Ash
schon einen Beschützer haben muss. Die Bars gehören den Mutanten. Wenn Luana hier arbeitet, dann, weil ihr Besitzer es so will.
„Wartest du auf Ash?", fragt sie neugierig.
„Ja, wir sind verabredet.“
„Er war heute noch nicht hier … aber so ist Ash eben.“
Ich bin enttäuscht.
„Ash ist nichts für dich“, gibt mir Luana zu verstehen, ohne dass ich sie um ihre Meinung gebeten habe.
Sie weist auf meine Hand, an der noch immer sein Zeichen fehlt. „Er hält dich nur hin.
Wenn du einen Blutvertrag willst, dann geh ins Tenfathers. Eine wie du … sauber … hübsch und noch nicht als Spenderin gemeldet ... du wirst da einen guten Deal machen können. “
Ich schüttele den Kopf. Ich will Ash und keinen anderen.
Luana lächelt zuckersüß. „Was glaubst du denn, woher ich meinen Blutvertrag habe und wer mir diesen Job besorgt hat? Warum lassen mich die vier überdrehten Typen da hinten am Tisch in Ruhe?“
Ich starre die blau unterlaufenen Einstiche der Injektionsnadeln auf ihren Armen an. Die kleine Tätowierung auf Luanas Hand weist sie als persönliches Eigentum eines Mutanten aus – ein seltsames Symbol, das an einen Eiskristall erinnert. Jeder von ihnen hat sein eigenes Symbol, und sie kennen diese untereinander. Ashs kenne ich noch nicht; und ich habe auch keine Ahnung, wem Luana gehört. Ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Ich bin den Tränen nahe, weil Ash mich versetzt hat.
„Besser du gehst jetzt.“ Sie nickt in Richtung der vier Typen, die mich nicht aus den Augen lassen. „Ohne Ash oder sein Zeichen bist du hier Freiwild.“
Ich taste nach dem Brieföffner in meinem Hosenbund und werfe einen Blick auf die Digitaluhr. Fast bekomme ich einen Herzinfarkt. Ich habe die Zeit vergessen. In einer Stunde wird die Energie wieder abgeschaltet ... und ich brauche mindestens eine Stunde bis nach Hause.
Den ganzen Weg zurück mache ich mir Sorgen und denke darüber nach, warum Ash mich versetzt hat. Hat Luana recht? Spielt er nur mit mir? Wird er mich fallen lassen, wenn er genug von mir hat?
Ich gehe schneller, als ich bemerke, dass die anderen Menschen auf der Straße ebenfalls in Eile sind. Nur noch eine halbe Stunde, dann sind die Straßen wieder dunkel! Jeder will so schnell wie möglich in sein Apartment, auch wenn es dort genauso dunkel und kalt ist, wie in den Straßen Daytowns.
Hektisch sehe ich mich um, weil ich fürchte, dass die vier Typen aus der Bar mir gefolgt sind. Doch ich sehe sie nicht, und auf meinem Weg nach Hause kommen auch nur zwei Energycars an mir vorbei. Sie halten nicht an und fahren auch nicht langsamer. Wenn einem in Daytown ein Energycar folgt, ist das ein untrügerisches Zeichen, dass man die Aufmerksamkeit der Loge auf sich gezogen hat.
Ich ziehe gerade die Tür zum Treppenhaus unseres Wohnblocks hinter mir zu, als die Lichter ausgehen. Ich stehe im Dunkeln. Genervt krame ich aus meinem Rucksack den Led-Stab hervor und schalte ihn an. Er flackert - die Batterieeinheiten sind fast leer, und wie alles andere sind natürlich auch Batterieeinheiten knapp.
Die letzten Stockwerke bis zu unserer Wohnung renne ich. Ich bin in heller Panik! Als ich endlich die Wohnungstür endlich hinter mir zuwerfe, bin ich so außer Atem, dass ich glaube, ich müsse tot umfallen. Das Apartment ist deprimierend leer, dunkel und kalt. Wie immer ist Sid im Tenfathers bei Angel.
Ich setze mich an den Tisch und löffele kalte Sojabohnen aus der Dose. Unser alter Mikromagnetofen hat ja keinen Strom. Also muss ich das ekelige Zeug so in mich reinwürgen.
Wenn man abends im Apartment festsitzt, kann man eigentlich nichts tun. Es ist kalt, es ist dunkel ... es ist absolut langweilig. Kein Wunder, dass Sid irgendwann anfing, ins Tenfathers zu gehen. Dort wird die Energie nicht abgeschaltet. Es ist warm, es gibt Musik, Alkohol, Vergnügen ... alles besser als eine kalte Wohnung. Hätten wir die Klimatechnik nicht, die Daytown auf winterliche aber lebensfähige Temperaturen aufheizt – kein Mensch könnte auf diesem Planeten leben.
Ich habe mir angewöhnt, mich in mehrere Thermofolien zu packen und früh schlafen zu gehen. Alles andere wäre sinnlos.
Normalerweise schlafe ich die Nacht durch – bis Magnatec am Morgen den Strom wieder anstellt. Doch in dieser Nacht schrecke ich hoch, ohne dass es einen besonderen Grund dafür gegeben hätte. In meine Thermofolie gewickelt stehe ich auf und taste nach dem Led-Stab, der unter meinem Bett liegt.
Jemand klopft an die Tür des
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