Archer Jeffrey
Geldgeber zu finden. Ich engagierte mich persönlich für die Sache, weil ich Sie für die von Ihnen gewählte Laufbahn für besonders befähigt hielt. Und es hat mich in meinem Alter zutiefst befriedigt, daß mein Vertrauen in Sie gerechtfertigt war. Ich darf auch hinzufügen, daß ich mich bis zu einem gewissen Grad verantwortlich fühlte, da ich Ihnen seinerzeit riet, die fünfundzwanzig Prozent von meiner Kundin, Miss Amy Leroy, zu übernehmen, ohne zu ahnen, in welchen Schwierigkeiten sich Mr. Leroy damals befand. Aber ich schweife ab.
Ich fand keinen Financier für Sie und hatte bereits alle Hoffnung aufgegeben, als Sie mich an jenem Montagmorgen aufsuchten. Ob Sie sich an diesen Tag wohl erinnern? Nur dreißig Minuten vor Ihrer Ankunft erhielt ich einen Anruf von einem Geldgeber, der bereit war, das notwendige Kapital zur Verfügung zu stellen und der, wie ich, ein großes Zutrauen zu Ihnen hatte. Seine einzige Bedingung war, wie ich Ihnen damals mitteilte, daß er anonym bleiben wollte, um keinen Konflikt zwischen privaten und geschäftlichen Interessen heraufzubeschwören. Sein Angebot, das es Ihnen erlaubte, mit der Zeit die gesamte Hotelgruppe zu übernehmen, hielt ich für außerordentlich großzügig, und Sie akzeptierten es mit Recht und Freuden. Ihr Gönner war entzückt, als es Ihnen dank Ihrer Tüchtigkeit gelang, seine ursprüngliche Investition zurückzuzahlen.
Nach 1951 verlor ich mit Ihnen und Ihrem Financier Kontakt, aber als ich mich aus der Bank zurückgezogen hatte, las in ich der Zeitung eine erschütternde Geschichte über Ihren Financier, die mich bewog, diesen Brief zu schreiben für den Fall, daß ich früher sterben sollte als einer von Ihnen.
Ich schreibe diese Zeilen nicht, um meinen guten Willen in der Angelegenheit zu beweisen, sondern damit Sie nicht weiter in der Illusion leben, Ihr Gönner sei Mr. David Maxton vom Stevens Hotel gewesen. Mr. Maxton bewunderte Sie sehr, aber er trat in dieser Angelegenheit nie an die Bank heran. Der Mann, der durch seine Voraussicht und seine persönliche Großzügigkeit das Gedeihen der Baron-Gruppe ermöglichte, war William Lowell Kane, Präsident der Lester Bank in New York.
Ich bat Mr. Kane, Sie von seiner persönlichen Beteiligung zu unterrichten, aber er weigerte sich, gegen die Klausel zu verstoßen, die vorschrieb, daß kein Begünstigter von den Investitionen des Familienkapitals erfahren dürfe. Nachdem Sie den Kredit zurückgezahlt hatten und Mr. Kane von Henry Osbornes Mitarbeit in der Baron-Gruppe hörte, bestand er noch ausdrücklicher darauf, Sie unter keinen Umständen zu informieren.
Ich habe Anweisung gegeben, diesen Brief zu vernichten, falls Sie vor Mr. Kane sterben sollten. In diesem Fall erhält Mr. Kane einen Brief, der ihm erklärt, daß Sie von seiner persönlichen Großmut nie etwas wußten.
Wer auch immer von Ihnen einen Brief von mir erhält - es war mir eine Ehre, Ihnen gedient zu haben.
Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr Curtis Fenton
Abel griff zum Telefon neben seinem Bett. »Suchen Sie George«, sagte er. »Ich muß mich anziehen.«
43
Zu William Lowell Kanes Begräbnis hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden. Kate war flankiert von Richard und Florentyna auf der einen und von Virginia und Lucy auf der anderen Seite. Großmutter Kane hätte das Aufgebot an Trauergästen gebilligt. Drei Senatoren, fünf Kongreßabgeordnete, zwei Bischöfe, beinahe alle führenden Bankiers und der Herausgeber des Wall Street Journal; sie alle waren gekommen. Auch Jake Thomas und sämtliche Direktoren von Lester waren anwesend, die Köpfe im Gebet zu einem Gott gebeugt, an die William nie so recht geglaubt hatte.
Niemand bemerkte zwei alte Männer, die sich mit gesenkten Köpfen im Hintergrund hielten, als gehörten sie nicht ganz zu den Trauergästen. Sie waren ein paar Minuten zu spät gekommen und gingen nach Beendigung des Gottesdienstes rasch fort. Florentyna meinte, das Hinken zu erkennen, als der kleinere alte Mann forteilte. Sie sagte es Richard, erwähnte aber nichts Kate Kane gegenüber.
Ein paar Tage später suchte der größere der beiden Männer Florentyna in ihrer Boutique in der Fifth Avenue auf. Er habe gehört, daß sie nach San Franzisko zurückkehre, und brauche vor ihrer Abreise ihre Hilfe. Florentyna hörte aufmerksam zu und willigte mit Freuden in seine Bitte ein.
Am folgenden Nachmittag erschienen Richard und Florentyna Kane im Baron-Hotel. George Novak empfing sie und geleitete sie in den 42.
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