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Apocalyptica

Apocalyptica

Titel: Apocalyptica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Graute
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entsinnen, woran. Sein Blick glitt weiter über seinen Körper. Wieder bebte er vor Furcht. Nichts an ihm erinnerte an das Kind, das er wenige Augenblicke zuvor noch gewesen war. Die Zeichen erstreckten sich über seinen gesamten Körper, der nackt war wie bei seiner Geburt. Naphal erinnerte sich an seine Geburt, auch wenn das eigentlich unmöglich war, wie man ihm wiederholt versichert hatte.
    Er sieht seine Mutter Isabella, wie sie Schmerzen leidet und den Doctor, wie er versucht, die Frau zu beruhigen. Sie schreit ihn aber nur an und will, dass es aufhört.
    Jetzt ist alles gut. Mutter hat keine Schmerzen mehr, und er muss nicht mehr unter die Erde. Er ist frei zu gehen, wohin immer er will.
    Hastig sammelt Naphal die faustgroßen, schillernden Käfer ein und will sie unter seine Weste stopfen, um sie auch weiter zum Trost bei sich zu haben. Als ihm seine Nacktheit zum zweiten Mal bewusst wird, kommt die Hoffnungslosigkeit wie eine Welle. Heiße Tränen rinnen über seine Wangen und benetzen den vertrockneten Boden. Schluchzend ringt Naphal um Atem. Die Realität holt ihn ein wie ein eiskalter Schwall salzigen Meerwassers. Der Schmerz über den Verlust all derer, die ihn geliebt haben, raubt ihm fast die Sinne. Er will den Rest seiner kleinen Welt nicht auch noch verlieren und greift nach einem der Käfer, die sich immer noch schützend an ihn schmiegen. Seine Zähne graben sich in knochenhartes Chitin und brechen, doch er spürt keinen Schmerz. Der brummende, zirpende Singsang der Käfer verebbt und weicht einer Symphonie aus Klängen, die nicht von dieser Welt stammen. Immer weiter verschlingt er Käfer um Käfer, bis sein Hunger gestillt ist und der Wurm sich nicht mehr wie toll in ihm windet. Als Naphal die Augen wieder öffnet, sieht er ins Wesen der Dinge. Der Wald, die Berge, der Himmel, all das ist nur das Gemälde eines untalentierten Schmierfinks. Dahinter schlummert, verborgen vor den Augen derer, die nicht sehen dürfen, das wahre Gesicht dieser Welt. Ohne Gebote, ohne Gesetze, ohne Barrieren, ohne Regeln.
    Er richtet sich auf, um das Unfassbare greifbar zu machen. Seine Haut ist bedeckt von kaltem, schwarz schillerndem Schweiß. Die Tropfen sind wie Obsidianperlchen in einem Meer aus fiebrig weißer Haut. Aus ihnen entfalten sich Flügel, und die Perlen fliegen davon. Doch Naphal befiehlt ihnen, bei ihm zu bleiben, und die Schwärme gehorchen ihm.
    Am trüben Horizont im Süden manifestiert sich eine Macht. Strahlend schön und doch erschütternd, wie er. Naphal will diese Macht. Er will sie in sich aufnehmen. Er will alles in sich aufnehmen. All die Liebe, die er so lange vermisst hat. Er will immer mehr. Er will sie jetzt, denn er fürchtet, das Gefühl könnte verebben. Er erhebt sich.

    „Ist es noch weit, Ama? Ich bin müde.“ Der tagelange Gewaltmarsch durch halb Europa zeigte Spuren. Lâle hatte sich schon die ganze Zeit über gefragt, wie Schawâ in der Lage war, etwas derart Anstrengendes durchzuhalten. Teils hatte sie dieses Phänomen ihrer kindlichen Energie und insgeheim ein wenig ihren himmlischen Begleitern zugesprochen. Doch jetzt schienen die Reserven der Kleinen endgültig aufgebraucht.
    „Wir müssen rasten. Schawâ ist todmüde, und ich bin es ehrlich gesagt auch.“
    Doch die Wanderer schienen Lâles Einwand überhören zu wollen, da sie keinerlei Anstalten machten, ihr Marschtempo zu drosseln.
    „He, seid ihr taub?“ Die Stimme der erschöpften Frau hatte immer noch genug Kraft, von den Felsen, durch die sie sich bewegten, zurückgeworfen zu werden. Das Echo klang seltsam hohl. Lâle führte diesen Umstand auf ihren eigenen Zustand zurück. Auch sie fühlte sich leer und entkräftet. Seit Tagen und Wochen rannte sie den vier Wanderern hinterher wie eine Hündin ihrem Herrchen.
    Die Engel blieben stehen. Der Wanderer drehte sich um und ging ein paar Schritte auf Lâle, die sich trotzig auf einen am Wege liegenden Fels gesetzt hatte, zu.
    „Es ist nicht mehr weit, Schwester von Engeln.“ Die Stimme des Wanderers klang sanft und verständnisvoll, aber Lâle wusste, dass er keinen Widerspruch duldete.
    „Wo gehen wir hin?“
    „Dorthin, wo alles endet, so oder so.“
    Lâle seufzte resigniert. „Wann hört das endlich auf? Die Geheimnistuerei, die Rätsel und alles andere?“
    „Um deinetwillen und des Schicksals deiner Spezies kann ich dir diese Frage nicht beantworten.“
    „Natürlich. Schon klar.“ Die Frau schürzte genervt die Lippen. „Nur eins noch. Versprich

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