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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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schmutzstarrende Windschutzscheibe des Lasters nach vorn. Die nördliche Abschlußkappe lag dreißig Kilometer von ihrem gegenwärtigen Standort entfernt – plötzlich eine gewaltige Distanz durch das hügelige Grasland und die Steppe. Sie würden wenigstens vierzig Minuten benötigen, um dorthin zu gelangen, vorausgesetzt, das pinkfarbene Gras wurde nicht so dick, daß es den Wagen bremste, bevor sie einen der Feldwege erreichten. Vierzig Minuten waren eine verdammt lange Zeit, allein in diesem Kontinuum. Nicht, daß die Kavernen viel Schutz geboten hätten.
    Was für eine Ironie, dachte Dariat. Dreißig Jahre habe ich die Isolation gewollt, und jetzt wünsche ich mir nichts mehr als die Gesellschaft von Menschen. Er würde niemals diese unglaubliche Kälte vergessen, die der Besucher beim letzten Mal ausgestrahlt hatte, eine Kälte, die ihn gelähmt und geschwächt hatte. Seine Seele war in diesem Universum vollkommen schutzlos. Und wenn er schon wirklich und endgültig sterben mußte, dann doch lieber in Gesellschaft von seinesgleichen. Er drehte sich zu Tolton um und achtete darauf, daß dieser seine Lippen ablesen konnte. »Kann das Ding auch schneller fahren?«
    Der Straßenpoet warf ihm einen erschrockenen Blick zu. »Warum?«
    »Weil jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, das herauszufinden.«
    »Kommt der Bastard etwa wieder zurück?«
    »Aber nicht allein.«
    Tolton drehte den Regler bis zum Anschlag, und der Laster beschleunigte auf mehr als vierzig Stundenkilometer. Die Nabenmotoren gaben erratisch summende Geräusche von sich – normalerweise liefen sie völlig lautlos. Dariat setzte seine Affinität ein, um die Annäherung der Besucher zu verfolgen. Die Habitat-Persönlichkeit hatte die sieben Laser und zwei Maser aktiviert, die um den Rand des nicht-rotierenden Raumhafens herum montiert waren. Wie schon zuvor, so fingen die Antennen auch diesmal keinerlei Radarreflexion auf.
    Die ersten Besucher setzten zum letzten Ansturm vom Rand des wabernden Nebels an, durch den freien Raum hinweg, der das Habitat umgab. Die Schwärze ringsum zog sich zusammen, und das Licht dahinter verwirbelte zu kaleidoskopartigen Gebilden. Optische Sensoren schalteten sich auf und richteten die Energiewaffen auf einen der verräterischen Wirbel. Neun starke Energiestrahlen vereinigten sich auf dem Besucher. Seine einzige Reaktion bestand darin, daß er sich schneller drehte und Haken schlug, während er mit ungebremster Geschwindigkeit auf den Rumpf des Habitats zuschoß. Die radialen Spiralausläufer verzerrter Lumineszenz flammten heller und heller. Dann war das fremdartige Gebilde hinter den Spitzen der Wolkenkratzer verschwunden und außerhalb des Schußfelds der Waffen. Die Laser richteten sich nach außen und auf ein weiteres Ziel, das sich vom Anprall aus roher Energie ebenfalls unbeeindruckt zeigte.
    Die Habitat-Persönlichkeit stellte das Feuer ein. Furcht breitete sich unter Rubras Nachkommen wie ein mentaler Virus aus, während sie auf das warteten, was die Besucher als nächstes unternehmen würden. Die vorbereiteten Handwaffen wurden ausgegeben und bereit gemacht. Nicht, daß sie viel genutzt hätten – wenn die Raumhafenlaser den fremden Wesen nicht schaden konnten, dann waren Gewehre (ganz gleich welchen Kalibers) erst recht nutzlos. Trotzdem weigerte sich keiner, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Ein Stück destruktiver Hardware zu halten war noch immer ein netter psychologischer Auftrieb.
     
    Das Orgathé führte einen Schwarm seiner eifrigen Kith zu dem gigantischen lebenden Objekt und saugte die gewaltige Hitze auf, die es so leichtfertig verschleuderte. Sie waren gekommen, um die Absorption vorwegzunehmen, die das Schicksal aller lebenden Dinge in diesem dunklen Kontinuum war, und soviel wie nur irgend möglich von seiner Lebensenergie in sich hineinzufressen, bevor es die Melange erreichte. Sobald das erst geschah, würden unzählige der in der Melange gefangenen Entitäten genügend Kraft zur Wiederauferstehung und Individualität finden, bis die gesamte Melange sich lockerte und möglicherweise sogar für eine kurze Weile auseinanderbrach.
    Doch es würde niemals genügend Energie geben, um sie alle an den Ort zurückzuheben, von dem sie in das dunkle Kontinuum herabgefallen waren. Dieses Privileg würden nur diejenigen erfahren, denen es gelang, sich selbst mit genügend Kraft zu versorgen, bevor die Auflösung einsetzte.
    Das war der Grund, aus dem das Orgathé die anderen herbeigerufen hatte, die

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