Archer Jeffrey
eine weise Entscheidung gewesen, hätte das Kabel bis zur Absperrung gereicht. Doch wenigstens musste der Bürgermeister nun eine beträchtlich kürzere Wegstrecke zurücklegen, bevor er sein Ultimatum verkünden konnte. Er blies in das Mikrofon und produzierte dabei ein Geräusch wie ein Zug, der in einen Tunnel fährt, weil er hoffte, sich dadurch Gehör zu verschaffen.
»Meine Damen und Herren«, fing er an und sah auf das Blatt Papier, das der Verwaltungschef ihm in die Hand gedrückt hatte.
»5 934 gute Bürger von Madison haben an dieser Wahl teilgenommen. Man hat mir gesagt, das seien 54 Prozent der Wählerschaft, ein Prozent mehr als die durchschnittliche Wahlbeteiligung in diesem Bundesstaat.«
»Dieser zusätzliche Prozentpunkt könnte zu unserem Vorteil sein«, flüsterte Tom in Nats Ohr.
»Zusätzliche Punkte gehen normalerweise an die Demokraten«, rief ihm Nat in Erinnerung.
»Nicht, wenn die Wähler im Schnitt 63 Jahre alt sind«, widersprach Tom.
»Unsere nächste Aufgabe besteht nun darin, die Stimmen der beiden Parteien zu trennen, bevor wir mit der Auszählung beginnen können«, fuhr der Bürgermeister fort. Sobald auch diese Aufgabe vollendet war, begann die eigentliche Auszählung der Stimmen. Zehnerhaufen wuchsen zu Hunderterhaufen an und diese wurden in ordentliche kleine Reihen aufgestellt, wie Soldaten auf einem Exerzierplatz.
Nat wäre gern im Saal herumgelaufen, um sich die Auszählung genau ansehen zu können, aber es war dermaßen voll, dass er sich mit den regelmäßigen Berichten zufrieden geben musste, die ihm seine Repräsentanten von der Front zukommen ließen. Tom beschloss, sich durch die Menschenmassen zu kämpfen und fand heraus, dass es zwar so aussah, als ob Nat in Führung lag, er aber nicht sicher sein konnte, ob es ausreichte, die 118 Stimmen aufzuholen, mit denen Fletcher nach der nächtlichen Auszählung in Führung lag.
Es dauerte eine weitere Stunde, bevor die Auszählung abgeschlossen war. Der Bürgermeister forderte beide Kandidaten auf, sich zu ihm in den abgesperrten Bereich in der Mitte des Saales zu begeben. Dort erklärte er ihnen, dass sechzehn Stimmzettel von seinen Wahlhelfern zurückgewiesen worden waren und er wolle sie beide befragen, bevor er beschließen würde, welche dieser Zettel für gültig erklärt werden sollten.
Niemand konnte dem Bürgermeister vorwerfen, er würde nicht an eine volksnahe Regierung glauben, denn alle sechzehn Stimmzettel lagen für jedermann sichtbar mitten auf dem Tisch. Auf acht Stimmzetteln schien überhaupt nichts angekreuzt zu sein und beide Kandidaten waren sich einig, dass sie für ungültig erklärt werden sollten. ›Cartwright hätte auf den elektrischen Stuhl geschickt werden sollen‹ und ›Kein Anwalt taugt für ein öffentliches Amt‹ wurden ebenfalls rasch aussortiert. Bei den verbleibenden sechs Stimmzetteln waren andere Zeichen als ein Kreuz neben die Namen der Kandidaten gemalt, aber da sie zu gleichen Teilen an beide Parteien gingen, schlug der Bürgermeister vor, sie für gültig zu erklären. Sowohl Jimmy als auch Tom prüften die sechs Stimmzettel und mussten sich der Logik des Bürgermeisters beugen.
Da sein kleiner Umweg keinem der beiden Kandidaten einen Vorteil verschafft hatte, gab der Bürgermeister grünes Licht für die endgültige Auszählung.
Zu guter Letzt reichte der Verwaltungschef dem Bürgermeister ein Blatt Papier, auf dem zwei Zahlen standen. Holbourn musste nicht erst um Ruhe bitten, da sämtliche Anwesende das Ergebnis hören wollten. Der Bürgermeister verkündete schlicht, dass die Republikaner mit 3 019 zu 2 905 Stimmen gewonnen hatten. Dann schüttelte er beiden Kandidaten die Hand und hatte offenbar das Gefühl, seine Aufgabe erfüllt zu haben, während alle anderen versuchten, die Bedeutung dieser Zahlen auszurechnen.
Innerhalb weniger Augenblicke sprangen die Anhänger von Fletcher auf, als ihnen klar wurde, dass sie zwar die Wahl in Madison mit 114 Stimmen verloren, den Staat jedoch mit vier Stimmen Vorsprung gewonnen hatten. Der Bürgermeister befand sich bereits auf dem Rückweg in sein Büro und freute sich auf sein wohl verdientes Mittagessen, als Tom ihn einholte und ihm die wahre Bedeutung dieser lokalen Auszählung erklärte. Er fügte hinzu, dass er im Namen seines Kandidaten eine erneute Auszählung verlange. Der Bürgermeister kehrte gemächlich in den Saal zurück und wurde von dem Ruf Neuzählung, Neuzählung, Neuzählung begrüßt. Ohne seine Stadträte zu befragen,
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