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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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bedeutete, daß er ihn vielleicht spüren konnte, wo Erentz in ihrem isolierten Thermoanzug nichts bemerkte. Wie das mit Theorien so ist: inspirierend war sie bestimmt nicht. Die Persönlichkeit schätzte ihn nicht besonders und behandelte ihn fast wie ein Anhängsel von sich selbst, wie eine außerordentlich mobile Subroutine (oder ein Schoßtier, dachte Dariat mehr als einmal). Aber sie benötigten dringend quantifizierbare Daten über das dunkle Kontinuum, wenn sie eine Nachricht an die Konföderation abschicken wollten. Bis jetzt hatten die Sonden und Quantenanalyse-Sensoren so gut wie nichts erbracht. Der Besucher war die einzige Quelle von Fakten, die ihnen bis jetzt begegnet war. Und seine offensichtliche Fähigkeit, Energiezustände zu manipulieren, konnte sich als wertvoll erweisen.
    »Das irdische Rezept für Omelette«, brummte Dariat leise. »Zuerst muß man ein paar Eier stehlen.«
    – Los geht’s, sagte Erentz.
    So sehr Dariat sich auch bemühte, er fand keine richtige Furcht in Erentz’ Bewußtsein. Aufregung, ganz gewiß, aber sie war fest überzeugt, daß ihre Mission erfolgreich verlaufen würde.
    Sie setzten sich durch das Vestibül hindurch in Bewegung, auf die Stelle zu, wo der Besucher stecken sollte. Fünfzehn Meter vom Aufzug entfernt hatte er ein gewaltiges Loch durch den Boden geschlagen. Es sah aus, als wäre eine Bombe detoniert und hätte die ordentlichen Schichten aus Polyp in einen Trümmerhaufen aus großen Brocken und pulverisiertem Gestein verwandelt. Nährflüssigkeit, Wasser und Schleim leckten aus zahlreichen durchtrennten Tubuli und über die Trümmer, bevor sie zu faltigen Zungen aus grauem Eis erstarrten. Dariat und Erentz blieben am Rand des Lochs stehen und starrten nach unten.
    – Gegen dieses Ding haben wir nicht den Hauch einer Chance, sagte Dariat. – Heiliger Anstid, sieh dir nur an, wozu es imstande ist, wie unglaublich stark es ist! Die Polypwand ist über zwei Meter dick! Wir müssen von hier verschwinden.
    – Beruhige dich, antwortete die Habitat-Persönlichkeit. – Wer hätte je gedacht, daß es ängstliche Geister gibt?
    – Vielleicht bin ich ja der erste. Denk darüber, wie du willst, aber das hier ist Selbstmord.
    – Physische Kraft allein war nicht der ausschlaggebende Faktor, stellte Erentz fest. – Der Besucher hatte Hilfe von der Kälte. Wenn man die Temperatur des Polypmaterials weit genug senkt, wird es brüchig wie Glas.
    – Wirklich tröstend zu wissen, entgegnete Dariat beißend.
    – Die Habitat-Persönlichkeit hat recht, wir sollten wegen dieses Loches hier nicht einfach fliehen. Es demonstriert lediglich, daß der Besucher Kälte auf die gleiche Weise einsetzt wie wir Wärme, sonst nichts. Würden wir durch eine Wand brechen wollen, würden wir sie mit Lasern oder einem Induktionsfeld erhitzen, bis ihre Struktur geschwächt ist. Das ist ein Beispiel für die Logik dieses Kontinuums: Es ist unglaublich schwer, genügend Wärme zu konzentrieren, um etwas zu erhitzen – also kommt das Gegenteil zum Einsatz.
    – Aber wir wissen nicht, wie die Besucher es machen, entgegnete Dariat. – Also können wir uns auch nicht dagegen verteidigen.
    – Dann müssen wir es eben herausfinden, sagte Erentz leichthin. – Und du wirst zugeben müssen, daß wir dieses Ding definitiv kommen hören, wenn es sich immer auf diese Weise fortbewegt.
    Dariat fluchte unterdrückt, während Erentz sich einen Weg über den Trümmerhaufen suchte, der das Loch umgab. Jetzt wußte er, warum die Habitat-Persönlichkeit ausgerechnet Erentz für diese Aufgabe ausgewählt hatte. Sie besaß mehr leidenschaftlichen Optimismus als ein ganzes Geschwader von Testpiloten. Zögernd setzte er sich in Bewegung, um ihr zu folgen.
    Der Boden wies tiefe Furchen auf, und der rote und grüne Teppich ringsum war in kleine Fetzen zerrissen. Der nackte Polyp darunter war mit kleinen Kratern übersät, die sich in einem triangularen Muster alle zwei Meter wiederholten. Dariat hatte keine Mühe, sich vorzustellen, daß es Klauenabdrücke waren. Der Besucher hatte sich mit Gewalt einen Weg durch das Vestibül gebahnt und Wände und Mobiliar ohne Unterschied unter sich zermalmt. Dann war er tiefer in das Innere des Sternenkratzers vorgedrungen. Nach der Habitat-Persönlichkeit zu urteilen, befand er sich unmittelbar vor dem zentralen Strang. Die Tür zu einem großen Appartement fehlte, zusammen mit einem beträchtlichen Stück der umgebenden Wand. Erentz blieb ein paar Meter vor dem Loch stehen

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