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Aschenpummel (German Edition)

Aschenpummel (German Edition)

Titel: Aschenpummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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und beobachtete mein schwarzes Schaf dabei, wie es aus seiner neuen Wasserschüssel schlabberte.
    »Dann schnapp dir deinen Batman und geh mit ihm an die frische Luft. Wäre doch eine Supergelegenheit, Sigi auf einen Spaziergang einzuladen.«
    »Aber wie soll ich das anstellen?«
    »Es gibt nur einen Weg. Ruf ihn an und sag, du willst ihn sehen.«
    Ich seufzte tief. »Wenn ich mich nur trauen würde.«
    »Teddy, alles, was wir wirklich wollen, ist mit dem Risiko verbunden zu scheitern. Aber wenn wir nicht bereit sind, dieses Wagnis einzugehen, dann haben wir schon verloren.«
    »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, zitierte ich und kam mir ergreifend tiefsinnig dabei vor.
    »Lass die Sprüche, du Traumfrau, und ruf ihn einfach an.«

24
    Drei Anmerkungen zu Mut:
    Erstens: Dass ich zwei Stunden später neben dem Piraten saß, zeigte, dass ich den Mut gehabt hatte, ihn anzurufen.
    Zweitens: Dass es ausgerechnet das Einrahmen war, in dem wir saßen, zeigte wiederum, dass ich nicht den Mut gehabt hatte, seinen wahnwitzigen Treffpunktvorschlag abzulehnen – hätte ja sein können, dass er sich sonst nicht mit mir getroffen hätte.
    Drittens: Dass es jedoch ausgerechnet das Einrahmen war, in dem wir saßen, zeigte wiederum, wie viel Mut in mir steckte. Noch dazu, wo es erst drei Uhr nachmittags war, der Laden dementsprechend leer und der einzige Anwesende außer dem Barkeeper, dem Piraten und mir der Bodybuilder war, der mich eine Woche zuvor rausgeschmissen hatte.
    Oh, und eine vierte Anmerkung gab es auch noch: Ich würde mir Mut antrinken .
    »Einen Long Island Ice Tea, bitte.«
    »Ich nehme das Gleiche wie die Dame.«
    Batman hatte seinen Kopf unter meinem Barhocker abgelegt. »Er wirkt überaus friedliebend«, stellte der Pirat fest, und ich nickte eifrig. Danach saßen wir stumm und steif nebeneinander, bis ich ins Erdnussschälchen fasste und dort auf die Finger des Piraten traf. Wie von der Tarantel gestochen, zuckten wir beide zurück. Cheyenne hatte noch untertrieben, wir waren nicht nur blöd, wir waren die zwei größten Spinner aller Zeiten.
    Die Drinks kamen. Als der Pirat sein Glas hob, um mir zuzuprosten, hatte ich schon die Hälfte von meinem ausgetrunken. Umso enthusiastischer übernahm ich den Trinkspruch: »Auf uns.«
    Danach nahm ich drei, vier winzige Schlucke – mehr pro forma – und platzte dann heraus: »Ich bin nicht lesbisch.«
    Der Pirat wandte schnell den Blick ab und starrte in sein Glas.
    »Wehe«, begann ich, »wehe, Sie fangen jetzt an, mir irgendwelche Predigten darüber zu halten, dass ich zu mir selbst stehen muss. Das mag zwar stimmen, doch lesbisch bin ich nicht. Ich steh auf Männer. Verstanden? Ich steh auf so was, was Sie sind!« Okay, verdammt, vielleicht doch ein bisschen zu viel Alkohol in dem Ice Tea.
    Aber wenigstens sah er mich jetzt an.
    »Ich weiß ja, dass Sie nicht lesbisch sind«, sagte er dann.
    »Was?«, rief ich, ließ die Kinnlade Richtung Boden fallen und befürchtete, dass ich nie wieder imstande wäre, den Mund zu schließen.
    »Gisela«, stieß ich hervor.
    Der Pirat winkte ab. »Nein, nein, Gisela weiß davon nichts. Sie denkt natürlich, dass Sie lesbisch sind. Wenn ich auch nicht genau weiß, warum Sie sie in dem Glauben gelassen haben.«
    Automatisch wollte ich mich rechtfertigen, doch da fiel mir ein, dass es wohl eher er war, der mir eine Erklärung schuldete.
    »Warum haben Sie Gisela auf mich angesetzt?«, bohrte ich nach.
    Mit hängenden Schultern saß er auf dem Barhocker. Seinen Drink hatte er bis aufs Zuprosten überhaupt noch nicht angerührt. Am liebsten hätte ich ihm ja den ganzen Inhalt intravenös verabreicht. Wenn er betrunken war, würde ich ihn sicher rumkriegen.
    Doch der Pirat hatte sein eigenes Tempo. Und während ich dasaß und wartete, erinnerte ich mich daran, dass ich sein Tempo ja eigentlich mochte. Und wenn diese Sache zwischen uns etwas werden sollte, dann musste ich mich eben verdammt noch mal daran gewöhnen.
    Ich nahm einen großen Schluck durch den Strohhalm.
    Da endlich sprach er: »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Eher würde ich die Augenklappe ablegen.«
    »Dann tun Sie das doch endlich«, flehte ich.
    Erschrocken fuhr er zurück. »Nein.«
    »Gut, dann sagen Sie mir, warum Sie Gisela gesagt haben, dass ich lesbisch bin.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Dann runter mit der Klappe!«
    »Ich kann nicht!«
    »Sie können!«
    »Nein!«
    Da sprang ich auf. »Ach verdammt noch mal, dann will ich Ihnen mal was sagen: Ich mag Sie.

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