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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kugelinhalt zu sehen sein...« Sie lachte auf und zeigte auf den großen Fleck, der wie eine feuchte Insel auf der Schreibtischplatte lag. »Da, John, da ist der verdammte Inhalt.«
    Bisher hatte keiner von uns gewagt, die feuchten Stellen zu berühren. Das hielten wir auch jetzt bei. Ich beugte mich nur über den Fleck, um daran zu riechen.
    Er roch nach nichts.
    »Jetzt brauchen wir eine Idee«, sagte ich.
    »Stimmt.«
    »Hast du sie?«
    Karina Grischin deutete auf ihr Telefon. »Ich werde unseren Spezialisten Bescheid geben, damit sie sich um die Reste kümmern. Sie sollen sie vorsichtig einsammeln und im Labor untersuchen. Kann sein, dass wir dann eine Spur finden.«
    Ich räusperte mich und sprach auch nicht gegen den Vorschlag, aber ich hatte schon Bedenken. »Wenn die Wissenschaftler die Reste untersuchen, ist das okay. Aber ich sage dir gleichzeitig, dass es dauern wird. Es nimmt Zeit in Anspruch. Da wollen wir uns nichts vormachen. Was unternehmen wir in der Zwischenzeit?«
    »Du wolltest dich doch hinlegen«, meinte sie grinsend.
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Action angesagt?«
    »Wenn’s geht, schon.«
    Karina stützte beide Hände auf die Lehne ihres Schreibtischstuhls. »Ich habe diese Spur vorerst selbst zerstört«, sagte sie, »aber es gibt noch eine weitere.«
    »Gut.«
    »Diesen Isaac, den alten Puppenmacher und Bildhauer. Jarolin hat mich darauf aufmerksam gemacht.«
    »Hat er dich auch darüber informiert, wo wir ihn finden können?«
    »Nein, das hat er nicht. Aber das ist kein Problem. Ich weiß, wie ich Jarolin erreichen kann. Erst rufe ich unsere Spezialisten an, danach ihn.«
    Sie war hier der Boss. Ich sah mich nur als Gast an und hielt mich entsprechend zurück.
    Während sie telefonierte, schaute ich durch das große Fenster nach draußen. Es war vorwinterlich kalt in Moskau. Schnee fiel nicht. Dafür wehte ein starker Wind, der kalt durch die Straßen pfiff und viele Menschen zurück in ihre Häuser trieb.
    Karina machte ihre Sache gut. Nur beim zweiten Anruf hatte sie Pech, denn besagter Jarolin hob nicht ab.
    »Er ist wohl nicht zu Hause«, sagte sie und legte wieder auf.
    »Gibst du auf?«
    Karina Grischin lachte. »Aufgeben? Da kennst du mich schlecht. Du bist nicht müde, und wir haben Zeit.«
    Ich wusste, was sie wollte, und sprach es aus. »Dann werden wir diesen Jarolin besuchen.«
    »Passt, John. Nur werden wir uns nicht mehr abspeisen lassen. Er soll endlich mit dem herausrücken, was er wirklich weiß...«
    ***
    Die Kneipe war nicht eben das Lokal, in das sich Moskau-Touristen verirrten. Sie hätten das Lokal auch kaum gefunden, denn es lag in einem Keller. Um es zu erreichen, musste man über eine Außentreppe gehen und eine alte Tür aufstoßen.
    Kippen und Schmutz bedeckten den Boden in der Kneipe. Der Wirt fegte einmal am Tag. Zumeist in den frühen Morgenstunden, wenn er seine Bude dichtmachte.
    Jarolin hatte den Weg hinter sich gebracht. Er war hier Stammgast, und man wusste auch, was er trinken wollte. Der Mann gehörte zu den besonderen Gästen, denn er war jemand, der immer ein paar Rubel mehr in den Taschen hatte als andere. Und so wurde ihm nicht der billige Fusel serviert, der in den Flaschen ohne Etiketten stand, sondern er bekam den Wodka, den man auch im Westen trank. Der Wirt hatte den entsprechenden Nachschub unter dem Tresen versteckt.
    Eigentlich hätte der kalte Wind mehr Gäste in sein »Loch« treiben müssen, aber seine Hoffnung erfüllte sich nicht. Die Kneipe wollte einfach nicht voll werden. Ein paar müde Gestalten hingen an der Theke wie flügellahme Vögel und schauten aus traurigen und stumpfen Augen in eine ebenso traurige Umgebung.
    Es wäre eigentlich besser gewesen, die trüben Lichtfunzeln ganz auszulassen. So wäre das graue Elend nicht so herausgerückt worden. Es gab nichts Neues in diesem Lokal. In den letzten Jahren hatte niemand etwas renoviert und ausgebessert. Das Mobiliar stammte noch aus Stalins Zeiten. Dass die alten Regale noch nicht zusammengebrochen waren, glich einem kleinen Wunder.
    Es war einer der letzten Tempel für die Einsamen, die oft in der Nacht nicht wussten, wo sie hinsollten, obwohl sie eine feste Bleibe hatten, denn Obdachlose ließ der Wirt nicht ein. Wer zu ihm kam, der musste auch bezahlen. Sollten es doch mal andere nicht erbetene Gäste versuchen, dann hielt er seinen Baseballschläger und auch die alte Schrotflinte bereit, um sie zu vertreiben.
    Die Flasche, das Glas, der alte Hocker mit der abgewetzten

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