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Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Titel: Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Frank
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gelacht hatte, die vor einer Immobilienblase warnten, führte nun in
The Big Short
die Leser durch die Abgründe der Betrügereien an der Wall Street. Und überall zog man Vergleiche mit der Weltwirtschaftskrise: so auch Paul Krugman, der sein 1999 erschienenes Werk über die Depression von 1929,
Die große Rezession
, nun aktualisiert und erweitert unter dem Titel
Die neue Weltwirtschaftskrise
herausgab und damit ein Buch über das Versagen der Zentralbanken in den Zwanzigerjahren auf die Bestsellerliste brachte.

Revolution ante portas
    All jene, die zur Zielscheibe des wachsenden Unmuts wurden, waren ebenfalls sicher, dass sich das Drehbuch der schlechten Zeiten nun unvermeidlich entfalten würde. Aber die Angst war eine andere geworden: Die Leute fürchteten sich angesichts dieser neuen schlechten Zeiten nicht vor Arbeitslosigkeit oder Obdachlosigkeit, sondern vor der linken Politik, die diese Phänomene traditionellerweise hervorrufen. Sie wurden von der Angst gepackt, dass nun die Jakobiner die Herrschaft übernahmen.
    Einer, der schon früh Alarm schlug, war der Ölbaron Charles Koch, einflussreicher Begründer neoliberaler Organisationen. Im Newsletter seines Unternehmens wetterte er, wir würden wieder in eine Weltwirtschaftskrise hineinschlittern und dabei »dieselben Fehler«wie unsere Vorväter machen – damit meinte er eine Ausweitung der Regulierungen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, neue Regierungsbehörden. Uns drohe damit der »größte Verlust an Freiheit und Wohlstand seit den Dreißigerjahren«. [7]
    »Der Kapitalismus ist in Gefahr, seine Zukunft ungewiss«, stöhnte der Wirtschaftskolumnist Robert Samuelson kurz darauf. Auf dem Wirtschaftskanal CNBC diskutierten prominente Persönlichkeiten sorgenvoll über den verschärften »Klassenkampf« – gemeint war die scharfe Kritik der Öffentlichkeit an den Abenteuern der Investmentbanker. [8]
    Die deckten sich unterdessen, so war zu hören, in Vorbereitung auf das bevorstehende wirtschaftliche Chaos mit großen Landsitzen ein. [9]
    Selbst das
Forbes Magazine
zitterte in Angst vor der Revolution. Die Ausgabe vom 11. Mai 2009 zeigte in einer Karikatur eine wohlhabende Familie, die in albtraumartiger Umgebung von einem gespenstischen Uncle Sam mit Steuererhöhungen bedroht wird. Im Hintergrund waren Demonstranten zu sehen, die Plakate mit der Aufschrift »Tod den Reichen!« schwenkten. Im Aufmacher des Artikels hieß es: »
Uncle Sam will Ihr Geld, der Mob Ihren Kopf.«
    Auch
Newsweek
sah den Klassenkampf heraufziehen und brachte im Februar 2009 ein schrilles Titelbild mit der Schlagzeile: »Jetzt sind wir alle Sozialisten.« Obama war erst drei Wochen im Amt, und schon schienen die schlimmsten Albträume, die William Randolph Hearst in den Tagen des New Deal geplagt hatten, wahr geworden zu sein. [∗] Der Sozialismus war ausgebrochen, stellte ein führendes Blatt fest, auch ganz ohne sozialistische Partei.
    Das Titelbild von
Newsweek
wurde als Bestätigung für die schlimmsten Befürchtungen genommen, die man in diesen schlechten Zeiten hegen konnte. Noch Jahre nach der Veröffentlichung wurde es auf Versammlungen der Konservativen gerne als unschlagbarer Beweis hochgehalten und in populären rechten Publikationen angeführt. Der Republikaner Ken Blackwell präsentierte es öfter wie eine Trumpfkarte vor laufenden Fernsehkameras. Auch Glenn Beck zeigte das Titelbild in seiner neuen Sendung auf Fox News und führte es als Beleg dafür an, dass »die Reichen verteufelt werden«, genau wie damals in den Dreißigerjahren.
    Die Ängste der Wirtschaftswelt waren nicht völlig unbegründet. Der Zorn der Öffentlichkeit schwoll immer stärker an und erreichte seinen Höhepunkt im März 2009, als die Manager des mit Staatsgeldern gestützten Versicherungskonzerns AIG 165 Millionen Dollar an Boni just an jene Abteilung ausschütteten, welche die Derivate ausgeheckt hatte, die das Unternehmen ins Schlingern gebracht hatten. Boni! Das ganze Land war bereits in heller Empörung über die Bailouts. Und nun führte uns AIG, ein verrottetes Fass ohne Boden –überhaupt nur am Leben erhalten, um geordnet all seine faulen Geschäfte abwickeln zu können –, vor Augen, dass die Raffgier der Aktienhändler einfach unersättlich war.
    Es war eine unglaubliche Dreistigkeit. Die Leute, die beinahe die Welt von der Klippe gestoßen hatten, stopften sich nun die Taschen voll. Bezahlung an der Wall Street, so wurde uns schlagartig klar, war niemals eine Belohnung für

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