Apocalypsis Collector's Pack Deutsch - Webnovel: Apocalypsis Collector's Pack Deutsch
Dienstwaffe inzwischen immer bei sich trug.
Um 10.05 Uhr, nachdem die Kardinäle paarweise vor den Altar über dem Petrusgrab getreten waren und ihre Plätze im Halbrund um den Altar eingenommen hatten, begann Kardinal Menendez mit der Messe. Menendez wirkte erschöpft und bleich, er musste die Predigt oft unterbrechen, um sich zu räuspern. Dennoch wurde es die größte Rede seines Lebens.
»Die Barmherzigkeit Christi gibt es nicht umsonst. Man bekommt sie nicht im Schlussverkauf oder durch fortgesetzte Banalisierung des Bösen in den Medien. Christus trägt die ganze Last des Bösen, seine ganze vernichtende Kraft. Er verbrennt das Böse für uns im Feuer seiner leidenden Liebe.
Der Satan ist allgegenwärtig, er ist real. Jeden Tag entstehen neue Sekten, um uns mit Verschlagenheit in die Irre und von der Liebe Christ weg zu führen. Der klare Glaube dagegen wird als Fundamentalismus hingestellt. Alles ist relativ, und damit erfüllt sich Satans Plan: die Diktatur des Relativismus, die keine endgültige Wahrheit und Liebe mehr anerkennt, die nur noch das Ego und die absolute und unmittelbare Bedürfnisbefriedigung heiligt. Die Liebe Christi aber ist kein Konsumartikel, sie überstrahlt alle Moden, Trends und Ismen. Die Liebe Christi allein liefert uns das Kriterium, zwischen Wahr und Falsch zu unterscheiden, zwischen Betrug und Wahrheit. Nur der feste, unerschütterliche Glaube stiftet Einheit und verwirklicht sich in der Liebe.
Alle Menschen wollen Spuren hinterlassen. Aber was bleibt? Das Geld nicht, die Gebäude nicht, die Bücher auch nicht. Das einzig Ewige ist die unsterbliche Seele – Gottes Geschenk an den Menschen. Die bleibende Frucht unserer Existenz ist daher, was wir einander in den Seelen gesät haben – die Liebe. Das Wort Gottes, das die Seele öffnet. Also bitten wir den Herrn, dass er uns helfe, denn nur die Liebe zu Gott wird die Erde umgestalten von einem Tal der Tränen zu einem wahren Garten Gottes.
Aber in dieser Stunde bitten wir den Herrn vor allem, dass er uns wieder einen Hirten nach seinem Herzen schenke, einen Papst, der zur Erkenntnis Christi führt, zu seiner Liebe, zur wahren Freude. Amen.«
Die Fernsehkameras fuhren nacheinander die Gesichter der Kardinäle Europas, Afrikas, Asiens, Amerikas und Australiens ab, aber bei keinem Gesicht verweilten sie länger. Längst galten die Kardinäle Menendez, Alberti und Schiekel als Favoriten. Inzwischen war auch der Warschauer Kardinal Kotoński, immerhin schon neunundsiebzig, wieder aufgewacht und starrte hinauf zu der Alabastertaube über der Cathedra Petri und weiter zu dem Spruchband unter der Kuppel, das auf Latein und Griechisch verkündete: »Du bist Petrus der Fels, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen!«
Zeitgleich mit Bühler verfolgten Don Luigi und Franz Laurenz im Gärtnerhäuschen die Bilder auf einem Computermonitor. Don Luigi glich die Namen sämtlicher hundertachtzehn Kardinäle mit den Aufnahmen der Kameras ab. Aber auf keinen der Männer in Purpur passte die Beschreibung, die Peter Adam über Seth gegeben hatte.
»Das ist doch auch Unsinn!«, rief Laurenz. »Ich kenne diese Kardinäle alle seit Jahren! Einige von Ihnen habe ich persönlich ernannt. Keiner davon ist Seth!«
»Vielleicht will Seth gar nicht selbst Papst werden, sondern benutzt einen der Kardinäle als Strohmann.«
Franz Laurenz sah den Pater an. »Und wer käme ihnen da in den Sinn?«
Don Luigi zögerte. Schließlich aber tippte er mit einem Finger auf das Kamerabild, das den Altar zeigte. Laurenz atmete hörbar aus.
»Das glaube ich nicht. Menendez ist machthungrig, eitel und skrupellos. Aber er würde sich nie mit dem Satan verbünden.«
»Was macht Sie da so sicher, Eure Exzellenz? Menendez ist der Favorit der Wahl, er hat in den letzten Wochen einen aggressiven Wahlkampf geführt. Wenn Seth auf einen Strohmann setzt, dann käme zuallererst Menendez in Frage.«
»Aber wenn Menendez sich seiner Wahl ohnehin sicher ist, wozu sollte er sich dann an Seth verkaufen?«
»Vielleicht wird er erpresst?«
Laurenz stöhnte. Obwohl Menendez immer sein schärfster Kritiker gewesen war, obwohl er mit Unterstützung des Opus Dei massiv gegen ihn als Papst intrigiert hatte, schätzte er den Spanier immer noch als Mann der Kirche und guten Christen. Ein Hardliner, gewiss, aber kein Verräter der Kirche. Dennoch ließ sich die Vermutung des Jesuiten nicht ganz von der Hand weisen. Nicht in der momentanen Situation.
»Ich muss mit Menendez
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