Sie: Was ist es?«
»Ich weiß es nicht«, stöhnte Laurenz bei dem Anblick der Patienten.
»Sie wussten, verdammt nochmal, wie es riecht !«
Mehr noch wurde Laurenz in diesem Augenblick mit Schrecken klar, dass es nicht mehr aufzuhalten war. Die Büchse der Pandora war geöffnet worden.
»Ich glaube, der Großrabbiner hat es auch«, wich er der Frage aus. »Bitte bringen Sie mich jetzt zu Miss Kannai.«
Dr. Yaron schüttelte den Kopf. »Ich werde gar nichts tun, solange Sie mir etwas verschweigen. Sehen Sie nicht, dass hier Menschen sterben?! Sie sind der Papst! Wo ist denn Ihr Gewissen?«
Sie war laut geworden. Laurenz zog sie zur Seite.
»Es ist eine Infektion. Es gab anonyme Hinweise.«
»Was für eine Infektion?«
»Ich weiß es nicht!«, log Laurenz. »Bitte glauben Sie mir, Dr. Yaron, und bringen Sie mich zu Miss Kannai. Wir vermuten, dass Sie mehr darüber weiß.«
Die Ärztin wirkte nicht überzeugt. »Das wäre Sache der Polizei und nicht des Papstes.«
»Wenn wir noch lange zögern, Dr. Yaron, ist es vielleicht zu spät.«
Die junge Frau lag in einem keimfreien Raum, angeschlossen an ein Beatmungsgerät, Infusionen für das Blutplasma und Schmerzmittel, Magensonden, Harnkatheter und Geräte zur Überwachung der Vitalparameter. Sie sah furchtbar aus. Zerbrechlich und zerbrochen zugleich. Ihre gesamte linke Körperhälfte war von Bombensplittern aufgerissen, zerfetzt und versengt, die linke Gesichtshälfte bis auf verbrannte Hautlappen wie weggerissen. Aber wie durch ein Wunder lebte sie.
»Der Beifahrersitz hat sie geschützt«, erklärte die Ärztin an der Trennscheibe der Keimschleuse. »Der Explosionsdruck hat sie durch die Heckscheibe aus dem Wagen geschleudert. Im Augenblick ist sie stabil. Wir haben sie in ein künstliches Koma versetzt, damit sie die nächsten Operationen übersteht. Falls sie sie übersteht.«
»Ich muss trotzdem mit ihr sprechen.«
»Das ist unmöglich. Wenn wir sie aus dem Koma holen, wird sie garantiert sterben.«
»Vielleicht finde ich einen anderen Weg, zu ihr durchzudringen. Ohne ihr Leben zu gefährden.«
Dr. Yaron sah ihn mit unverhohlener Abneigung an.
»Sie gehen mir auf die Nerven, wissen Sie das? Was auch immer Sie vorhaben, ich glaube nicht an Ihren katholischen Hokuspokus.«
»Ich werde ihr nicht schaden, das verspreche ich. Bitte, Dr. Yaron!«
Die Ärztin dachte nach und traf dann eine Entscheidung.
»Sie haben zehn Minuten. Sie werden sie nicht berühren. Sie werden überhaupt gar nichts in diesem Raum berühren. Und das alles auch nur unter einer Bedingung.«
Laurenz verstand. »Ich weiß wirklich nicht, was das für ein Ausschlag ist. Aber ich fürchte, dass Sie es bald mit einer Epidemie biblischen Ausmaßes zu tun kriegen. Es wird mehr Tote geben, als sie sich vorstellen können, Dr. Yaron, und Sie und alle Ärzte der Welt werden machtlos sein. Es sei denn …«, Laurenz deutete auf die Frau auf der anderen Seite der Trennscheibe, »… sie sagt mir, was ich wissen muss, um es aufzuhalten. … Bitte.«
»Zehn Minuten«, sagte die Ärztin tonlos. »Geben Sie mir solange Ihre Tasche.«
Erst jetzt fiel Laurenz die Umhängetasche wieder auf, die er schon die ganze Zeit bei sich trug. Eine abgenutzte blaue Kunstledertasche mit Klettverschlüssen und dem Logo von Nakashima Industries. Sie fühlte sich vertraut an, wie ein lange vermisster Gegenstand, der sich unvermittelt wieder anfindet, dennoch kam Laurenz nicht darauf, wo er sie her hatte. Er erinnerte sich nur, dass sie neben seinem Schreibtisch gestanden hatte, und zögerte, sie der Ärztin zu überlassen.
»Wegen der Keime«, sagte Dr. Yaron. »Oder ist das ein Problem?«
»Nein, alles in Ordnung«, murmelte Laurenz und reichte ihr die Tasche.
Er betrat den Raum in einem keimfreien Overall und rückte sich den Stuhl neben dem Bett zurecht. Das Surren und Blinken der Messgeräte und Maschinen für die Lebenserhaltungssysteme erfüllte den Raum. Rahel Kannai lag regungslos mit gefalteten Händen im Zentrum, wie ein lebendiges Herz in einem Maschinenkörper. Zehn Minuten waren nicht viel, um zu einer Komapatientin vorzudringen, dennoch nahm sich Laurenz zunächst die Zeit für ein Ave Maria, bevor er den keimfreien Overall auffummelte, in seine Jackentasche
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