Archer Jeffrey
die Verantwortlichen sich niemals einverstanden erklären! Schon deshalb nicht, weil die Treuhänder des Citizen -Pensionsfonds kein weiteres Risiko eingehen …«
»Vielleicht doch, wenn sie erfahren, daß der Überschuß in unserem Pensionsfonds die Verluste des ihren mehr als decken würde. Damit wären mühelos zwei Probleme auf einen Schlag gelöst. Erstens würde die britische Regierung ihre Nase nicht in ihr Rücklagenkonto stecken …«
»Und zweitens?« fragte Tom, der immer noch sehr skeptisch war, als Townsend absichtlich eine kleine Pause einlegte.
»Zweitens könnten die Rentner unbeschwert in der sicheren Gewißheit schlafen, daß sie auch für den Rest ihres Lebens nicht am Hungertuch nagen müssen.«
»Aber die MMC, die Kartellaufsichtsbehörde, würde nie zulassen, daß Ihnen die zwei größten Zeitungen Großbritanniens gehören!« wandte Tom ein.
»Das mag ja sein, aber die Kartellaufsicht könnte nichts dagegen einwenden, wenn ich sämtliche regionalen Zeitungen Armstrongs übernehme, die mir von Rechts wegen ursprünglich sowieso gehören sollten.«
»Das würde die MMC vielleicht hinnehmen«, meinte Tom, »aber die Aktionäre würden…«
»… würden sich nicht im geringsten um Armstrongs sechsundvierzig Prozent am New York Star scheren.«
»Sich darüber Gedanken zu machen kommt etwas verspätet«, sagte Tom. »Sie haben bereits die Gesamtkontrolle über diese Zeitung verloren.«
»Nein, noch nicht«, widersprach Townsend. »Wir gehen die Sache noch einmal durch. Ich bin ja nicht verpflichtet, die Papiere vor Montag zu unterzeichnen.«
»Aber was ist mit der New York Tribune?« fragte Tom. »Armstrong mag ja tot sein, aber Sie würden nur alle seine Probleme erben. Auch wenn er vehement das Gegenteil behauptet hat – die Zeitung macht einen wöchentlichen Verlust von mehr als einer Million Dollar.«
»Nicht, wenn ich tue, was Armstrong von Anfang an hätte tun sollen: den Verlag dichtmachen!« entgegnete Townsend. »Auf diese Weise schaffe ich ein Monopol in dieser Stadt, das niemals jemand in Frage stellen könnte!«
»Aber selbst wenn Sie mit der britischen Regierung und der Kartellaufsichtsbehörde einig würden – wieso glauben Sie, daß der Vorstand von Armstrong Communications bei Ihrem netten kleinen Plan mitmacht?«
»Weil ich nicht nur ihren Pensionsfonds auffüllen, sondern dem Management weiterhin die Kontrolle über den Citizen überlassen würde. Und wir würden auch das Gesetz nicht brechen, da der Überschuß in unserem Pensionsfonds das Defizit in ihrem mehr als deckt.«
»Trotzdem glaube ich immer noch, daß sie Ihre Übernahme mit allen Mitteln verhindern werden.«
»Nicht, wenn der Globe die fünfunddreißigtausend ehemaligen Angestellten und Arbeiter des Citizen jeden Morgen darauf hinweist, daß es für ihr Rentenproblem eine einfache Lösung gibt. Sie werden binnen weniger Tage vor dem Armstrong-Haus demonstrieren und verlangen, daß der Vorstand sich mit der Fusion einverstanden erklärt.«
»Aber Sie gehen davon aus, daß das Parlament mitmacht«, wandte Tom ein. »Denken Sie doch bloß an diese LabourAbgeordneten, die Keith Townsend sogar noch mehr verabscheuen, als sie Armstrong verabscheut haben.«
»Dann muß ich mich eben dahinterklemmen, daß diese Abgeordneten säckeweise Briefe von ihren Wählern bekommen, in denen sie daran erinnert werden, daß die nächste Wahl bereits in wenigen Monaten stattfindet und daß die Abgeordneten, möchten sie wiedergewählt werden…«
Keith blickte auf und sah E. B. in der Tür stehen. Sie starrte ihn auf die gleiche Weise an wie am ersten Tag ihrer Bekanntschaft.
»Mr. Townsend«, sagte sie, »vor weniger als einer Viertelstunde haben wir eine Abmachung geschlossen – eine Abmachung, auf die Sie mir Ihr feierliches Wort gaben! Oder reicht Ihr Gedächtnis nicht einmal so weit zurück?«
Keiths Wangen röteten sich leicht; dann legte sich langsam ein Lächeln auf sein Gesicht.
»Tut mir leid, E. B.«, entschuldigte er sich. »Ich habe gelogen.«
Copyright © Jeffrey Archer 1996
Titel der Originalausgabe: The Fourth Estate Originalverlag: HarperCollins Publishers , London Copyright © 1998 für die deutsche Ausgabe Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach
Aus dem Englischen von Lore Straßl Redaktionelle Bearbeitung: Wollgang Neuhaus
Schutzumschlag und Einbandentwurf: Guido Klütsch, Köln unter Verwendung eines Fotos von Chuck Fishman, Image Bank Satz: Typo Forum Gröger, Singhofen Gesetzt aus der Baskerville book Druck
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