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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Dieser Ort, den du zu schänden trachtest, ist heiliger Boden! Und jetzt hinaus mit dir!« Er deutete mit entschlossener Geste auf den in der Abenddämmerung liegenden, dampfenden Dschungel hinter der Tür. »Hinaus mit dir!«
    Schritte erklangen auf der Holztreppe vor der Kirche, und die Schwingtür flog auf. »Vater!« gellte Jay mit sich überschlagender Stimme.
    Kleine magere Ärmchen umschlangen den Bauch des Priesters mit einer Kraft, die einem ausgewachsenen Mann zur Ehre gereicht hätte. Instinktiv erwiderte er ihre Geste und strich mit sanften Händen über das verfilzte weißblonde Haar.
    »O, Vater!« schluchzte Jay. »Es war ganz schrecklich! Sie haben Sango getötet! Sie haben ihn erschossen! Er ist tot! Sango ist tot!«
    »Wer hat das getan? Wer hat ihn erschossen?«
    »Quinn. Die Zettdees.« Sie hob das verschmierte Gesicht und blickte zu ihm auf. Ihre Haut war fleckig vom vielen Weinen. »Sie hat mir geholfen, mich zu verstecken! Sie waren ganz nah!«
    »Du hast Quinn Dexter gesehen?«
    »Ja. Er hat Sango erschossen! Ich hasse ihn!«
    »Wann war das?«
    »Gerade eben!«
    »Wo? Hier im Dorf?«
    »Nein. Wir waren auf dem Weg zu den Gehöften, vielleicht einen halben Kilometer weit im Dschungel.«
    »Wer war bei dir?«
    Jay schniefte und rieb sich die Tränen aus den Augen. »Ich weiß nicht, wie sie heißt. Es war eine schwarze Lady. Sie kam direkt aus dem Dschungel, und sie hatte einen ganz eigenartigen Anzug an. Sie sagte, ich müsse vorsichtig sein, weil die Zettdees ganz nah wären. Ich hatte schreckliche Angst. Wir versteckten uns hinter ein paar Büschen. Und dann kam Sango herbeigaloppiert.« Ihr Kinn bebte erneut. »Er ist tot, Vater!«
    »Wo ist diese Frau jetzt?«
    »Weg. Sie ist mit mir bis zum Dorf zurückgegangen, dann ist sie verschwunden.«
    Mehr verwirrt als besorgt bemühte sich Horst, seine wirbelnden Gedanken zu beruhigen. »Was war denn an ihrem Anzug so merkwürdig?«
    »Er sah aus wie ein Stück Dschungel. Sie war fast unsichtbar darin.«
    »Ein Marshal?« flüsterte er leise vor sich hin. Doch das ergab überhaupt keinen Sinn. Dann wurde ihm plötzlich bewußt, daß an ihrer Geschichte etwas fehlte. Er nahm sie bei den Schultern und sah ihr fest in die Augen. »Sag mir, Jay – hat Mister Manani auf dem Pferd gesessen, als Quinn es erschoß?«
    »Ja.«
    »Ist er tot?«
    »Nein. Er hat geschrien, weil er sich verletzt hat. Dann haben die Zettdees ihn weggeschleppt.«
    »Gott im Himmel! Ist die Frau vielleicht zurückgegangen, um Mister Manani zu helfen?«
    Jays Gesicht war ein einziges Elend. »Ich glaube nicht, Vater. Sie hat nichts gesagt, kein einziges Wort. Sie ist einfach verschwunden, als wir aus dem Dschungel kamen und die ersten Felder erreicht hatten.«
    Horst wandte sich zu dem dämonischen Lichtpunkt um, doch der war verschwunden. Er überlegte kurz, dann faßte er einen Entschluß. »Du gehst jetzt auf dem schnellsten Weg nach Hause zu deiner Mutter, und ich meine auf dem schnellsten Weg. Du erzählst ihr, was du mir erzählt hast, und du sagst ihr, sie soll rasch die anderen Siedler zusammenrufen. Wir müssen sie unbedingt warnen, daß die Zettdees in der Nähe sind!«
    Jay nickte mit runden Augen und todernstem Gesicht.
    Horst warf einen Blick über die Lichtung. Inzwischen war es fast dunkel. Die Bäume schienen viel näher und viel bedrohlicher als bei Tag. Er erschauerte.
    »Was werden Sie tun, Vater?«
    »Nachsehen, das ist alles. Und jetzt hinaus mit dir.« Er gab ihr einen sanften Schubs in Richtung von Ruths Blockhaus. »Ab nach Hause.«
    Sie rannte zwischen den Reihen von Blockhäusern hindurch, schlanke Mädchenbeine in einem unsicheren Lauf, der aussah, als verlöre sie ununterbrochen das Gleichgewicht. Dann war Horst wieder allein. Er warf einen entschlossenen Blick auf den Dschungel und setzte sich auf die Lücke zwischen den Bäumen zu in Bewegung, wo der Weg zu den Gehöften in der Savanne begann.
     
    – Sentimentaler Dummkopf! schalt Laton.
    – Hör zu, Vater, ich besitze ein Recht auf ein wenig Sentimentalität nach dem, was ich heute getan habe, entgegnete Camilla. – Quinn hätte sie in Fetzen gerissen. Ein derartiges Blutvergießen ist nicht mehr nötig. Schließlich haben wir erreicht, was wir wollten.
    – Schön. Und jetzt schwingt sich dieser idiotische Priester zum Helden auf! Willst du ihn vielleicht ebenfalls retten?
    – Nein. Er ist erwachsen. Er weiß, was er tut, und es ist allein seine Sache.
    – In Ordnung. Wie du meinst.

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