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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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als nächstes unternehmen sollten. Ein Kiint wanderte gemächlich über die breite Kopfsteinpflasterstraße, vollkommen unpassend inmitten der kleinen Steinhäuser mit ihren Schieferdächern und den Kletterrosen. Eine Bande lachender Kinder umkreiste das mächtige Wesen ohne jede Spur von Angst oder Scheu. Es streckte seine dünnen Tentakel aus traktamorphem Fleisch über ihre Köpfe und schnippte sie zurück, wenn eines der Kinder danach sprang. Es spielte mit ihnen.
    »Es ist vorbei, oder?« fragte Grant leise. »Wir können nicht mehr so weitermachen, wie es war, nicht mehr.«
    »Das klingt überhaupt nicht nach dir«, erwiderte Marjorie. »Der Mann, den ich geheiratet habe, hätte niemals zugelassen, daß unsere Art zu leben beiseite geschoben wird.«
    »Der Mann, den du geheiratet hast, war auch niemals besessen. Zur Hölle mit diesem verfluchten Luca.«
    »Sie werden bis ans Ende unserer Tage bei uns sein, genau wie wir bei ihnen.«
    Versorgerkugeln schwebten um das Herrenhaus herum und stießen Ersatz aus für all die Dinge, die niemals repariert oder ausgetauscht worden waren. Das Personal folgte ihnen, setzte Dachrinnen ein, hämmerte neue Spaliere an die Mauern, reparierte Zäune, schweißte neue Rohrstücke für die Zentralheizung ein. Grant hätte die Versorger am liebsten angebrüllt zu verschwinden, aber Cricklade benötigte dringend Reparaturen; trotz aller Aufmerksamkeit Lucas war das große Herrenhaus während der Possession ziemlich heruntergekommen. Und die Versorger leisteten für jeden Haushalt in ganz Stoke County die gleiche Arbeit. Die Menschen hatten ein Recht auf ein wenig Wohltätigkeit und Glück nach allem, was sie durchgemacht hatten.
    Er prüfte den Gedanken und überlegte, woher er gekommen sein mochte. War er zu menschenfreundlich für Grant? Oder nicht liberal genug für Luca? Doch es spielte eigentlich keine Rolle, weil es richtig war.
    Er betrat den Hof, wo ein weiterer Versorger ganz allein damit beschäftigt war, den abgebrannten Stall neu zu errichten. Seine purpurn schimmernde Oberfläche floß durch von der Hitze gekrümmte, rußbedeckte Wände und schwarze Balken, und hinter ihm erstreckte sich ein Streifen gerader sauberer Steine und neuer Balken und ein frisch gedecktes Schieferdach. Es sah fast aus wie ein Pinsel, der eine Skizze mit Farbe und Leben ausfüllte.
    »Das nenne ich nun wirklich einen korrumpierenden Einfluß«, sagte Carmitha. »Niemand wird je wieder vergessen, um wieviel grüner das Gras auf der anderen Seite der technologischen Wasserscheide ist. Wußtest du, daß die Versorger auch Nahrung herstellen können?«
    »Nein«, antwortete Grant.
    »Ich habe mich durch ein beeindruckendes Menü gefuttert. Äußerst schmackhaft. Du solltest es probieren.«
    »Warum bist du noch immer hier?«
    »Heißt das, ich soll gehen?«
    »Nein. Selbstverständlich nicht.«
    »Sie werden zurückkehren, Grant. Du magst vielleicht ein wenig lockerer geworden sein, aber deinen eigenen Töchtern schenkst du noch immer nicht das Vertrauen, das sie verdient haben.«
    Er schüttelte den Kopf und ging davon.
    Früh am nächsten Tag landete der brandneue Ionenfeldflieger der Lady Macbeth auf dem Grün vor dem Herrenhaus. Die Hülle aus goldfarben schimmerndem Dunst löste sich auf, und die Schleuse wurde geöffnet. Genevieve rannte die Stufen herab, sobald die Leiter ausfuhr, und sprang die letzten zwei Fuß bis zum Boden.
    Grant und Marjorie kamen bereits die breiten Steinstufen des Säulenvorbaus herunter, um nachzusehen, was der Flieger wollte. Beide erstarrten, als sie die vertraute kleine Gestalt erblickten. Genevieve rannte herbei, so schnell ihre kleinen Beine sie trugen, und krachte in ihre Mutter, daß beide fast umgefallen wären.
    Marjorie wollte ihre Tochter gar nicht mehr loslassen. Sie hatte Mühe zu sprechen, so dick saß der Kloß vom Weinen in ihrer Kehle. »Warst … warst du auch …?« fragte sie zitternd.
    »O nein«, antwortete Genevieve unbekümmert. »Louise hat uns rechtzeitig von Norfolk weggebracht. Ich war auf dem Mars, auf der Erde und in Tranquility. Ich hatte eine Menge Angst, aber es war unglaublich aufregend!«
    Louise nahm ihre Eltern in die Arme und küßte beide.
    »Geht es dir gut?« fragte Grant.
    »Ja, Daddy. Es geht mir gut.«
    Er trat einen Schritt zurück, um sie anzusehen, so wunderbar voller Selbstvertrauen und Haltung in ihrem modisch geschnittenen Reisekleid mit dem Rock, der ein ganzes Stück oberhalb der Knie endete. Diese Louise würde

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