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Zeitlabyrinth

Zeitlabyrinth

Titel: Zeitlabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Prolog
     
1
     
    Maschinenmaat Joe Acosta stand auf dem Deck des Küstenwache-Kutters Hampton und starrte mit zusammengekniffenen Augen über das glitzernde Wasser der Tampa Bay. Das schwerfällige Schiff schaukelte eine halbe Seemeile backbords vor ihm in der ruhigen See.
    »Was zum Deibel mag das sein, Käpten?« Er wandte sich an den Offizier, der neben ihm stand und das Schauspiel mit dem Fernglas betrachtete.
    »Ein Zweimaster; merkwürdig hohes Deck. Die Segel hängen in Fetzen herunter. Scheint in eine steife Brise geraten zu sein«, sagte der Offizier. »Sehen wir uns das Ding näher an!« Der Kutter änderte den Kurs und schob sich in einer weiten Schleife an den Rahsegler heran. Aus der Nähe sah Acosta die roten und goldenen Farbreste, die noch an den verwitterten Planken des klobigen Rumpfes klebten. Muscheln und Seetang markierten die Wasserlinie. Das Motorboot zog in fünfzehn Meter Entfernung am Heck des Schiffes vorbei; verschnörkelte, von der Witterung nahezu verwischte Buchstaben fügten sich zu dem Wort Cucaracha zusammen.
    Als sie den Motor drosselten, zeigte sich ein faltiges, braunes Gesicht über der Reling; ängstliche, kohlschwarze Augen sahen Acosta an. Andere Männer tauchten neben dem ersten auf, alle in Lumpen gehüllt, pockennarbig, unrasiert und mit halbverfaulten Zähnen.
    »Käpten, das ist sicher eine Ladung dieser kubanischen Flüchtlinge«, meinte Acosta zaghaft. »Aber wie kamen sie so weit, ohne entdeckt zu werden?«
    Der Offizier schüttelte den Kopf. »Die müssen einen Film drehen«, sagte er. »Das kann nicht echt sein.«
    »Haben Sie schon mal so einen Kahn gesehen?« erkundigte sich Acosta.
    »Nur in Geschichtsbüchern.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. So etwas wie die Bounty, die sie drüben an der Pier von St. Pete verankert haben.«
    »Ja, so etwas. Nur ist das hier eine Galeone im Stil des späten sechzehnten Jahrhunderts. Portugiesisch, der Flagge nach.«
    »Hätte man uns auch vorher sagen können«, meinte Acosta. »He, ihr da an Deck!« Er formte die Hände zu einem Trichter und schrie zu den Gesichtern hinauf: »Wenn der Kahn mehr als zwei Faden Tiefgang hat, steckt ihr in der Klemme!« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter und fügte hinzu: »Sandbänke!«
    Der Mann, der sich zuerst gezeigt hatte, rief ihm mit rauher Stimme etwas zu.
    »He«, sagte Acosta. »Hatte ich doch recht! Er spricht eine Art Spanisch.« Wieder formte er die Hände zu einem Trichter.
    »Quién ustedes? Qué pasa?« Der Mann an Deck gab eine längere Antwort und schlug dabei das Kreuzzeichen.
    »Was hat er gesagt?« wollte der Offizier wissen. Acosta schüttelte den Kopf. »Er redet ganz komisch, Käpten. Wahrscheinlich denkt er, daß wir mit zum Film gehören.«
    »Wir gehen an Bord und sehen uns um.«
    Eine Stunde später nahm der Kutter Kurs auf den Quarantäne-Kai von Port Tampa. In seinem Schlepptau befand sich das Wrack.
    »Was denken Sie?« fragte Joe Acosta und sah den Kapitän von der Seite an.
    »Ich denke, daß wir eine Galeone mit dreizehn portugiesischen Analphabeten im Schlepptau haben«, entgegnete der Offizier scharf. »Sonst denke ich gar nichts.«
     
2
     
    Nach unverrückbarer Gewohnheit setzte Mrs. L. B. (Chuck) Withers um 10 Uhr 15 vormittags ihren Hut auf, überprüfte im Dielenspiegel ihren Rocksaum und machte sich auf den zehnminütigen Spaziergang in die Stadt. Sie passierte die seit langem leerstehende Tankstelle an der Kurve, flott, mit hoch erhobenem Kopf und geradem Rücken: vier Schritte, einatmen, vier Schritte, ausatmen, eine einfache Übung, der allein sie es jedoch zuschrieb, daß sie mit sechsunddreißig noch eine so bemerkenswert gute Figur hatte.
    Eine oder zwei Minuten später verlangsamte Mrs. Withers ihren Schritt. Irgendwie hatte sie das Gefühl, daß die Straße anders aussah als sonst. Sie achtete bei ihren Spaziergängen längst nicht mehr auf die Umgebung, aber nun fiel ihr weiter vorn ein ungewohnter Wegweiser ins Auge.
     
    BRANTVILLE – 1 MEILE
     
    Merkwürdig, dachte sie, daß man sich die Mühe machte, hier ein neues Schild zu errichten – zudem ein falsches. Ihr Haus stand genau eine halbe Meile vom Ort entfernt; von hier bis zur Stadtgrenze waren es auf keinen Fall mehr als ein paar hundert Meter. Als sie näherkam, sah sie, daß das Schild nicht neu war; die Farbe wirkte porös und verblaßt, und jemand hatte die Fläche als Zielscheibe benutzt; davon zeugten die beiden rostumrandeten Löcher. Sie betrachtete unsicher die

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