Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
im Sattel, um niedrig hängenden Ästen auszuweichen. Er kannte den Weg inzwischen in- und auswendig und war ganz in Gedanken versunken, während er das Pferd lenkte.
Morgen würden alle im Dorf bleiben müssen. Sie konnten Wachen aufstellen, so daß wenigstens die Arbeit auf den Feldern nicht unterbrochen werden mußte. Jede größere Unterbrechung ihres Lebensablaufs wäre ein Sieg für Quinn, und das durfte einfach nicht geschehen. Die Menschen waren schon jetzt erschüttert wegen der Ereignisse, und er würde ihre Zuversicht und ihr Selbstvertrauen erst wieder aufbauen müssen.
Vor einer Viertelstunde waren sie Arnold Travis’ Gruppe begegnet. Sie waren nun ebenfalls auf dem Heimweg. Sie hatten sämtliche Zettdees aufgehängt, die bei ihnen gewesen waren. Und die Gruppe, die zu den Gehöften gezogen war, begrub inzwischen die Zettdees, die er bei den Nicholls niedergeschossen hatte. Morgen würde ein Trupp zu der niedergebrannten Ranch der Skibbows marschieren und tun, was in ihren Kräften stand.
Was nicht sehr viel war, wie Manani sich bitter eingestand. Trotzdem, es hätte schlimmer kommen können … andererseits hätte es auch ein ganzes Stück besser ablaufen können.
Er saugte die Luft zwischen den Zähnen hindurch, als er daran dachte, was Quinn alles anstellen mochte. Als erstes würde er den Fluß hinunter nach Schuster reiten. Der Sheriff dort würde sich mit Durringham in Verbindung setzen, und man würde eine vernünftig ausgerüsteten Trupp auf die Beine stellen. Manani kannte den Aufseher von Schuster, Gregor O’Keefe. Gregor besaß einen affinitätsgebundenen Dobermann. Sie konnten sich auf dem schnellsten Weg auf Dexters Spur setzen, bevor sie eine Gelegenheit zum Erkalten hatte. Gregor würde die Situation verstehen.
Diese verdammte Geschichte würde sich alles andere als gut in Mananis Akte machen. Ganze Familien ermordet und Zettdees in offener Revolte. Das Landverteilungsamt würde ihm wahrscheinlich keinen weiteren Vertrag als Aufseher mehr geben, wenn diese Geschichte vorbei war. Schön, sollten sie. Quinn war im Augenblick das einzige, was zählte.
Sango wieherte und stieg erschrocken hoch. Manani packte in einem Reflex die Zügel. Das Pferd kam wieder herunter, und er begriff, daß die Beine unter dem Tier nachgaben. Der Schwung trieb ihn vorwärts, und er prallte mit dem Kopf gegen Sangos Hals. Das Haar der Mähne peitschte durch Mananis Gesicht, und er knallte mit der Nase auf den steifen Rist. Im Mund schmeckte er Blut.
Sango ging zu Boden, und sein eigener Schwung ließ ihn noch ein paar Meter weiterschlittern, bevor er zur Seite kippte. Manani hörte, wie sein rechtes Bein mit einem erschreckend lauten Krachen brach, als das Pferd sich mit seinem gesamten Gewicht darauf legte. Für einen Augenblick verlor er das Bewußtsein. Als er wieder zu sich kam, mußte er sich prompt übergeben. Sein rechtes Bein war von der Hüfte an vollkommen taub. Er fühlte sich gefährlich leicht im Kopf. Kalter Schweiß perlte auf seiner Haut.
Das Pferd quetschte sein Bein auf den Boden. Er stützte sich auf und versuchte, es herauszuziehen. Flammend rote Wellen aus Schmerz rasten durch seine Nervenbahnen. Manani stöhnte und sank kraftlos und schwer atmend auf den moosbewachsenen feuchten Boden zurück.
Hinter ihm gab es schmatzende Geräusche. Jemand näherte sich.
»Heh!« brüllte er. »Helft mir, um Gottes willen! Das verdammte Pferd ist auf mich gefallen. Ich kann mein Bein nicht mehr spüren!«
Er drehte den Kopf. Sechs Gestalten traten aus dem Dämmerlicht, das den Pfad säumte.
Quinn Dexter lachte.
Powel Manani griff in einer verzweifelten Bewegung nach seinem Laserkarabiner im Sattelholster. Seine Finger umschlossen den Griff.
Darauf hatte Ann nur gewartet. Sie feuerte ihren Jagdlaser ab.
Der infrarote Puls ging glatt durch Mananis Handrücken. Haut und Fleisch und Knochen in einem fünf Zentimeter durchmessenden Kreis verdampften. Adern wurden augenblicklich kauterisiert, durchtrennte Sehnen schnappten tief in die Scheiden, und um die Ränder der Wunde herum wurde die Haut schwarz und schuppte sich in großen Flocken. Ein großer Ring aus Brandblasen entstand. Manani stieß einen gutturalen Schrei aus und riß die Hand zurück.
»Bringt ihn her!« befahl Quinn.
Das Dämonenlicht war in die Kirche zurückgekehrt. Es war das erste, was Horst entdeckte, als er nach Hause kam.
Der größte Teil des Tages war aus seiner Erinnerung verschwunden. Er mußte stundenlang in der
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