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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Füße überkreuzten sich vor ihren Knöcheln. Es fühlte sich an wie ein sicherer Halt. – Ich glaube, so könnte es gehen.
    Erentz stieß sich vom Rand des Schachts ab und schwang über den Abgrund. Sie baumelte über der schwarzen Leere und rotierte dabei langsam. Dariat wog überhaupt nichts. Sie merkte nur an dem schwachen Schimmern seiner Arme, die sich an sie klammerten, daß er überhaupt noch da war. – Also schön, sehen wir nach, was es im Schilde führt. Sie drückte auf einen Knopf, und die Winde setzte sich in Bewegung. Langsam glitten sie nach unten. Das letzte, was sie von der Lobby sah, war ein hell erleuchteter Rahmen, in dem sich drei Männer Schulter an Schulter drängten und ihr hinterherblickten. Zweiundzwanzig Stockwerke in die Tiefe sind ein weiter Weg, wenn man in absoluter Dunkelheit am Ende eines unsichtbaren Seils hängt.
    – Das horizontale Notschott des Schachts im dreißigsten Stockwerk ist geschlossen, berichtete die Habitat-Persönlichkeit. – Der Sturz würde also nicht so furchtbar lange dauern, wie du es dir ausmalst.
    – Ich versuche krampfhaft, mir überhaupt nichts auszumalen, giftete sie bissig zurück.
    Dariat sagte überhaupt nichts. Er war zu sehr damit beschäftigt, das erschöpfte Zittern seiner Beine zu kontrollieren. Die unbequeme Position, in der er sich befand, erzeugte Krämpfe in seinen Muskeln. Wie dumm für einen Geist, sagte er sich immer wieder.
    Die Aufzugstüren glitten vorüber, blanke Silberpaneele, die mit einem Geflecht aus Führungsschienen und Aktuatoren am Polyp gehalten wurden. Dariat versuchte immer wieder, die sensitiven Zellen jedes einzelnen Stockwerks zu benutzen, während sie an den Vorhallen vorbeiglitten, doch das neurale Stratum war stark geschwächt von den Einflüssen des dunklen Kontinuums. Die Gedankenroutinen im Innern waren wirr und langsam und lieferten nur unzureichende Bilder von den dunklen Korridoren. Im einundzwanzigsten Stock gab es nicht einmal mehr Bilder. Ernste Sorgen stiegen in Dariat auf. Diese Beeinträchtigungen hier unten wurden eindeutig durch den Besucher verursacht. Er war beinahe wie eine Anti-Präsenz, die alles Leben und alle Wärme in sich aufsaugte wie ein verschwommener Ereignishorizont. Fremdartig in einem bis dahin unbekannten Extrem.
    – Wir sind da, sagte Erentz und verlangsamte ihren Abstieg, bis sie auf gleicher Höhe waren mit den Türen zum Vestibül des zweiundzwanzigsten Stocks.
    – Ich hätte auch nicht mehr viel länger durchgehalten, antwortete Dariat. – Meine Arme tun höllisch weh.
    Erentz reagierte mit mildem Unglauben, doch sie verschonte ihn vor einem direkten Kommentar. Statt dessen fing sie an zu schaukeln, bis die pendelnden Bewegungen sie näher und näher an die Schachtwand führten. Schließlich bekam sie eine der Streben neben der Tür zu packen und hielt sich daran fest, bis ihre Füße auf dem Gehäuse des Türmotors Halt gefunden hatten. Die obere Schiene war mit einem Notschalter versehen, den sie um neunzig Grad drehte. Unter dem leisen Zischen komprimierter Luft glitt die Aufzugstür auf.
    Mit einer Hand am Notgriff des Seils schob sie sich über die untere Führungsschiene zur Tür und dann ins Innere des Vestibüls. – So weit, so gut, sagte sie zu der Habitat-Persönlichkeit und ihren Verwandten, die ausnahmslos über das Affinitätsband ihre Fortschritte verfolgten. Im Vestibül herrschte die gleiche Dunkelheit wie im Schacht. Selbst die Notlichter waren erloschen. Frost glitzerte überall dort, wo das Licht aus ihren Scheinwerfern hinfiel. Die Außensensoren ihres Thermoanzugs meldeten fünfzig Grad Celsius unter dem Gefrierpunkt. Bisher funktionierten die elektronischen Systeme mit nahezu operativer Effizienz.
    Langsam hakte Erentz das Seil aus und sicherte es an einer Strebe unmittelbar hinter dem Türrahmen, wo es leicht erreichbar war, falls sie es eilig hatten. Gemeinsam mit Dariat betrachtete sie vermittels ihrer Affinität zur Habitat-Persönlichkeit den Grundriß der Etage; die ungefähre Position des Besuchers war als schwarzer Fleck eingezeichnet. Die Angabe war nicht sonderlich präzise, und beide wußten, daß der Besucher sich leicht zu einem anderen Ort bewegt haben konnte, ohne daß die Habitat-Persönlichkeit wegen der ausgefallenen BiTek-Sensoren und Elektronik etwas davon wußte.
    Das war einer der Gründe, weshalb Rubra Dariat bei der Unternehmung dabei haben wollte. Die Persönlichkeit wußte, daß Dariat von dem Besucher beeinträchtigt wurde, was

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