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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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nicht, um Leute in Gefahr zu bringen. Das bedeutete, dass seine Magie ohne sein Zutun agierte – sie ignorierte das Prickeln der Furcht, die sie durchrieselte. Anders als bei Aralorn übertraf seine Magie, menschliche wie grüne, die einer durchschnittlichen Kräuterhexe um einiges : Aber ihm gegenüber ihre Angst davor zum Ausdruck zu bringen, hätte ihn mit Sicherheit mehr verletzt als ein Messer an seiner Kehle.
    »Ich hätte es dir vorher sagen sollen«, begann er, ohne sie anzusehen. »Als um mich herum seltsame Dinge zu passieren begannen, hab ich’s zuerst für Einbildung gehalten. Es waren nur Kleinigkeiten. Ein Vase, die vom Tisch fiel, eine Kerze, die sich von selbst entfachte.« Er verstummte und zog die Luft ein.
    Als er weitersprach, klang seine ohnehin brüchige Stimme heiser von der Anstrengung, seine Gefühle zu unterdrücken. »Ich wünschte, ich hätte niemals entdeckt, dass ich grüne Magie ebenso gut wirken kann wie menschliche. Es war bis dahin schon schlimm genug, als ich eine Art Monstrosität und nicht in der Lage war, die Magie, die ich heraufbeschwören konnte, auch zu beherrschen. Aber wenigstens kam sie nur, wenn ich sie rief. Doch seit ich begann, auch grüne Magie einzusetzen, verlor ich mehr und mehr die Kontrolle. Sie zerrt mich umher, als wäre ich ein kleines Hündchen, und hält mich dabei fest an der Leine. Es wäre besser für dich, ich würde verschwinden und nie wieder zurückkommen.«
    Während er die letzten Worte sprach, machte er eine rasche Handbewegung, und die Dampfschwaden im Raum lösten sich auf. Aralorn stellte sich direkt vor ihn, sodass er sie ansehen musste.
    Lächelnd schaute sie zu ihm auf und nahm sein Gesicht in beide Hände. »Wenn du gehst, folge ich dir, bis zur Pforte des Todes und zurück, wenn es sein muss«, sagte sie vergnügt. »Glaub nicht, dass ich das nicht könnte.«
    Er legte seine Hände auf ihre. »Allmächtige Götter«, murmelte er und schloss die Augen. Aralorn wusste nicht zu sagen, ob es ein Fluch war oder ein Gebet.
    »Grüne Magie hat so ihre Tücken«, sagte sie sanft. »Einer der Ältesten, der mich unterrichtete, verglich sie immer mit einem eigensinnigen Kind. Sie spricht mehr auf gutes Zureden an als auf Gewalt.«
    Gelbe Augen öffneten sich zu schmalen Schlitzen. »Musst du deine Magie etwa nicht rufen? So wie es jeder Menschenmagier tun würde?«
    »Doch«, gab Aralorn zu, wenn auch widerstrebend. Sie hasste es, wenn er ihre Bemühungen, ihn moralisch aufzubauen, sabotierte.
    Wolf grunzte. »Ein Menschenmagier ist eingeschränkt durch die Menge an reiner, ungeformter Magie, die er heraufbeschwören kann, und durch die Zeit, die er sie für seinen Zauber zu binden vermag. Die Magie, die man herbeiruft, ist bereits ein Teil des Gefüges der Welt, daher muss man diese Grenzen respektieren. Aber ich sage dir, diese Magie « – er spie das Wort förmlich aus –, »… kommt und geht, wie es ihr passt. Nur einem Narr würde dies keine Angst machen. Wie du weißt, ist meine Magie nur durch meinen Willen begrenzt. Diese jedoch folgt nicht mal ansatzweise meinem Willen. Ich kann sie nicht kontrollieren, kann sie nicht aufhalten.«
    Aralorn dachte einen Augenblick über seine Worte nach, bevor sich ihr Mund zu dem Grinsen einer Katze im Melkstall verzog. »Langeweile war mir schon immer zuwider, aber irgendwie kriegst du’s immer hin, die interessantesten Probleme zu haben.«
    Auf diese Reaktion war er nicht gefasst, und überrumpelt lachte er rau.
    »Komm«, sagte sie rasch, »hilf mir, mich abzutrocknen, und dann lass uns erst mal was essen. Nicht weit von hier lebt das Volk meiner Mutter – vielleicht wissen sie ja Rat. Wir werden dort einen Zwischenstopp einlegen, bevor wir zurück nach Sianim reisen.«

3
    Mit Wolf – nun wieder in seiner vierbeinigen Gestalt an ihrer Seite – begab Aralorn sich in die große Halle. Als sie ihm versichert hatte, er müsse sie nicht begleiten, hatte er sie nur angesehen und gewartet, dass sie die Tür öffnete. Wenn er wollte, konnte dieser Mann mit einem Blick mehr sagen, als andere mit einer ganzen Rede.
    Zuvor hatte sie die alten Sachen, die noch in ihrem Schrank lagen, durchstöbert und nach einem langärmeligen Kleid gesucht, das die Narben auf ihren Armen bedeckte. Die Kleider befanden sich ausnahmslos in hervorragendem Zustand (viele davon waren nicht einmal getragen), aber die Modelle von vor zehn Jahren hatten alle so enge Ärmel, dass sie nach einer Dekade des Kämpfens und Exerzierens

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