Archer Jeffrey
viele Stimmenzähler stehen Ihnen zur Verfügung?«, wollte Jimmy wissen.
Wieder flüsterte der Stellvertreter etwas in das Ohr des Bürgermeisters. »Zwanzig – und alle sind Angestellte der Stadtverwaltung«, sagte der Bürgermeister daraufhin.
»Und wie viele Beobachter lassen Sie zu?«, fragte Tom.
»Ich werde zehn Vertreter jeder Partei zulassen«, erklärte der Bürgermeister. »Sie dürfen einen Schritt hinter jedem Stimmenzähler stehen, jedoch zu keiner Zeit das Wort an ihn richten. Wenn sie eine Frage haben, müssen Sie sich an meinen Stellvertreter wenden. Bleibt die Frage dennoch ungelöst, wird er sie an mich weiterleiten.«
»Und wer ist der Schlichter für die strittigen Stimmzettel?«, fragte Tom.
»Sie werden feststellen, dass es in Madison nur selten strittige Stimmzettel gibt«, wiederholte der Bürgermeister, weil er vergessen hatte, dass er diesen Spruch bereits von sich gegeben hatte. »Denn für viele von uns könnte es die letzte Chance sein, ihre Stimme abzugeben.« Diesmal lachte niemand und der Bürgermeister hatte auch Toms Frage nicht beantwortet. Tom beschloss jedoch, ihn kein zweites Mal danach zu fragen. »Nun, wenn es keine Fragen mehr gibt, dann begleite ich Sie jetzt in unseren historischen Sitzungssaal, der 1867 erbaut wurde und auf den wir alle mächtig stolz sind«, verkündete der Bürgermeister.
In den Sitzungssaal passten nur etwa tausend Menschen, aber die Bevölkerung von Madison ging ja nachts ohnehin nicht viel aus. Doch bei dieser Gelegenheit glich der Saal, noch bevor der Bürgermeister, seine Stadträte, Fletcher, Nat und ihre jeweiligen Teams eingetreten waren, eher einem japanischen Bahnhof zur Hauptverkehrszeit als dem Rathaussaal eines verschlafenen Küstenorts in Connecticut. Nat hoffte, dass der Feuerwehrkommandant nicht anwesend war, denn bestimmt gab es keine einzige feuerpolizeiliche Sicherheitsbestimmung, die hier nicht gebrochen wurde.
Der Bürgermeister eilte zur Bühne und ließ die beiden Kandidaten zurück, die sich fragten, ob er es jemals schaffen würde. Schließlich tauchte die winzige, grauhaarige Gestalt auf der Bühne auf und stellte sich vor ein niedrig eingestelltes Mikrofon. »Meine Damen und Herren, in meiner Eigenschaft als Wahlleiter für den Distrikt Madison habe ich den beiden Kandidaten bereits erklärt, wie ich bei der Auszählung vorzugehen gedenke, und das will ich nun noch einmal erläutern …«
Fletcher sah sich in dem Saal um und merkte schnell, dass nur wenige Leute dem Bürgermeister zuhörten. Die meisten waren damit beschäftigt, sich einen Platz zu sichern, der so nah wie möglich an dem abgesperrten Bereich lag, in dem die Auszählung stattfinden würde.
Als der Bürgermeister seine Ausführungen beendet hatte, bemühte er sich tapfer, in die Mitte des Saales zurückzukehren, aber das wäre ihm sicher niemals gelungen, wenn die Auszählung auch ohne seine Erlaubnis hätte anfangen dürfen.
Als er endlich an den Auszählungstisch gelangte, reichte ihm der Verwaltungschef eine Schere. Holbourn schnitt die Siegel der einundzwanzig Kästen auf, als ob er eine Eröffnungszeremonie leitete. Danach leerten die Stimmenzähler die Kästen und häuften die Stimmzettel auf den überlangen Tisch in der Mitte. Anschließend prüfte der Bürgermeister sorgfältig das Innere der Wahlurnen – zuerst drehte er jeden einzelnen Kasten um, dann schüttelte er ihn wie ein Zauberkünstler, der beweisen will, dass sich nichts mehr darin befindet. Beide Kandidaten wurden aufgefordert, die Urnen selbst noch einmal zu überprüfen.
Tom und Jimmy hielten ihren Blick auf die Mitte des Tisches gerichtet, während die Wahlhelfer die Stimmzettel unter den Stimmenzählern aufteilten, wie ein Croupier die Chips auf einem Roulettetisch verteilt. Sie zählten jeweils zehn Stimmzettel ab und bündelten dann einhundert Stimmzettel mit einem Gummiband. Diese einfache Übung dauerte fast eine Stunde und mittlerweile waren dem Bürgermeister die Informationsbrocken ausgegangen, die er denen, die ihm noch zuhörten, über Madison erzählen konnte. Die Stapel wurden zu guter Letzt vom Verwaltungschef gezählt, der bestätigte, dass es neunundfünfzig seien und sich in einem davon weniger als einhundert Stimmzettel befanden.
Früher war der Bürgermeister an dieser Stelle immer auf die Bühne zurückgekehrt, aber der Verwaltungschef hielt es für einfacher, wenn man das Mikrofon zu ihm brachte. Paul Holbourn war mit dieser Neuerung einverstanden und es wäre auch
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