Armegeddon Rock
dir.«
»Oh, sicher«, erwiderte Sandy. »Du hast an eine Verlagskette verkauft und eine hübsche, gemütliche Festanstellung als Herausgeber gekriegt, während du drei Viertel deiner Belegschaft gefeuert hast. Das muß dich ja dermaßen schmerzen.« Er schnaubte. »Jared, du bist immer noch ein Arschloch. Wir haben dieses Blatt zusammen aufgebaut, als was Gemeinschaftliches. Es war nicht deins. Du hättest es nicht einfach verkaufen dürfen.«
»He, all das Gemeinschaftliche war ganz gut und schön, als wir jung waren, aber du scheinst zu vergessen, daß es mein Geld war, das die ganze Chose über Wasser gehalten hat.«
»Dein Geld und unser Talent.«
»Gott, du hast dich kein bißchen geändert, was?« sagte Jared. »Schön, denk was du willst, aber unsere Auflage ist dreimal so hoch wie damals, als du Chefredakteur warst, und wir haben irrsinnige Anzeigeneinnahmen. Hedgehog hat jetzt Klasse. Wir werden für richtige Journalistenpreise nominiert. Hast du in letzter Zeit mal reingeschaut?«
»Klar«, antwortete Sand. »Tolles Zeug. Gaststätten-Tests. Kurzbiographien von Filmstars. Suzanne Somers auf dem Titel, um Himmels willen. Verbraucherberichte über Videospiele. Ein Rendezvous-Service für einsame Singles. Wie nennt ihr euch jetzt gleich noch? Die Zeitung für Alternative Lebensstile?«
»Das haben wir geändert, das mit ›alternativ‹ haben wir weggelassen. Jetzt heißt es einfach ›Lebensstile‹. Zwischen den beiden H im Logo.«
»Jesus«, sagte Sandy. »Dein Musikredakteur hat grüne Haare!«
»Er hat ein echt tiefes Verständnis für Popmusik«, meinte Jared abwehrend. »Und hör auf, mich anzuschreien. Dauernd schreist du mich an. Allmählich tut’s mir leid, daß ich dich angerufen habe, weißt du. Willst du über diesen Auftrag sprechen oder nicht?«
»Offen gesagt, mein Lieber, ist mir das völlig schnuppe. Wieso glaubst du, daß ich einen Auftrag von dir nötig habe?«
»Niemand hat behauptet, daß du ihn nötig hast. Ich bin ja nicht weg vom Fenster, ich weiß, daß du gut klargekommen bist. Wie viele Romane hast du veröffentlicht? Vier?«
»Drei«, berichtigte Sandy.
»Hedgehog hat auch jeden davon rezensiert. Du solltest dankbar sein. Dich zu feuern war das Beste, was ich für dich tun konnte. Du warst immer ein besserer Schreiber als Redakteur.«
»O danke, Massa, danke. Ich is’ so ewig dankbar. Ich verdanken Euch alles.«
»Du könntest wenigstens höflich sein«, sagte Jared. »Sieh mal, du brauchst uns nicht, und wir brauchen dich nicht, aber ich dachte mir, es wäre schön, wieder zusammenzuarbeiten, nur wegen der alten Zeiten. Gib’s zu, es wär doch ’n Kick, deinen Namen wieder im alten Hog zu haben, oder? Und wir zahlen besser als damals.«
»Ich bin nicht so wild aufs Geld.«
»Wer hat das denn behauptet? Ich weiß alles über dich. Drei Romane, ein Sandsteinhaus und ein Sportwagen. Was ist es, ein Porsche oder so was?«
»Ein Mazda RX-7«, sagte Sandy kurz.
»Ja, und du lebst mit einer Grundstücksmaklerin zusammen, also halt’ mir keine Vorträge über Verrat, Sandy, alter Knabe.«
»Was willst du, Jared?« meinte Sandy gereizt. »Ich hab genug von dem Geplänkel.«
»Wir haben eine Story, die für dich genau das richtige wäre. Wir wollen auch ein großes Ding draus machen, und ich dachte, du hättest vielleicht Interesse. Es ist ein Mord.«
»Was hast du denn jetzt vor, versuchst du den Hog zum True Detective umzuwandeln? Vergiß es, Jared, ich mach keinen Krimischeiß.«
»Der Typ, der ermordet wurde, war Jamie Lynch.«
Der Name des Opfers ließ Sandy plötzlich stutzen, und eine witzige Bemerkung erstarb ihm auf der Zunge. »Der Promoter?«
»Genau der.«
Sandy lehnte sich zurück, nahm einen kräftigen Schluck Bier und dachte darüber nach. Von Lynch hatte man seit Jahren nichts mehr gehört; er hatte seine große Zeit schon hinter sich gehabt, bevor Sandy noch beim Hog gefeuert worden war, aber zu seiner Zeit war er ein wichtiger Mann in der Rock-Subkultur gewesen. Es konnte eine interessante Story sein. Um Lynch hatte es immer Kontroversen gegeben. Er hatte auf zwei Hochzeiten getanzt: als Promoter und Manager. Als Promoter hatte er einige der größten Touren und Konzerte seiner Zeit organisiert. Deren Erfolg hatte er abgesichert, indem er die Bands engagierte, die er als Manager kontrollierte und indem er sie nicht bei Konkurrenzkonzerten auftreten ließ. Mit heißen Talenten wie American Taco, der Fevre River Packet Company und den Nazgûl
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