Ich will mehr von dir!
1 . Kapitel
I ch kann die Liebe in diesem Raum nicht spüren.«
Jared Kincaid starrte Harold an, der in seiner – für Jareds Geschmack viel zu engen – Lederhose inmitten seines Büros stand und die Hände in die Hüften stemmte.
Was Jared fühlte, war in der Tat keine Liebe, sondern ein hämmernder, ihm den Atem raubender Kopfschmerz. Das sah ihm ähnlich, ausgerechnet bei einer Marketing-Agentur anzufangen, deren Chef im Augenblick eine ausgewachsene Midlife-Crisis durchlebte.
Es hatte vor sechs Wochen begonnen, als Harold seine Frau verlassen hatte. Inzwischen war es so weit gekommen, dass er jeden Morgen in Klamotten in der Firma auftauchte, die an die Garderobe eines schwulen Friseurs erinnerten, der Belegschaft predigte, dass man mit sich selbst eins sein musste, und unglaubliche Mengen an Kichererbsenmus aß.
Da es Jareds erster Impuls war, Harold zu sagen, dass er sich seine Liebe sonst wo hinschieben konnte, entschloss er sich, besser zu schweigen. Mit ein bisschen Glück würde Harold in ein oder zwei Monaten erkennen, dass seine wahre Leidenschaft doch BMW und Anzügen von Armani galt, und sie könnten endlich wieder zur Normalität zurückkehren.
Ein sinnliches Lachen erfüllte den Raum. Jared presste die Kiefer aufeinander.
Dieses Lachen war der perfekte Beweis dafür, warum Jared zu einer Karriere im mittleren Management und zu einem Leben auf der Flucht vor Ärger verdammt war. Denn der Ärger verfolgte Jared. Überall, wohin er auch ging.
Dieser Ärger hatte für gewöhnlich lange Beine und schöne Brüste.
Der Ärger, dem er im Moment aus dem Wege zu gehen versuchte, hatte beides – und darüber hinaus noch leicht gewelltes blondes Haar, einen Südstaatenakzent und volle kirschrote Lippen, die zu einem allzu verlockenden Schmollmund verzogen waren.
Und dann ihr Name. Wer, zum Teufel, nannte sein Kind Candy Appleton? Hatte ihre Mutter sich für ihr neugeborenes Kind schon eine vielversprechende Zukunft als Pornodarstellerin ausgemalt?
Vermutlich hatte es süß geklungen, als Candy noch ein kleines Mädchen gewesen war, bevor sie Brüste bekommen hatte. Aber jetzt, bei diesem Körper … Es war einfach
grotesk.
Candy, die vollkommen entspannt wirkte und in ihrem roten Kostüm verflucht sexy aussah, hatte die Beine übereinandergeschlagen, wippte mit der Fußspitze auf und ab und quälte Jared damit nur noch mehr. Wenn sie das tat, bot sie ihm damit einen Einblick bis fast hinauf … ins Gelobte Land.
Er war sich sicher, dass sie eine der Frauen war, die Strumpfbänder trugen. Schwarze, grüne. Rote, cremefarbene.
Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her, um die Tatsache zu vertuschen, dass er einen enormen Ständer hatte.
Einen Ständer. Mitten am Tag, mitten im Büro seines Chefs.
Ärger. Schlicht und einfach.
Und jetzt begann der Ärger auch noch zu sprechen. »Harold, ich glaube nicht, dass Jared bereit ist, die Liebe zu fühlen.«
Augenblicklich richtete er sich auf. Was sollte das denn bedeuten? Selbstverständlich konnte er Liebe empfinden, wenn er wollte. Wenn er nur endlich wüsste, worüber, zur Hölle, Harold eigentlich sprach.
Candy warf ihm ein sinnliches Lächeln mit leicht geöffneten Lippen zu. Jedes Mal, wenn er dieses Lächeln sah, verspürte er den dringenden Wunsch, ihre volle Unterlippe in seinen Mund zu nehmen und daran zu saugen. Er krallte seine Fingernägel in seinen Oberschenkel.
Stirnrunzelnd blickte Harold ihn an. »Ist das wahr, Jared? Sind Sie nicht bereit, die Liebe zu spüren?«
Er war bereit, Candys Kurven unter seinen Fingern zu spüren. Zählte das auch? Jared räusperte sich. »Äh, worüber sprechen wir hier gerade genau?«
»Ich spreche darüber, dass wir noch exakt drei Wochen haben, um die Werbekampagne für
Chunk o’ Chocolate
fertigzustellen, und dass Sie und Candy bisher kaum etwas dafür getan haben.«
Der Grund dafür war, dass er jedes Mal die Flucht ergriff, wenn Candy in seine Nähe kam. Sie machte ihm Angst. Fünf Jahre harter Arbeit und eine sichere betriebliche Rente hatte er aufgeben müssen, als er gezwungen gewesen war, seinen letzten Arbeitgeber zu verlassen – wegen eines unvorhergesehenen … Zusammenstoßes mit der Privatsekretärin des Chefs im Kopierraum. Damals hatte er allerdings noch nicht gewusst, dass die Sekretärin ebenfalls eine Affäre mit dem Boss hatte.
Arbeit und Sex sollte man strikt trennen. Jared und die Frauen sollte man strikt trennen. Jeder peinliche und unerfreuliche Zwischenfall
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