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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Zuflucht gesucht, der neben dem größeren römischen Haus im kleinen Dorf stand. Der Tempel war aus Stein und hatte mit Ausnahme eines grob gehauenen Loches im Giebel, das als Rauchabzug diente, keine Fenster und nur eine einzige Tür, die auf den Hof des Anwesens führte. Gundleus hatte versucht, aus dem Tal zu fliehen, aber sein Pferd war durch einen von Arthurs Reitern niedergemacht worden, und so erwartete der König nun sein Schicksal wie eine Ratte im letzten Loch. Eine Handvoll getreuer silurischer Speerkämpfer bewachten den Tempeleingang, verschwanden aber, als sie sahen, daß meine Krieger aus dem Dunkeln heraus anrückten.
    Nur Tanaburs war bei dem von Feuerschein beleuchteten Tempel zurückgeblieben und hatte dort einen kleinen Geisterzaun errichtet, indem er zwei frisch abgeschlagene Köpfe am Fuß der beiden Türpfosten aufstellte. Als er am Hoftor unsere Speerspitzen glitzern sah, hob er seinen halbmondgekrönten Stab und spie uns seine Flüche entgegen. Er rief die Götter an und bat sie gerade, unsere Seelen schrumpfen zu lassen, als sein Gekreisch urplötzlich abbrach. Es verstummte, als er hörte, wie Hywelbane aus seiner Scheide fuhr. Bei diesem Geräusch spähte er aufmerksam auf den finsteren Hof hinaus, auf den Nimue und ich gerade gemeinsam eindrangen. Als er mich erkannte, stieß er einen kleinen Angstschrei aus, der so klang wie der Schrei eines Hasen, wenn er von einer Wildkatze gestellt wird. Da er wußte, daß ich seine Seele besaß, floh er vor Entsetzen durch die Tempeltür ins Innere zurück. Nimue stieß die beiden Köpfe verächtlich mit dem Fuß beiseite und folgte mir in den Tempel. Sie trug ein Schwert. Meine Männer warteten draußen. Der Tempel war früher einmal einem römischen Gott geweiht worden, nun aber waren es britische Götter, für welche die Schädel an den nackten Steinwänden so hoch aufgetürmt waren. Die dunklen Augenhöhlen der Schädel starrten ausdruckslos auf die beiden Feuer, die in dem hohen, schmalen Raum brannten, in dem Tanaburs sich mit einem Ring aus gelblichen Schädeln einen Zauberkreis geschaffen hatte. Jetzt stand er mitten in diesem Kreis und murmelte seine Beschwörungen, während hinter ihm an der Wand vor einem von Opferblut geschwärzten Altar mit gezogenem Schwert Gundleus wartete.
    Tanaburs, dessen besticktes Gewand mit Dreck und Blut besudelt war, hob seinen Stab und schleuderte mir widerliche Flüche entgegen. Er verfluchte mich bei Wasser und Feuer, bei Erde und Luft, bei Stein und Fleisch, bei Tau und Mondlicht, bei Leben und Tod, aber nicht einer dieser Flüche konnte mich aufhalten, als ich, Nimue in ihrem verschmutzten weißen Gewand an meiner Seite, langsam näher kam. Tanaburs stieß einen letzten Fluch hervor. Dann wies er mit dem Stab direkt auf mein Gesicht. »Deine Mutter lebt, Sachse!« rief er wutschäumend. »Deine Mutter lebt, und ihr Leben gehört mir. Hast du gehört, Sachse?« Höhnisch grinste er mich von der Mitte seines Kreises aus an, während die beiden Feuer im Tempel Schatten auf sein Gesicht warfen und seine Augen in ihrem Licht wild und drohend glühten. »Hast du gehört?« wiederholte er. »Die Seele deiner Mutter ist mein! Ich habe mich mit ihr gepaart, um das zu erreichen! Ich habe mit ihr das Tier mit den zwei Rücken gemacht und ihr Blut abgenommen, um mir ihre Seele anzueignen. Berühre mich, Sachse, und die Seele deiner Mutter geht zu den
    Feuerdrachen. Sie wird von der Erde zerquetscht, von der Luft verbrannt, vom Wasser erstickt und in ewige Qualen geschleudert werden. Und nicht nur ihre Seele, Sachse, sondern die Seele eines jeden Lebewesens, das je aus ihren Lenden hervorgegangen ist. Ich habe ihr Blut in der Erde vergraben, Sachse, und meine Kraft in ihren Leib ergossen!«
    Lachend hob er seinen Stab zu den Dachbalken des Tempels.
    »Berühre mich, Sachse, und der Fluch wird ihr das Leben nehmen, und durch ihr Leben auch das deine.« Er senkte den Stab so, daß er wieder waagerecht auf mich wies. »Laß mich gehen, und du wirst leben wie sie.«
    Ich blieb am Rand des Kreises stehen. Die Schädel bildeten zwar keinen Geisterzaun, in ihrer Anordnung lag aber immer noch eine furchterregende Macht. Ich spürte diese Macht wie unsichtbare Flügel, die mich mit ihren schweren Schlägen in Angst versetzten. Überschritt ich diesen Schädelkreis, würde ich den Kampfplatz der Götter betreten und gegen Dinge antreten müssen, die ich mir nicht vorstellen, geschweige denn verstehen konnte. Tanaburs, der meine

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