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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ihrem Sessel. Sie stand auf und ging nach vorn zu Gaynes, um sich im Sitz neben ihm niederzulassen. Auf der Herfahrt aus London hatte sie kaum einen Blick auf die Kuppeln werfen können; sie waren ständig in die falsche Richtung gefahren. Jetzt steuerte der schwere Mannschaftstransporter genau auf die Arkologie zu, während er die letzten paar Meilen durch die eintönige Landschaft rumpelte.
    Louise starrte auf die Kuppeln, die sich aus dem Dunst am Horizont schälten. Nur die äußeren neun waren sichtbar; sie drängten sich schützend um die alte Stadt im Zentrum. Die Strahlen der untergehenden Sonne funkelten und glitzerten lebhaft kupferfarben auf den geodätischen Kuppeln, die ansonsten vollkommen schwarz waren. Zum ersten Mal begriff sie in vollem Maße, wie künstlich die Arkologie war. Wie fremdartig.
    Yves blickte sie von der Seite an. »Ich hätte nicht gedacht, daß wir so bald wieder hierher zurückkehren.«
    »Ich auch nicht.«
    »Der Boß kümmert sich um seine Leute, wissen Sie?«
    »Ich bin sicher, das tut er.« Nicht, daß sie überzeugt gewesen wäre, als Mitglied von B7 gewertet zu werden. Andererseits war es vielleicht Charlie, der den Fahrer fernsteuerte und versuchte, sie zu beruhigen. Sie willfähriger zu machen. Sie wußte nicht mehr, was sie von allem halten sollte. Nichts war, wie es schien.
    Der Transporter fuhr mit gleichbleibender Geschwindigkeit zwischen den halb in der Erde vergrabenen Industriebauten hindurch, welche die Arkologie umgaben, und erreichte schließlich eine Rampe, die hinunter in eine der riesigen Untergrundgaragen führte. Die Beleuchtung an der Gewölbedecke brannte nur schwach, und zwischen den Reihen geparkter Fahrzeuge war keinerlei Aktivität zu erkennen. Sie parkten ganz in der Nähe der Rampe. Während die Außentür nach unten glitt, kam ein navyblaues Fahrzeug aus dem düsteren Licht auf sie zu. Ivanov Robson erhob sich und öffnete die Luke der Passagierkabine.
    »Sind Sie soweit?« fragte er freundlich.
    »Ja.« Louises Antwort war denkbar kühl. Sie hatte kein Wort mehr mit Robson gesprochen, seit ihre Reise begonnen hatte. Sie war wütend und ärgerlich, doch sie wußte nicht genau, gegen wen sie ihren Zorn richten sollte. Gegen ihn dafür, daß er war, wie er war, oder gegen sich selbst, weil sie ihn zu Anfang gleich gemocht hatte. Vielleicht erinnerte er sie auch nur beständig daran, in welch ungeheuerlichem Ausmaß sie manipuliert worden war.
    Sie kletterte die kurze Leiter hinab. Es war feucht in der Garage, aber kühler, als sie erwartet hatte. Sie war für die Arkologie gekleidet, mit einem kurzen Rock über schwarzen Leggings und einem langärmeligen T-Shirt (um das nanonische Medipack an ihrem Handgelenk zu verdecken) sowie einer dünnen Lederweste darüber. Das Haar hatte sie zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden.
    Ivanov folgte ihr auf dem Weg zu dem wartenden Wagen. Er trug die kleine Tasche aus Alligatorhaut mit der Waffe, die Charlie ihm gegeben hatte. Eine Polizistin öffnete ihnen die Tür; in ihrem Gesicht war keinerlei Emotion zu erkennen. Wie viele Menschen hat B7 wohl sequestriert? fragte sich Louise. Diesmal war das Innere des Wagens ganz normal. Louise nahm auf dem Rücksitz Platz, und Ivanov setzte sich zu ihr, die schicksalsträchtige Tasche auf den Knien.
    »Ich bin die meiste Zeit über ich selbst, wissen Sie?« begann er leise. »B7 kann mich nicht jede Sekunde meines Lebens kontrollieren.«
    »Oh.« Louise wollte nicht über dieses Thema sprechen.
    »Ich betrachte es als eine Art Buße, nicht als Bestrafung. Und ich bekomme hin und wieder in paar höchst interessante Dinge zu sehen. Ich weiß außerdem, wie die Welt funktioniert, und das ist heutzutage ein höchst seltenes Privileg. Wie Sie inzwischen selbst herausgefunden haben.«
    »Was haben Sie verbrochen?«
    »Ich habe etwas sehr Dummes gemacht. Und Böses. Nicht, daß ich damals eine andere Wahl gehabt hätte … Es hieß sie oder ich. Schätzungsweise hat B7 mir deswegen die Wahl gelassen. Ich bin nicht das, was man unter einem gewöhnlichen Kriminellen versteht. Ich hatte sogar eine Familie. Hab’ sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen, aber man gestattet mir zumindest zu wissen, wie sie zurechtkommt.«
    »Aber man hat Ihnen bestimmt gesagt, wie Sie mich behandeln müssen.«
    »Mir wurde befohlen, welche Informationen ich an Sie weitergeben durfte und wann. Alles andere, was ich je zu Ihnen gesagt habe, war mein wirkliches Ich.«
    »Einschließlich des

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