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Alles nur aus Liebe

Alles nur aus Liebe

Titel: Alles nur aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Molay
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1. KAPITEL
    Sie kam sich vor wie eine Kriminelle.
    Als sie sich im Badezimmerspiegel betrachtete, konnte sie sich nur wundern, daß ihr Leben eine solche Wendung genommen hatte. Aber welche Wahl hattest du denn? gab sie Sich selbst die Antwort.
    Die Haarfarbe entsprach ihren Vorstellungen. Jetzt war sie zu einer Brünetten geworden - und das dunkelbraune Haar ließ sie wie eine völlig andere Frau aussehen. Sie war überzeugt, daß sie niemand mehr wiedererkennen würde, wenn sie auch noch die übrigen geplanten Veränderungen vorgenommen hatte.
    Ein Geräusch an der Haustür ließ sie zusammenfahren. Sie erstarrte. Sie durfte auf keinen Fall öffnen. Niemand durfte sie zu Gesicht bekommen, bevor ihre Verwandlung abgeschlossen war. Sie wagte kaum zu atmen und hoffte, daß der Störenfried schließlich wieder gehen würden.
    Nachdem sie mehrere Minuten lang gewartet hatte und sich nichts mehr tat, ging sie hinüber in ihr Schlafzimmer, um zu packen. Die Kleider im Schrank paßten zu ihrer alten Identität, aber jetzt konnte sie das zitronengelbe Sommerkleid nicht mehr gebrauchen. Das gleiche galt für das lavendelfarbene Leinenkleid mit dem tiefen Ausschnitt, der mehr zeigte als verbarg. Eins war sicher: Für ihre neue Persönlichkeit braucht sie ein neues Outfit! Sie wollte sich bei einem örtlichen Billigladen noch ein paar passende Kleider kaufen.
    Während sie darauf wartete, daß ihre Haare trocken wurden, leerte sie die Kommodenschublade, um alles zu entfernen, was sie verraten könnte. Sie legte ihren Führerschein, das Scheckbuch, Kreditkarten und ein kleines faltbares Fotoalbum beiseite. Ihr Puls ging schneller, als sie die vertrauten Gesichter darin betrachtete. Bald, sagte ihr Herz. Bald. Die übrigen, unverfänglichen Sachen stopfte sie nun in die farbenfrohe Tuchtasche, die sie normalerweise benutzte.
    Unter anderem ihr heuer Sozialversicherungsausweis, ein großer Umschlag mit mehreren wichtigen Briefen und eine neue Börse aus geblümtem Stoff verschwanden darin.
    Ein rascher Blick auf ihren aussortierten Taschenkalender versicherte ihr noch einmal, daß sie alle Aufträge fertiggestellt und abgeliefert hatte, die sie für diesen Monat angenommen hatte. Weitere Aufträge hatte sie dankend abgelehnt, mit der Zusicherung, bald wieder einsatzbereit zu sein.
    Bevor sie einen allerletzten Blick in den Spiegel warf, entnahm sie einem kleinen Behälter farbige Kontaktlinsen und setzte sie vorsichtig ein. Nun war sie vollkommen sicher, daß niemand sie mehr erkennen würde. Beruhigt zog sie sich an. Die ganze Zeit über ging sie ihre Geschichte noch einmal im Kopf durch.

    Es hing viel davon ab, daß sie es die nächsten Monate durchstand, unerkannt eine andere zu spielen.
    Sie mußte unbedingt ihr Versprechen einhalten.
    Annie Kramer spürte, daß ihr das Abenteuer ihres Lebens bevorstand.
    Sie holte tief Luft und drückte die Klingel an der roten Backsteinvilla in Fairfax, Virgina. Hier wohnte der bekannte Kongreßabgeordnete Robert Matthews. Wenige Augenblicke später wurde die Tür aufgerissen, und ein Mann stand vor ihr.
    Nicht irgendein Mann.
    Der Mann wirkte eindeutig gefährlich. Ein kühler Ausdruck lag in seinen stahlgrauen Augen, und seine Körpersprache war klar: Sie befand sich auf seinem Territorium und war in dort keinster Weise willkommen.
    Er war gepflegt, trug sein welliges pechschwarzes Haar kurzgeschnitten. Sein athletischer Körper strahlte Vitalität aus. Er trug eine schwarze Hose und ein sportliches Jackett, dazu ein Hemd mit offenem Kragen und sah aus wie jemand, der bereit, willens und in der Lage war, es mit jedem unwillkommen Besucher aufzunehmen.
    Als er einen Schritt vortrat und die Tür hinter sich schloß, war Annies erster spontaner Gedanke, auf der Stelle die Flucht zu ergreifen. Instinktiv wich sie einen Schritt zurück.
    Aber dann siegte ihr Trotz. So früh würde sie nicht aufgeben. Sie war zu einem Vorstellungsgespräch hergekommen und entschlossen, den Job auch zu bekommen. Heute noch. Also hob sie stolz den Kopf und blickte dem Mann fest in die einschüchternden Augen, die sie unverwandt ansahen.
    “Was kann ich für Sie tun?” Er musterte sie von oben bis unten, als würde er sie nach verborgenen Waffen absuchen. Annie mußte all ihre Willenskraft aufbieten, um diesem Blick standzuhalten.
    “Mein Name ist Annie Kin… Kramer”, stammelte sie. “Ich bin wegen der Stellung als Kindermädchen gekommen.” Lieber Himmel, dachte sie, ich bin noch nicht einmal zwei

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