Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
Vom Netzwerk:
Examina bestanden. Er hat sich mit einer eigenen Kanzlei selbständig gemacht, und nun erweist er sich als Kapazität auf einem juristischen Gebiet, das für viele Menschen von praktischem Nutzen ist. Er ist auf dem richtigen Weg: Dies ist der wahre Beginn seiner Lebensreise.
    Er geht zu Horniman & Co. und lässt Werbezettel drucken. Aufmachung, Schriftbild und Auflage bespricht er mit Mr Horniman persönlich, von Fachmann zu Fachmann. Eine Woche später ist er im Besitz von vierhundert Reklamezetteln für sein Buch. Dreihundert lässt er in der Kanzlei, da er nicht großspurig erscheinen will, und hundert nimmt er mit nach Hause. Auf dem Bestellformular werden Interessenten gebeten, eine Postanweisung über 2 Shilling 3 Pence – die drei Pence sind für das Porto – an die Newhall Street 54 in Birmingham zu schicken. Einige Packen dieser Werbezettel gibt er seinen Eltern mit der Aufforderung, sie allen in die Hand zu drücken, die Bedarf an seinem Buch haben könnten. Am nächsten Morgen überreicht er dem Stationsvorsteher von Great Wyrley & Churchbridge drei Zettel und verteilt weitere an ehrbare Mitreisende.

[Menü]
Arthur
    Sie lagerten die Möbel ein und ließen die Kinder bei Mrs Hawkins. Aus der Feuchtigkeit und dem Nebel von London in die reine, trockene Kälte von Davos, wo Touie im Hotel Kurhaus unter mehrere Lagen Decken gebettet wurde. Wie Dr Powell vorhergesagt hatte, brachte die Krankheit einen sonderbaren Optimismus mit sich, und so wurde Touie mit ihrem gelassenen Wesen nicht nur stoisch, sondern geradezu fröhlich. Es war offenkundig, dass sie innerhalb weniger Wochen von einer Ehefrau und Gefährtin zu einem auf fremde Hilfe angewiesenen Pflegefall geworden war; doch sie machte sich keine Sorgen über ihren Zustand und wütete schon gar nicht, wie Arthur das getan hätte. Er wütete für sie beide, im Stillen und allein. Er verbarg auch seine schwärzeren Gedanken. Bei jedem klaglosen Husten durchzuckte nicht sie, sondern ihn ein Schmerz; wenn sie einen Tropfen Blut spuckte, überkam ihn ein Schwall von Schuldgefühlen.
    Doch worin sein Verschulden oder seine Fahrlässigkeit auch bestehen mochte, es war nun einmal geschehen, und jetzt blieb nur eine Möglichkeit des Handelns: ein heftiger Angriff auf die verwünschte Mikrobe, die Touies Organe verzehren wollte. Und wenn Arthurs Anwesenheit nicht erforderlich war, blieb ihm nur eine Möglichkeit der Zerstreuung: heftige sportliche Betätigung. Er hatte seine norwegischen Ski nach Davos mitgenommen und ließ sich von zwei Brüdern namens Branger in deren Gebrauch unterweisen. Als das Können des Schülers dann seinem verbissenen Eifer entsprach, wagten sie sich gemeinsam an die Besteigung des Jakobshorns; auf dem Gipfel wandte Arthur sich um und sah, wie tief unter ihm zum Zeichen des Beifalls die Fahnen der Stadt gedippt wurden. Im selben Winter führten ihn die Brangers über den 2 400 Meter hohen Furggapass. Sie brachen um vier Uhr morgens auf und kamen um die Mittagszeit in Arosa an, und so wurde Arthur der erste Engländer, der einen Alpenpass auf Skiern überquerte. Im Hotel in Arosa füllte Tobias Branger die Meldezettel für alle drei aus. Neben Arthurs Namen schrieb er in die Spalte für den Beruf: Sportsmann .
    Die Alpenluft, die besten Ärzte und Geld, Lotties Hilfe bei der Pflege und Arthurs Zähigkeit im Ringen mit dem Teufel trugen dazu bei, dass Touies Zustand sich stabilisierte und dann allmählich besserte. Gegen Ende des Frühjahrs war sie so weit gekräftigt, dass sie nach England zurückkehren konnte, was Arthur die Möglichkeit gab, zu einer Lesereise nach Amerika aufzubrechen. Im folgenden Winter fuhren sie wieder nach Davos. Das erste Urteil von drei Monaten war aufgehoben; alle Ärzte waren sich einig, dass sich der Gesundheitszustand der Patientin leicht gebessert hatte. Den nächsten Winter verbrachten sie in der Wüste bei Kairo im Hotel Mena House, einem niedrigen weißen Gebäude, hinter dem die Pyramiden aufragten. Das Reizklima setzte Arthur zu, doch Billard, Tennis und Golf besänftigten ihn. Er sah ein Leben mit einem alljährlichen Winterexil vor sich, das jedes Mal etwas länger dauern würde, bis schließlich … Nein, er durfte nicht über das Frühjahr, den Sommer hinaus denken. Immerhin konnte er bei diesem Hin und Her zwischen Hotels, Dampfschiffen und Eisenbahnzügen noch schreiben. Und wenn er nicht schreiben konnte, ging er in die Wüste hinaus und schlug einen Golfball, so weit er nur konnte. Im Grunde

Weitere Kostenlose Bücher