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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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angestrengt nach, dann holte er ein Foto der gleichen Region aus dem Datenspeicher. Er legte die Bilder nebeneinander auf den Schirm und betrachtete sie abwechselnd. Es gab einen fast unscheinbaren Unterschied, den er dennoch nicht benennen konnte.
    Jetzt legte er die beiden Bilder direkt übereinander und dann wurde es ihm klar. Er schüttelte ungläubig den Kopf. Das Bild aus dem Archiv war ein Jahr alt. Die Fixsterne am Rand des Bildschirms deckten sich hervorragend, doch zur Mitte hin gab es zunehmende Abweichungen, je näher die Lichtquellen zum galaktischen Zentrum standen.
    Steve sah auf und grübelte. War es ein Fehler der adaptiven Optik? Im Grunde waren die Bilder durch die intelligente Software mehr und mehr zu virtuellen Spielereien verkommen. Steve hegte inzwischen großes Misstrauen gegen jede Art von Bildbeweisen. Selbst Fotos seiner billigen, digitalen Hosentaschenkamera konnte man mit der zugehörigen Software auf dem PC so verändern, dass aus einem Skiurlaub in den Rockies ein Strandurlaub in Mexiko wurde.
    Bilder lügen nicht war ein häufiger Ausspruch seines verstorbenen Vaters gewesen, der sein Geld mit einem kleinen Fotostudio verdient hatte. Steve war im Glauben an diese unumstößliche Wahrheit groß geworden, auch wenn sein Vater ab und an hässliche Narben und Pickel der Menschen, die er porträtierte, retouchieren musste.
    Diese Wahrheit galt dennoch für die analoge Fotografie und Astronomie, in der Photonen unbestechlich dort, wo sie in den Film einschlugen, Silberbromidsalze in ihre Bestandteile zerlegten, sodass das Silber den Film schwärzte. In der digitalen Fotografie war alles möglich, ohne dass man Manipulationen erkennen konnte. Er checkte deshalb zunächst alle Systeme, lud sämtliche Bilder der Sagittariusregion vom zentralen Server auf seinen Bildschirm und verglich sie in chronologischer Reihenfolge.
    Tatsächlich. Es hatte vor einem Jahr begonnen. Die Sterne, die näher am Zentrum lagen, schienen langsam zu ihm hin zu wandern. Ein Irrtum war ausgeschlossen, doch welche Erklärung gab es für das Phänomen? Er trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch und dachte angestrengt nach, dann weiteten sich seine Augen vor Erstaunen. Konnte es möglich sein?
    Sie wussten wenig über die ungewöhnliche Materie, die sich hinter den interstellaren Staubwolken verbarg oder unbeobachtbar war, weil die gigantische Gravitation einer unvorstellbaren Masse das Licht nicht entkommen ließ. Im Grunde musste man als Astronom den Begriff der Realität neu fassen. Der nächste Fixstern war über vier Lichtjahre entfernt, sodass jeder Blick in den Himmel ein Blick in die Vergangenheit war. Das Licht des beliebten Andromedanebels, das den Mauna Kea gerade erreichte, war in der Zeit der ersten Hominiden auf die Reise gegangen. Steve war katholisch aufgewachsen und hatte lange Zeit den Konflikt zwischen den Naturwissenschaften und den Dingen des Glaubens nicht lösen können. Das gelang ihm erst, als er beruhigend feststellte, dass sich seine kleine, naturwissenschaftliche Welt, die keinen Gott brauchte, letztendlich am Sternenhimmel in der Unendlichkeit und der Auflösung jedes Zeitbegriffes verlor und auf der entgegengesetzten Seite im Mikrokosmos schließlich im Rauschen der Quanten. Die Welt war nach oben wie nach unten eingebettet in ein unlösbares Geheimnis, das er nach wie vor die unsichtbare Hand Gottes nannte, obwohl er nicht mehr an den Gott seiner Kindheit glaubte.
    Er legte eine Maske aus Gitternetzlinien über die verschiedenen Bilder des Schützen. Tatsächlich! Die Sterne näher am Zentrum waren über das Jahr gesehen stärker konzentrisch in Richtung des Mittelpunktes gewandert als jene, die weiter davon entfernt waren. Es sah also so aus, als würden sie von irgendetwas angezogen, das dort unsichtbar an ihnen zerrte.
    Das zentrale schwarze Loch? Nein, denn das gab es an dieser Stelle seit über vier Milliarden Jahren. Natürlich wuchs seine Masse langsam, indem es Staubwolken und Sterne schluckte, die in seine Nähe kamen. Die wahrscheinlichere Erklärung war aber, dass sich die Sterne überhaupt nicht bewegten, sondern etwas mit ungeheurer Masse das Licht dieser Objekte auf dem Weg zur Erde ablenkte, wie es die Relativitätstheorie verlangte.
    Eine gigantische Gravitationslinse bewegte sich aus dem galaktischen Zentrum heraus auf die Erde zu. Natürlich überlegte Sven sofort, welche Folgen eine Kollision mit seinem Heimatplaneten hätte, es war aber äußerst

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