Lieb mich schoener Fremder
1. KAPITEL
Allein in der Dunkelheit auf dem Pier des Hotels, schloss Trev Montgomery seine Hand fest um den Ring. Der goldene Reif grub sich schmerzhaft in seine Handfläche.
Sieben Jahre hatte er den Ring nicht vom Finger gestreift.
Nun war die Zeit gekommen.
Mit finsterer Entschlossenheit holte er aus und warf den Ring ins Meer. Aber Erleichterung spürte er nicht. Und er hatte auch nicht das Gefühl, mit etwas abgeschlossen zu haben. Trauer, Wut und Einsamkeit waren immer noch in ihm lebendig.
Doch die Zeit war gekommen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Von heute an war er kein verheirateter Mann mehr. Er war nun offiziell Witwer. Das Gericht hatte Diana für tot erklärt. Ein sieben Jahre langer Albtraum war zu Ende. Zumindest im juristischen Sinn.
Jetzt war es an ihm, die Qual auch in jeder anderen Hinsicht zu beenden. Und er schwor sich, genau das zu tun. Er würde die Tür vor all den Fragen zuschlagen, die unablässig an ihm genagt hatten - was mit Diana passiert war, warum sie spurlos verschwunden war. Sein Verstand sagte ihm, dass sie entführt und getötet worden war, aber gefühlsmäßig hatte er sich nie mit dieser Erklärung abfinden können.
Er war der fruchtlosen Hoffnungen müde. Es war an der Zeit für einen neuen Anfang. Also hatte er seine Heimatstadt in Süd-Kalifornien verlassen - den Ort, wo er Diana kennen gelernt und geheiratet hatte. Wo sie vier Monate lang glücklich gewesen waren, bis sie verschwunden war.
Heute Morgen war er unmittelbar nach dem Gerichtsentscheid von der West-an die Ostküste geflogen. Er hatte einen Deal für ein Stück Land abgeschlossen, wo er die von ihm entworfenen Häuser bauen würde. Er würde nicht nur gutes Geld machen, sondern sich auch neuen Menschen öffnen. Und allmählich gesunden.
Seine Familie und Freunde hatten ihn schon seit Jahren gedrängt, das zu tun. Und einige seiner weiblichen Bekanntschaften hatten sich äußerst interessiert gezeigt, den leeren Platz an seiner Seite einzunehmen. Von all dem wollte er fort.
Der Gedanke, in Sunrise Häuser zu bauen, war ihm gekommen, als er den Ort an der Küste von Georgia zum ersten Mal gesehen hatte. Die idyllische Lage des Baugeländes und der anheimelnde Charakter der Stadt würden seine Traumhäuser perfekt ergänzen. Was tat es zur Sache, dass er Sunrise auf der Hochzeitsreise mit Diana entdeckt hatte?
Obwohl der Ort seine Schönheit und kleinstädtische Atmosphäre bewahrt hatte, gab es drastische Veränderungen. Das Luxus-Hotel, in dem er wohnte, war damals noch nicht da gewesen. Entlang den ländlichen Straßen waren exklusive Wohnanlagen entstanden, die diskret zwischen alten Bäumen versteckt waren. Der Strand, an dem sie damals spazieren gegangen waren, hatte kaum noch etwas von seiner natürlichen Wildnis. Die Imbissbude, wo sie mittags Halt gemacht hatten, war einer Mode-Boutique gewichen.
Nein, die Erinnerung an Diana würde ihn hier ganz bestimmt nicht verfolgen.
Er steckte seine ringlose Hand in die Hosentasche und wanderte zurück zum Hotel. Diana war fort. Für immer. Gewaltsam erstickte er die Trauer, die bei diesem Gedanken stets in ihm aufstieg. Er würde sein neues Leben an diesem Abend beginnen, ohne an sie zu denken.
Das Gericht hatte Diana für tot erklärt. Und nun tat er es auch.
Jennifer Hannah brach eine ihrer eigenen Regeln: kein privater Umgang mit Kollegen! Von kleinen Betriebsfeiern abgesehen, hatte sie sich in den sieben Jahren, die sie in Sunrise war, streng an dies Prinzip gehalten. Ihr gesellschaftliches Leben beschränkte sich auf Vormittagsfreundschaften mit Frauen aus ihrer Aerobic-Gruppe, auf Internet-Chats mit gesichtslosen Fremden und ihre ehrenamtliche Arbeit mit gehörlosen Kindern.
Ihr Job als Kundenbetreuerin in einer kleinen, aber wachsenden Zeitarbeitsagentur und die Arbeit mit den Kindern hielten sie vollauf beschäftigt. Zumindest redete sie sich das ein.
Nun aber hatten ihre Kollegen sie überredet, bei einem Freitagabend-Drink in der Lounge des neuen Hotels ihren Erfolg zu feiern. Alle ihre Kollegen, die als Zeitarbeitskräfte arbeiteten, waren von den Firmen, die sie angeheuert hatten, fest eingestellt worden, eine Gruppe viel versprechender Bürokräfte war neu dazugekommen, und Jennifer hatte Aufträge von Firmen in Sunrise, Savannah und Brunswick an Land gezogen, um den Neuen etwas zu tun zu geben.
Die Personal-Agentur "Helping Hands" - Helfende Hände - wuchs rasant.
Konnte sie es ablehnen, die Früchte ihrer Arbeit zu
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