Arglist: Roman (German Edition)
dich, kleiner Kürbiskuchen. Darf ich dich ins Bett stecken?«
»Ich bin nicht ganz fertig, ich muss mich noch am Computer abmelden, meinen Rucksack für die Schule packen, meine Zähne putzen, meine Haare bürsten und meine Akne-Creme auftragen.«
»Sag mir Bescheid, wenn du so weit bist.«
»Es könnte ein bisschen dauern.«
»Ich bin noch kein bisschen müde und warte gerne.«
In ihrer korallenfarbenen Seidenbluse, dem weißen Faltenrock und weißen Turnschuhen ohne Socken sah Genoa Greeves aus, als käme sie gerade vom Tennisplatz. Ihre Beine waren nackt und ihre Waden kräftig und muskulös. Wieder hatte sie ihren Laptop dabei und tippte alles ein, als Decker ihr von dem wahrscheinlichen Zusammenhang der Ereignisse berichtete.
Ryan Goldberg hatte sich furchtbar in Melinda Little verliebt. Angestachelt von Rudy Banks entschloss sich Goldberg, wie ein Mann zu handeln und Bennett Little zur Rede zu stellen. Aber da Goldberg schon damals nicht ganz richtig im Kopf war, bat er Rudy um Hilfe – ob er wohl ein Treffen arrangieren und mitkommen könnte, nur um sicherzugehen, dass die Sache nicht außer Kontrolle geriet?
»Ryan beging eine Menge Fehler«, sagte Decker, »... er verliebte sich in die falsche Frau... in die falschen Frauen. Es gab noch andere, aber das hier war wirklich seine dümmste Idee.«
»Als ob man den Fuchs in den Hühnerstall einlädt.«
Decker fuhr fort.
Rudy fand zwar einen Treffpunkt, aber ihm war klar, dass Bennett Little niemals zustimmen würde, sich mit ihm zu treffen. Little traute ihm nicht über den Weg und mochte ihn nicht. Um genau zu sein, Little war so wütend auf Rudy Banks wegen des Schulausschlusses von Darnell Arlington, dass er noch nicht einmal am Telefon mit ihm reden würde.
»So viel haben wir aus Goldberg herausbekommen. Alles Weitere sind Vermutungen. Ich glaube, Rudy verlegte sich aufs Improvisieren.«
»Reden Sie weiter.«
»Wenn ich ein Drehbuch darüber schreiben müsste, sähe das vermutlich so aus: Rudy Banks ruft Leroy Josephson an und verspricht ihm eine Rapperkarriere, wenn er Ben Little überfällt und ihn an einen Ort bringt, an dem Goldberg mit ihm reden kann. Als Josephson wissen will, wie er das machen soll, gibt Banks ihm wahrscheinlich eine Waffe und sagt ihm, er solle seine Fantasie einsetzen. Tja, Little hätte sich nie mit Banks getroffen, aber für einen Schüler in Schwierigkeiten war er immer zur Stelle. Kurz nachdem er seine Frau angerufen hatte, um ihr zu sagen, er sei auf dem Weg nach Hause, genau da, glaube ich, winkt Leroy Josephson Little heran, als er gerade vom Parkplatz des Gemeindezentrums fährt. Wahrscheinlich hält Little für ihn an, sie reden, und irgendwann steigt Leroy in den Mercedes. Vielleicht hat Little ihn dazu aufgefordert, vielleicht setzt er sich mit Gewalt durch. Dann zielt Leroy mit der Waffe auf Little.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Warum sonst fährt Little den ganzen Weg raus zu den Bergen? Denn das war der vereinbarte Treffpunkt, wo Ryan Goldberg und Rudy Banks auf sie warten. Außerdem zielt Leroy die ganze Zeit mit der Waffe, als er und Little aus dem Auto aussteigen.«
»Das ist ja furchtbar.«
Unwillkürlich rieb Decker sich über den Nacken. »Goldberg hat uns erzählt, dass er wirklich nur mit Little reden wollte, um herauszufinden, ob Ben Melinda genauso sehr liebt wie er. Er meinte, Little hätte sehr geduldig auf seine Bitten reagiert. Er sagte auch, dass Little von der Affäre wenig überrascht zu sein schien, er habe noch nicht mal wütend ausgesehen. Schließlich sagte Little zu Goldberg, es sei allein Melindas Entscheidung. Er könne diese Entscheidung nicht für Melinda treffen.«
Decker rutschte in seinem Bürostuhl hin und her.
»Ab jetzt sind Goldbergs Erinnerungen getrübt. Rudy redete auf ihn ein, Leroy redete auf ihn ein, und Little redete auf ihn ein.«
»Inwiefern?«, fragte Genoa.
»So was wie... lässt du dir das gefallen? Los, Mudd, zeig ihm, wer der Boss ist!« Eine Pause. »Vermutlich wollte Rudy eine Konfrontation provozieren zwischen zwei Kerlen, die beide nicht darauf aus waren zu kämpfen. Aber ein Wort gab das andere. Mudd erinnert sich, dass irgendjemand auf ihn losging und er demjenigen einen Schlag versetzte. Als Nächstes erinnert sich Mudd daran, dass Little auf dem Boden lag. Rudy ging zu ihm hin und fühlte seinen Puls. Er sagte Mudd, Little sei tot.«
»Von einem einzigen Schlag?«
»Mudd ist ein kräftiger Kerl. Rudy könnte auch gelogen haben. Rudy
Weitere Kostenlose Bücher