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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Schwangerschaft sanft nach außen gewölbt, doch das tat dem Liebreiz ihrer Figur keinerlei Abbruch. Die großen, leicht schräg stehenden dunkelblauen Augen sahen Aralorn entschuldigend an. »Das hier ist für dieses Gespräch weder die richtige Zeit noch der Ort.«
    »Freya«, sagte Aralorn lächelnd, »schön, dich wiederzusehen.«
    Ein schalkhaftes Lächeln erhellte das Antlitz der jüngeren Frau, als sie ihrem Gatten den Arm tätschelte und ihn dann stehen ließ, um Aralorn zu umarmen. »Bleib das nächste Mal gefälligst nicht so lange fort, Federgewicht. Ich hab dich vermisst.«
    Aralorn lachte, froh, das Thema wechseln zu können. »Ich hab dich auch vermisst, Pustebacke.«
    Correy lachte laut auf. »Den Namen hatte ich schon ganz vergessen. Seit du fort warst, hat keines der Kinder mehr einen Spitznamen erhalten.«
    »Vielleicht hab ich im Zusammenhang mit deiner Abwesenheit ja doch nicht alles vermisst«, sagte Freya. Doch ihre Augen leuchteten, als sie die Arme verschränkte und ihre Wangen in der Art und Weise aufblies, die ihr den einst so verhassten Beinamen verschafft hatte.
    »Wenn ich mich richtig erinnere, schrieb Irrenna in ihrem Brief, dass dein Kind in diesem Frühjahr kommt, richtig?«, fragte Aralorn.
    Freya nickte und wollte noch etwas erwidern, doch in dem Moment tauchte Irrenna aus einer entfernten Ecke der Halle auf, wo sie mal wieder ein gesellschaftlicher Notfall in Beschlag genommen hatte, und rief Aralorns Namen.
    Sodann kam sie auf die Gruppe zugeeilt und gab Aralorn einen Kuss auf die Wange. »Komm, Liebes, der Alkoven ist leer, du kannst deinem Vater die letzte Ehre erweisen.«
    Plötzlich verspürte Aralorn wieder den kalten Eisesschauer des Schmerzes, auch wenn das Lächeln in ihrem Gesicht unverändert blieb. »Ja, Irrenna. Danke.«
    Sie folgte der anmutigen Gestalt ihrer Stiefmutter durch die Menge. Hier und dort blieben sie stehen, um jemanden zu begrüßen – Irrenna hatte sich vor ihrer Trauer in die mit jeder Feierlichkeit einhergehende Sorge um die Gäste geflüchtet.
    Wolf huschte mutig voraus, fand in der Nähe des schwarzen Vorhangs ein Eckchen, wo die Wahrscheinlichkeit, dass jemand auf ihn treten würde, relativ gering war, und ließ sich dort diskret nieder. Währenddessen murmelte Aralorn Höflichkeiten, quetschte Irrennas Hand und arbeitete sich langsam selbst zu dem verhängten Alkoven vor.
    Der schwarze Samt war schwer und schloss einen Großteil der Geräusche in der Halle aus. Die am Kopf- und Fußende der Totenbahre aufgestellten Weihrauchschalen verbreiteten einen widersinnig exotischen Duft. Aralorn wartete, bis der Vorhang hinter ihr wieder reglos herabhing, und ging dann tiefer in die kleine Kammer hinein.
    Abgesehen von drei an der Wand befestigten Fackeln, deren flackerndes Licht die gröbsten Schatten durchdrang, war der Raum ohne jeglichen Schmuck. An der dem Vorhang gegenüberliegenden Seite des Raumes befand sich eine massive Holztür, durch die der Leichnam zur Begräbnisstätte außerhalb der Feste gebracht werden würde. Die Kammer war klein, bot für höchstens acht oder zehn Trauernde Platz, die sich um die graue, schwere Steinbahre versammeln konnten. Ein privater Ort.
    Der Mann, der dort lag, sah nicht aus wie ihr Vater, auch wenn er dieselbe Staatsrobe trug wie seinerzeit bei der Krönung des Königs von Reth. Unwillkürlich musste Aralorn lächeln, als sie daran dachte, wie er sich aus der Küche Zuckerküchlein geklaut hatte. Grüner und brauner Samt, bestickt mit Gold . Sachte berührte sie mit den Fingerspitzen den kostbaren Stoff. Der Löwe war ein erdverbundener Mann gewesen; es war nur angemessen, dass sein Totenhemd dies widerspiegelte.
    »Du hättest in der Schlacht fallen sollen, Vater«, flüsterte sie. »Krankheit ist so eine unrühmliche Art zu sterben. Die Barden singen schon Balladen von deiner Wildheit und Schläue im Kampf, wusstest du das? Sie werden gewiss noch einen würdigen Feind erdichten, der dir eine tödliche Wunde beigebracht hat, um ihre Künstlerseelen zufriedenzustellen.«
    Sie spürte den kalten Stein der erhöhten Bahre an ihren Hüften, hatte gar nicht gemerkt, dass sie näher getreten war. »Ich hätte früher kommen sollen – oder dich am Hof ansprechen, als ich dich dort sah. Ich bin eine Spionin, hast du das gewusst? Was hättest du gemacht, wenn die Küchenmagd oder der Stallbursche, der dein Pferd hielt, sich plötzlich in mich verwandelt hätte? Hättest du mich als Landesverräterin vor Gericht

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