Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
gehörst mir«, sagte sie sanft, »mir allein.«
Und Gundleus schrie.
Und vielleicht vernahm Norwenna in der Anderswelt diesen Schrei, der ihr sagte, daß ihr Sohn, ihr kleiner, im Winter geborener Sohn, noch immer König war.
Anmerkungen des Autors
Es ist kaum überraschend, daß die Arthur-Ära der britischen Geschichte »Dark Age« genannt wird, das Dunkle Zeitalter, denn wir wissen so gut wie nichts über die Ereignisse und Persönlichkeiten jener Jahre. Ja, wir können nicht einmal sicher sein, daß Arthur wirklich gelebt hat. Nicht unwahrscheinlich ist es jedoch letztlich, daß ein großer britischer Held namens Arthur (oder Artur oder Artorius) zu Anfang des sechsten Jahrhunderts A. D. die eindringenden Sachsen vorübergehend aufgehalten hat. Eine frühe Geschichte über diese Kriege wurde in den vierziger Jahren des sechsten Jahrhunderts geschrieben, Gildas' De Excidio et Conquestu Britanniae , und man darf wohl annehmen, daß ein solches Werk eine zuverlässige Quelle über Arthurs Erfolge sei, nur leider erwähnt Gildas Arthurs Namen nicht ein einziges Mal - eine Tatsache, über die sich besonders jene freuen, die seine Existenz bestreiten.
Aber es gibt auch einige frühe Beweise für Arthur. Um die mittleren Jahre des sechsten Jahrhunderts herum, eben zu jener Zeit, da Gildas seine Geschichte schrieb, findet sich in erhaltenen Unterlagen eine überraschende und atypische Anzahl von Männern namens Arthur, und das wiederum läßt darauf schließen, daß es plötzlich Mode wurde, Söhne auf den Namen eines berühmten und mächtigen Mannes zu taufen. Derartige Beweise sind allerdings ebensowenig schlüssig wie der früheste literarische Hinweis auf Arthur, eine flüchtige Erwähnung in dem großen Epos Y Gododdin , das um 600 A. D. zur Feier einer Schlacht zwischen den nördlichen Briten (»eine mettrunkene Horde«) und den Sachsen entstand, doch zahlreiche Gelehrte sind der Ansicht, daß der Hinweis auf Arthur erst sehr viel später eingefügt wurde.
Nach dieser einen, zweifelhaften Erwähnung in Y Gododdin müssen wir uns weitere zweihundert Jahre gedulden, bis Arthur wieder von einem Chronisten erwähnt wird, eine Lücke, welche die Zuverlässigkeit der Beweise in Frage stellt, doch Nennius, der seine Geschichte der Briten in den allerletzten Jahren des achten Jahrhunderts schrieb, befaßt sich sehr viel eingehender mit Arthur. Interessanterweise bezeichnet ihn Nennius niemals als König, sondern als Dux Bellorum , Schlachtenlenker, ein Titel, der hier mit Kriegsherr oder Warlord wiedergegeben wird. Nennius bezog sich zweifellos auf uralte Volkssagen, eine fruchtbare Quelle, aus der die immer häufigeren Nacherzählungen von Arthurs Geschichte schöpften. Im zwölften Jahrhundert erreichten diese einen Höhepunkt, als gleich zwei Autoren in verschiedenen Ländern Arthur für alle Zeiten zum Helden machten. In Britannien verfaßte Geoffrey of Monmouth seine wundervolle, mythische Historia Regum Britanniae , während in Frankreich der Dichter Chretien de Troyes dieser königlichen Mixtur unter anderem Lancelot und Camelot hinzufügte. Der Name Camelot mag frei erfunden (oder bewußt von Colchesters römischem Namen Camulodunum abgeleitet) worden sein; davon abgesehen jedoch griff Chretien de Troyes mit größter Wahrscheinlichkeit auf bretonische Mythen zurück, in denen, genau wie in den walisischen Volkserzählungen, auf die sich Geoffreys Geschichte stützte, echte Erinnerungen an einen alten Helden gepflegt werden. Dann schrieb im fünfzehnten Jahrhundert Sir Thomas Malory Le Morte d'Arthur , die Proto-Version unserer strahlenden Arthur-Sage mit dem Heiligen Gral, der Tafelrunde, den schlanken Maiden, furchtbaren Ungeheuern, mächtigen Hexenmeistern und Zauberschwertern.
Diese reiche Tradition auf der Suche nach der Wahrheit über Arthur zu entwirren ist vermutlich völlig unmöglich, obwohl sich viele daran versucht haben und viele es zweifellos noch versuchen werden. Arthur soll ein Mann aus Nordbritannien gewesen sein, aus Essex oder aus dem Westen. Eine jüngere Arbeit identifiziert Arthur eindeutig als walisischen Herrscher aus dem sechsten Jahrhundert mit Namen Owain Ddantgwyn, doch da die Autoren darauf hinweisen, daß es »keine Aufzeichnungen über Owain Ddantgwyn« gebe, erweist sich auch dies als nicht sehr hilfreich. Camelot ist in Carlisle, Winchester, South Cadbury, Colchester ebenso geortet worden wie an einem Dutzend anderer Plätze. Meine Wahl in dieser Frage ist im günstigsten
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