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Aprilwetter

Aprilwetter

Titel: Aprilwetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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setzt sich gerade und schaut Meike an. Jetzt ist sie weiß im Gesicht.
    »Liebt ihr euch?« fragt er.
    »Ja«, sagt Daniel. Aber er schaut sich nicht nach Meike um. Vielleicht hat er Angst, sie glaubt es nicht oder will es nicht oder fühlt nicht so wie er.
    »Ja«, sagt Meike und legt ihre Hand auf seinen Arm.
    Benno atmet tief ein. Das, was jetzt kommen muss, wird schwer. »Christine und ich auch«, sagt er.
    Er senkt den Kopf. Er will ihre Gesichter nicht sehen, wenn sie begreifen, was er eben gesagt hat, nicht Daniels Gesicht jedenfalls. Nicht jetzt.
    Langes Schweigen. Das Summen einer Biene oder Hummel. In der Ferne irgendwo der Schrei eines Bussards.
    »Und du meinst, da kann ich nichts dagegen haben?« Daniel starrt ihn an.
    Benno hebt den Kopf und starrt zurück. Er versucht, nicht zu blinzeln. Als käme es darauf an.
    »Weil ich ja schließlich Meike habe und kein Recht mehr auf Christine.«
    Benno nickt.
    Sie schweigen. Lange. Sehr lange. Dann spricht Daniel endlich wieder: »Fahr ihr nach.«
    Benno steht auf.
    »Sie hat einen Mietwagen. Blauer Golf mit Stuttgarter Nummer. Weit ist sie noch nicht. Vielleicht in Leutkirch.«
    Meike legt vorsichtig ihren Arm um Daniel. Er spürt es und braucht einen Moment, bevor er sich zu ihr umdreht. Benno kann sehen, wie Daniel versucht, den Schrecken, die Fassungslosigkeit zu verbergen, bevor Meike ihn sehen kann. Sie umarmt ihn. Er lässt seinen Kopf an ihre Schulter sinken und legt ebenfalls seine Arme um sie. Meike sieht Benno an. Er weiß nicht, was er in ihrem Blick lesen soll. Freude? Dankbarkeit? Zweifel? Verblüffung?
    —
    Er hat nichts mitgenommen, keine Zahnbürste, nicht die Strat, nicht die Martin und nicht die Tasche, hat sich nur mit einem Griff an den Hintern versichert, dass er seinen Geldbeutel hat, dann ist er eingestiegen und losgerast. Sogar die Jacke hat er vergessen. Egal, es ist warm genug.
    Bis Ulm versucht er noch, unter den Autos vor sich einen blauen Golf auszumachen, dann lässt er es sein und konzentriert sich nur noch aufs Fahren. Er frisst die Kilometer, nutzt jede Lücke und sieht nichts mehr außer der Straße, den Hecks der anderen Wagen, denen er sich nähert und die er in farbige, flüchtige Schatten verwandelt, wenn er sie überholt. Er braucht nur knapp zwei Stunden.
    —
    Christine reagiert nicht auf die Klingel. Benno schließt die Haustür auf und geht nach oben. Vor ihrer Wohnungstür verharrt er eine Zeit lang und hört, wie sie die Balkontür schließt. Dann hört er ihre Schritte. Er klopft. Die Schritte stehen still.
    »Nein«, sagt ihre Stimme gedämpft durch die Tür, aber fest, beherrscht und kalt.
    »Ich bin’s. Benno«, sagt er.
    »Nein«, hört er durch die Tür.
    »Doch«, antwortet er, »und falls du mich nicht sehen willst, dann respektiere ich das ausnahmsweise diesmal nicht. Bitte mach auf.«
    »Geh weg.«
    »Nein.«
    Schweigen. Keine Bewegung. Er hat eine klare Vorstellung, wo im Raum sie stehen muss. Etwa zwei Schritte vom Sofa entfernt, vier von der Tür und vier vom Balkon.
    »Christine, wenn du Daniel auf den Mond schießen willst, tu das, aber ich bin nicht Daniel. Schieß nicht mich auf den Mond.«
    »Geh bitte weg. Ich will nicht reden.«
    »Und ich will nicht zusehen, wie du an Daniel leidest.«
    »Die Tür ist zu.«
    »Ich seh durch.«
    »Blödsinn.«
    Schweigen.
    »Mach auf. Bitte.«
    Schweigen.
    Benno wartet. Eine Minute vielleicht. Dann knarrt der Fußboden und bewegt sich die Tür. Sie öffnet halb. Sie schaut ihn an. Ernst, nein verstört. Er bleibt stehen und schaut sie an.
    »Wenn du jetzt ein Problem hast wegen Daniel, dann hab ich eins wegen uns.«
    Sie scheint nicht ganz da zu sein, seinen Satz nicht gehört zu haben oder nicht zu erfassen – sie schaut ihn immer noch an, als könne sie nicht von ihrer Enttäuschung und ihrem Zorn lassen.
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn du Daniel nicht gehen lassen kannst, dann willst du mich nicht haben, liegt das nicht auf der Hand?«
    Jetzt erscheint so etwas wie ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht. Sehr klein. Vermutlich kann nur er das sehen, weil er so sehr darauf gehofft hat. Vielleicht ist es nur eine winzige Entspannung ihrer verkrampften Gesichtsmuskeln.
    »Daniel ist ein Arschloch«, sagt sie.
    »Du dann auch«, sagt er.
    Die Tür ist noch immer nur halb geöffnet, sodass Christine sie jederzeit wieder zuschlagen kann. Jetzt endlich gibt sie ihr mit dem Handrücken einen Stoß, die Tür schwingt auf, und Benno sieht das schräg hereinfallende

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