Armageddon 2 - Das Menü
näherte, verstummte es zu einem verlegenen
Gemurmel.
»Also schön, was geht hier vor?«, verlangte sie zu wissen.
Die Druiden zuckten unschuldig die Schultern.
»Nichts«, sagte einer.
»Wo ist mein Mann?«
»Wir haben ihn nicht gesehen.«
Christeen funkelte Fido an.
»Sieh mich nicht so an, Frau! Frag den Kerl mit dem
Schwert!«
»Schwert? Wer hat hier ein Schwert?«
In der Druidenmenge entstand weiteres Geschiebe und Ge-
dränge, und dann wurde Rambo Blutaxt nach vorn gestoßen.
»Kann ich Ihnen behilflich sein, Ma’am?«, fragte er höflich.
»Rambo Blutaxt. Ich hätte es wissen müssen. Zeig es her!«
Rambo gehorchte. »Es ist nichts«, sagte er und lächelte verle-
gen. »Nur ein wenig Folklore, wirklich.«
»Folklore, wie?« Christeens Stimme hatte einen scharfen Un-
terton. »Ihr habt eure Pflugscharen zu Schwertern umge-
schmiedet, gebt es zu! Wo ist mein Ehemann?«
»Er ist irgendwie verschwunden.«
Christeen suchte nach dem Besitzer dieser zweiten Stimme.
»Ah!«, sagte sie bedeutsam. »Die andere Hälfte des Duos. Und
wohin ist er irgendwie verschwunden, Eric?«
»Verschwunden, Ma’am. Einfach so. Hat sich in Luft aufge-
löst.« Eric vollführte hilflos fuchtelnde Armbewegungen, die
bald schwer in Mode kommen sollten.
»Und was habt ihr mit ihm gemacht, bevor er verschwunden
ist?«
»Uns ein wenig mit ihm unterhalten, Ma’am.« Rambo ver-
neigte sich leicht aus der Leibesmitte. »Wir hatten eine kleine
Unterhaltung, mehr nicht.«
»Oooh!«, sagte Fido auf eine Art und Weise, wie man sie bei
dem legendären Frankie Howerd immer wieder hatte hören
können. »Er wollte das Schwert in ihn stecken. Die Steine wei-
hen, hat er es genannt.«
Christeen musterte die beiden in weiße Roben gewandeten
Tunichtgute mit einem vernichtenden Blick, und sie welkten
sichtlich dahin.
»Ihr wolltet meinen Rex aufspießen?«
»Es war nur ein Spaß, Ma’am, wirklich!«, sagte Eric mit kraft-
losem Lächeln. »Wir wollten ihm nicht wehtun.«
Rambo tätschelte seinem Kumpan den Arm. »Ich fürchte, das
Spiel ist höchstwahrscheinlich aus, mein alter arkadischer
Akolyth. Besser, wir verdünnisieren uns jetzt, denke ich.«
Christeen verschränkte die Arme vor der Brust und klopfte
mit dem Fuß auf den Boden. Stroh löste sich vom Dach und
flatterte herab. »Heraus damit!«, befahl sie.
»Ma’am!«, begann Rambo. »Sie werden sicherlich mit mir
darin übereinstimmen, dass jedes Individuum ein Recht dar-
auf hat, Gott in der Kirche seiner Wahl zu verehren.«
»Ja.«
»Und deshalb haben wir in dieser vollkommenen Welt, die
sie, wenn ich mich recht erinnere, ja sein soll, lediglich unser
Recht ausgeübt.«
»Indem ihr Rex mit dem Schwert aufspießt?«
»Ich stimme Ihnen zu, dass es dem Anschein nach vielleicht
ein wenig radikal aussehen mag. Aber ist es nicht oft so, dass
das Anathema der einen Kultur in einer anderen die akzeptier-
te Norm darstellt? Gesetze, gleichgültig ob weltlich oder reli-
giös, variieren entsprechend den Bedürfnissen derer, die sie
machen und befolgen. Wenn ich das näher erklären dürfte…«
»Halt den Mund!« Christeen lächelte nicht mehr.
»Halt den Mund? Aha, die Hexenjagd beginnt also! Wir
werden wegen unseres Glaubens verfolgt. Habe ich euch nicht
gleich gewarnt, meine Brüder?«
»Das hast du, gewiss!«, antworteten sie alle. »O je und o weh
und so weiter!«
Christeen warf die Hände hoch. »Jetzt hört augenblicklich
damit auf! Wollt ihr mir vielleicht erzählen, dass ihr eine neue
Religion gründet?«
»Wiederbeleben tun wir sie, Ma’am. Revitalisieren, reinstitu-
tionalisieren… und was es der re’s sonst noch so gibt, jawohl,
Ma’am.«
»Rambo, du warst bei meiner Hochzeit dabei. Du hast mit
eigenen Augen gesehen, wer dem Bräutigam die Braut ge-
bracht hat. Das kann nicht dein Ernst sein.«
Alle Augen richteten sich auf Rambo. Er lächelte noch im-
mer, doch er war der Einzige.
»Ma’am«, sagte er. »Da haben Sie es. Das ewige Paradoxon.
Zollen nicht die monotheistischen wie die pantheistischen Re-
ligionen ultimativ ein und der gleichen Gottheit ihren Re-
spekt? Gott ist alles für alle Menschen. Die Wege zur Erleuch-
tung sind zahlreich und verschieden, doch letztendlich führen
alle in die gleiche Richtung und zum gleichen Ziel. Der All-
mächtige manifestiert sich in einer unendlichen Vielzahl von
Formen, genau wie die Art und Weise seiner Anbetung.«
»So ein Unsinn!«, sagte
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