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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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Tod kümmern, er hatte bei Tagesanbruch auf dem Gut des Barons zu sein. Er trank ein paar Schluck Ziegenmilch und wischte den prächtigen Bart am Ärmel ab. Dann nahm er in die eine Hand ein Stück Brot, in die andere seine Fallen und schlich leise aus dem Haus, um die Frau nicht zu wecken und ja nicht in diese Sache verwickelt zu werden. Ohne an den kleinen Eindringling einen weiteren Gedanken zu verschwenden - außer, daß er ihn vermutlich zum letzten Mal gesehen hatte -, schritt er auf den Wald zu.
Bald darauf, bevor die alte Uhr sechs Uhr zeigte, kam Florentyna, die ältere Tochter, in die Küche. Die Uhr war nur eine ungefähre Hilfe für jene, die wissen wollten, ob es an der Zeit sei, aufzustehen oder zu Bett zu gehen; seit vielen Jahren zeigte sie die ihr genehme Zeit an. Zu Florentynas täglichen Pflichten gehörte das Zubereiten des Frühstücks, an und für sich eine leichte Aufgabe, die nur im Verteilen der Ziegenmilch und eines Laibes Brot an die achtköpfige Familie bestand. Trotzdem erforderte es salomonische Weisheit, die Aufgabe so auszuführen, daß niemand sich über eine zu kleine Portion beklagte.
Sah man Florentyna zum erstenmal, so wirkte sie wie ein hübsches, zartes, etwas mickriges Mädchen. Daß sie seit drei Jahren nur ein einziges Kleid zum Anziehen hatte, war betrüblich, doch wer das Kind sah und es sich in einer anderen Umgebung vorstellen konnte, verstand, warum sich Jasio in ihre Mutter verliebt hatte. Florentynas langes Haar war von einem schimmernden Blond, und die haselnußbraunen Augen funkelten, ihrer traurigen Umwelt und der spärlichen Nahrung zum Trotz.
Auf Zehenspitzen näherte sie sich dem Schaukelstuhl und schaute ihre Mutter und den kleinen Jungen an, den sie vom ersten Moment an ins Herz geschlossen hatte. Mit ihren acht Jahren hatte sie noch nie eine Puppe besessen. Ja, sie hatte nur ein einziges Mal eine Puppe gesehen, als die Familie zu einer Sankt-Nikolaus-Feier in das Schloß des Barons eingeladen worden war. Selbst damals hatte sie den schönen Gegenstand nicht zu berühren gewagt, aber jetzt empfand sie das unerklärliche Verlangen, dieses Baby im Arm zu halten. Sie beugte sich hinab, nahm das Kind auf, schaute ihm in die blauen Augen - so blaue Augen - und begann leise zu summen. Der Wechsel von der Wärme der Mutter zu den kalten Händen des Mädchens empörte das Baby. Es fing laut zu schreien an und weckte die Mutter, die sich sofort schuldbewußt fühlte, weil sie eingeschlafen war.
»Guter Gott, er lebt noch«, sagte sie zu Florentyna. »Mach das Frühstück für die Jungen, ich will versuchen, ihn trinken zu lassen.«
Widerwillig übergab ihr Florentyna das Baby und schaute zu, wie die Mutter wieder versuchte, aus ihren schmerzenden Brüsten etwas Milch zu pressen. Das kleine Mädchen war fasziniert.
»Beeil dich, Florcia«, schalt die Mutter, »auch die andern wollen essen.«
Florentyna gehorchte; als die Brüder vom Dachboden kamen, wo sie geschlafen hatten, küßten sie ihrer Mutter die Hand und starrten den kleinen Neuankömmling ehrfürchtig an. Sie wußten nur, daß er nicht aus dem Bauch der Mutter gekommen war. Florentyna war zu aufgeregt, um ihr Frühstück zu essen, also teilten die Brüder ihre Portion unter sich auf und ließen das Frühstück der Mutter auf dem Tisch stehen. Dann ging jeder an seine Arbeit, und niemand bemerkte, daß die Mutter seit der Ankunft des Babys keinen Bissen gegessen hatte.
Helena Koskiewicz war froh, daß ihre Kinder schon frühzeitig gelernt hatten, sich allein um alles Nötige zu kümmern. Sie wußten, wie man die Tiere fütterte, Kühe und Ziegen molk und den Gemüsegarten betreute, und sie erledigten ihre tägliche Arbeit ohne besondere Aufforderung und Hilfe. Als Jasio abends heimkam, fiel ihr plötzlich ein, daß sie kein Abendbrot für ihn vorbereitet hatte. Doch Florentyna hatte ihrem Bruder Franck, dem Jäger, bereits die Kaninchen abgenommen und ausgenommen. Sie war stolz, für das Essen verantwortlich zu sein; sonst war das nur der Fall, wenn ihre Mutter sich nicht wohl fühlte, und diesen Luxus erlaubte sich die Mutter selten.
Der junge Jäger hatte vier Kaninchen, der Vater sechs Pilze und drei Kartoffeln nach Hause gebracht; heute abend würde es ein richtiges Festmahl geben.
Nach dem Essen saß der Vater auf seinem Stuhl neben dem Feuer und schaute zum erstenmal das Baby prüfend an. Er hielt es unter den Achseln, stützte mit den Daumen den kleinen Hals und studierte den Säugling mit Kennerblick. An

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