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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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großflächig waren, um viel Ausdruck zuzulassen.
    »Ich wollte keine schmerzhaften Erinnerungen wecken«, sagte er. »Es tut mir leid.«
    Aralorn schüttelte den Kopf. »Ich bin inzwischen erwachsen und hab mit den Jahren das ein oder andere begriffen. Ich bin meiner Schwester zuliebe nicht mehr nach Lammfeste zurückgekommen, und auch, denke ich, um meines Vaters willen. Er liebt – liebte – Nevyn wie einen leiblichen Sohn. Meine Anwesenheit hätte diese Familie nur entzweit. Und Nevyn … Nevyn kam schon gebrochen bei uns an. Einer von uns beiden musste gehen, und für mich war es leichter.« Sie dachte einen Augenblick nach. »So im Nachhinein betrachtet finde ich den Gedanken, dass jemand mich für eine gefährliche Verführerin gehalten hat, eigentlich recht amüsant. Leuten, die so aussehen wie ich, gesteht man eine solche Rolle nicht oft zu.«
    Auch wenn seine Lippen sich nicht einen Millimeter bewegten, so erwärmte doch ein Lächeln die gewohnt kalten Augen. »Gefährlich, nein«, bemerkte er und wandte seinen Blick von ihrem Gesicht ab.
    »Willst du damit irgendwas andeuten?«, fragte sie neckisch. Sie war sich darüber im Klaren, dass sie keine Schönheit war, und ihre weiblichen Reize wurden durch die Muskeln und Narben, die das Söldnerleben mit sich brachte, nicht eben unterstrichen – doch das schien Wolf nicht zu stören.
    »Wer? Ich?«, säuselte er und kniete sich neben die Wanne. Er drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann gestattete er es seinen Lippen, sich einen Weg über ihre Augenbraue und ihren Wangenknochen zu ihrem Mundwinkel hinab zu suchen und knabbernd dort zu verweilen.
    »Du könntest einen Gletscher verführen«, flüsterte Aralorn. Sie erschauerte, als der Atem, den er bei seinem leisen Lachen ausstieß, über ihre lustempfänglichen Lippen strich.
    »Oh, vielen Dank«, erwiderte er. »Das hab ich allerdings noch nie versucht.«
    »Ich hab dich vermisst«, sagte sie sanft.
    Er legte seine Stirn an ihre und schloss die Augen. Sie spürte, wie sich sein Nacken unter ihrer Hand anspannte, etwas, das nichts mit der Leidenschaft zu tun hatte, wie sie vermutete.
    »Hilf mir, Liebster«, sagte sie und schob sich in der Wanne in eine aufrechte Sitzhaltung empor. »Was ist los?«
    Er zog sich von ihr zurück, seine Augen zwei goldene Juwelen, die im Licht der Kerzen funkelten, die den Raum erhellten. Sie vermochte die hinter dem glitzernden Bernsteingelb glimmende Emotion nicht zu deuten und bezweifelte, dass Wolf ihr überhaupt hätte erklären können, was es war. Er reagierte auf alles Unbekannte in gleicher Weise, wie es ein wildes Tier tat – Sicherheit erfolgte allein aus Kenntnis und Kontrolle; das Unbekannte barg nur Zerstörung. Sich zu verlieben hatte ihm weit mehr zu schaffen gemacht als ihr.
    »Ich wollte dich eigentlich nicht noch einmal fragen«, begann sie, »aber … warum bist du fort?«
    Wolf holte tief Luft und betrachtete den Paravent, als handelte es sich bei ihm um ein detailreiches Kunstwerk und nicht um ein banales Möbelstück. Eine Hand lag noch immer auf Aralorns Schulter, aber er schien sie völlig vergessen zu haben.
    »Schon gut«, sagte Aralorn schließlich. Sie zog die Beine an und schlang ihre Arme darum. »Du musst mir nicht …«
    »Es ist nicht gut«, stieß er heiser hervor und spannte seinen Griff um ihre Schulter, sodass es fast schmerzte. Er fuhr herum, um sie anzusehen, und seine kniende Position wurde zur kauernden Stellung eines in die Enge getriebenen Tiers. »Ich … Pest und Verdammnis! «
    Aralorn blieb kaum Zeit zu realisieren, dass ihr kaltes Badewasser mit einem Mal kochend heiß geworden war, bevor Wolf sie tropfnass wie ein Fisch aus der Wanne und auf den kalten Steinfußboden zerrte. Nicht ohne sich zuvor das Badetuch zu schnappen und zweimal um sich zu wickeln, stand sie wenige Augenblicke später neben ihm und sah zu, wie das Wasser in großen Dampfschwaden zur Decke aufstieg. Als es im Zimmer zusehends dunstig wurde, ging sie zum Fenster und stieß die Läden auf.
    »Ich hätte dich verbrühen können«, sagte er leise, während er den Blick von der leeren Wanne abwandte.
    »Ja, das hätte geschehen können.« Aralorn spitzte die Lippen und fragte sich, wie sie mit dieser neuen Wendung in ihrer Beziehung umgehen sollte.
    Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass die Aufheizung des Wassers kein bizarrer Jux gewesen war: Er besaß durchaus einen Sinn für Humor, aber er missbrauchte seine Fähigkeiten für gewöhnlich

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