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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und legte sie auf den Rücken, um einen Blick in das Gesicht werfen zu können.
    Es sah glatt aus. Einen bestimmten Ausdruck darin entdeckte ich nicht. Die Nase stand etwas vor. Der Mund war mit schmalen Lippen geformt worden, aber ich konzentrierte mich mehr auf die Augen. Sollte diese Figur tatsächlich leben, war es möglicherweise an den Augen zu entdecken. Es konnte sein, dass sie anders aussahen, aber das stimmte leider auch nicht.
    Sie standen zwar offen, aber auch hier herrschte die graue Farbe vor, die sich wie ein Vorhang über die gesamte Vorderseite beider Augen gelegt hatte.
    »Nun?«
    Ich stellte die Figur wieder zurück und gab eine diplomatische Antwort. »Wir werden sehen.«
    Karina musste lachen. »Das hätte ich mir auch sagen können. Du hast also nichts davon gemerkt, dass sie lebt. Wie auch immer.«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Okay, dann werden wir mal weitersehen.«
    Durch den Türspalt hatte ich sie und Jarolin beobachten können. Es war mir auch nicht entgangen, dass der Mitarbeiter ihr einen zusammengefalteten Bogen zugesteckt hatte, den sie jetzt zwischen ihre Finger nahm und ihn entfaltete.
    Ich lauschte dem Knistern des Papiers und schaute in Karina’s Gesicht, um dort abzulesen, wie sie die Nachricht aufnahm. Die Brauen hoben sich beim Lesen an. Schließlich nickte sie und legte den Zettel geglättet auf den Schreibtisch zurück.
    »Gute Nachrichten?«, fragte ich.
    »Wie man’s nimmt. Zumindest eine Spur, an die wir uns morgen halten können.«
    »Wie sieht sie denn aus?«
    »Hier steht ein Name. Isaac. Bildhauer und Puppenmacher. Einer der Alten aus der Zunft.«
    »Das ist gut.«
    »Nein, ist es nicht. Denn er hat nicht aufgeschrieben, wo wir ihn finden können.«
    »Du hättest die Nachricht lesen sollen, als er noch bei dir im Büro war.«
    »Ja, das stimmt.« Sie griff zum Telefon. »Ich werde ihn anrufen und fragen.«
    Der Vorsatz war gut. Allein, er konnte nicht in die Tat umgesetzt werden, denn Jarolin war nicht zu Hause. Zumindest gab es keinen, der bei ihm abhob.
    »Reinfall, John.«
    »Nimm es nicht als schlechtes Omen.«
    »Das bestimmt nicht.« Karina schaute sich die Figur wieder an, umfasste sie und sprach mich an. »Wäre das nicht eine Gelegenheit für einen Test, John?«
    Ich war mit meinen Gedanken woanders gewesen und fragte: »Wie meinst du das denn?«
    »Ich denke an den Test mit dem Kreuz.«
    Überzeugt war ich davon nicht. Klar, mein Kreuz hatte mir auf diese Art und Weise schon öfter den Weg gewiesen, aber es war kein Allheilmittel und nicht unbedingt der Indikator, der alles anzeigte, wonach uns gelüstete.
    »Bitte.« Karina schob mir die Puppe rüber.
    Ich hatte das Kreuz vor der Brust hängen, streifte die Kette über den Kopf, und Karina lächelte, als sie es wieder mal sah. Sie mochte meinen Talisman und wäre froh gewesen, so etwas Ähnliches auch für sich in Anspruch nehmen zu können.
    Ob es etwas half, war mir nicht bekannt, aber ein Versuch konnte nicht schaden.
    Ich brachte Kreuz und Soldat zusammen und bemerkte, dass mir Karina gespannt zuschaute. Oft genug hatte ich ja durch eine derartige Aktion Erfolge gehabt, in diesem Fall jedoch passierte nichts. Beide hatte ich zusammengebracht, ohne dass ich eine Reaktion von der einen oder anderen Seite erlebt hätte.
    »Nichts, Karina.«
    »Leider.«
    Ich stellte die Figur wieder auf den Schreibtisch zurück. »Damit habe ich auch nicht gerechnet, wenn ich ehrlich sein soll. Wir bewegen uns hier in einem ganz anderen Kreis.« Ich deutete mit dem Finger auf den Soldaten. »Sollte sich diese Figur wirklich bewegen können, dann müssen andere Kräfte in ihr stecken. Aber bisher haben wir auch das nicht beweisen können.«
    »Es kann auch einen anderen Weg geben, John.«
    »Das in der Tat.«
    »Dann müssten wir ihn nur finden. Bei euch war es der Agent, bei uns hier war es Jarolin, ein Spitzel. Da ist was im Busch, und zwar gewaltig, sage ich dir. Euer Mann ist nicht grundlos gestorben. Irgendwo im Untergrund gärt es ganz gewaltig.«
    Ich konnte nicht widersprechen. Ich war auch zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Die drei Stunden Zeitverschiebung nach vorn hin, die es zwischen London und Moskau gibt, machten sich irgendwie bemerkbar. Ich sehnte mich nach dem Bett in meinem Hotelzimmer.
    Es kam anders.
    Urplötzlich glühten die Augen des Tonsoldaten auf!
    ***
    Man konnte es als Sekunden des Schreckens und der Erstarrung bezeichnen, denn damit hatte keiner von uns gerechnet. Es fiel uns auch

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