Asharas Rückkehr - 19
Pferde waren wundervoll, aber sie waren nicht schlau genug, Freund und Feind auseinander halten zu können, was die Reiter betraf.
Sie hielt die Zügel umklammert, die vom Regen schlüpfrig und heimtückisch waren, und machte sich daraufgefasst, vor Gabriel zu fliehen. Sie war entschlossen, jede weitere Konfrontation mit ihrem Cousin zu vermeiden, und wenn sie die ganze Nacht reiten musste. Der Reiter kam näher, und Margaret sah seine Umrisse im Nebel, er war in einen Mantel gehüllt und sah unheimlich aus. Ein Blitz blendete sie, doch zuvor sah sie noch das blonde Haar des Reiters. Eine Woge der Erleichterung durchströmte
sie, als sie sah, dass nicht Gabriel, sondern Mikhail aus dem Nebel auftauchte.
Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so froh, jemanden zu sehen.
Ja, aber würdest du das auch sagen, wenn du trocken wärst? Margaret hörte sein freundliches Lachen selbst durch das Gewitter und beruhigte sich ein wenig. Mikhail ritt neben sie. »Ich fing an, mir Sorgen zu machen, als du nicht zurückgekommen bist.«
»Wie lange war ich weg?«
»Nicht sehr lange, höchstens eine Stunde, aber bei diesem Regen … Ich weiß nicht, was sich Gabriel dabei gedacht hat. Er ist normalerweise sehr vernünftig.«
»Wir hatten eine Auseinandersetzung.«
»Verstehe.« Mikhail wandte sein Pferd, ein großes schwarzes Tier, das bei dem Wetter kaum zu sehen war, in die Richtung, aus der er gekommen war, und Dorilys fiel neben ihm in Schritt. »Ich nehme an, er hat dir mitgeteilt, dass du seine Frau werden wirst, und du hast, uneinsichtig wie du bist, widersprochen.«
»Das trifft es ziemlich genau. Ich habe gedroht, sein Gehirn zu Haferbrei zu machen, falls er mich noch einmal anrührt, und ich weiß nicht, wer sich mehr gefürchtet hat, er oder ich. Seit Tagen erzählen mir alle Leute, dass ein nicht ausgebildeter Telepath gefährlich ist, aber bis zu jenem Augenblick wusste ich nicht, wie gefährlich. Er zögerte, aber … da kommt er! Ich fürchte, ich konnte ihn nicht davon überzeugen, dass ich ihn nicht heiraten werde, denn er scheint irgendwie zu glauben, dass er ein Recht auf mich hat. Ich wusste, ich hätte damals das Angebot des Amhax-Häuptlings annehmen sollen.« Sie war entschlossen, die sich nähernden Hufgeräusche zu überhören. In Mikhails Gegenwart fühlte sie sich sicher.
»Wie bitte?«
Sie musste unwillkürlich lachen, und mit dem Lachen entließ sie die Spannung aus ihrem Körper. »Vor ein paar Jahren waren Ivor und ich auf Mantenon, und ich gab mich als seine Tochter aus. Je nach den einheimischen Gebräuchen war ich nämlich seine Frau, seine Schwester oder seine Tochter, und einmal besuchten wir einen Stamm, bei dem Männer sehr wenig galten, weniger als seine Besitzerin. Jedenfalls haben wir auf Mantenon die Musiklehre der Amhax studiert, die für eine so primitive Kultur erstaunlich kompliziert ist, und der Häuptling bot Ivor vierzig Kühe - sie waren blau, mit zwei Schwänzen und gewundenen Hörnern - für mich. Das war bei den Amhax ein hübscher Brautpreis - eine Frau für vierzig Kühe steht gesellschaftlich sehr hoch, und alle Frauen des Stammes waren eifersüchtig.« »Das hast du jetzt aber erfunden, oder?«
»Nein. Ich würde dich nie anlügen, Mikhail!« Kaum hatte es Margaret gesagt, wusste sie, dass es stimmte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, genau zu wissen, dass sie immer versuchen würde, diesem Mann die Wahrheit zu sagen, und sie war sich nicht sicher, was es über sie aussagte. Aber sie fand die Erkenntnis tröstend, und im Augenblick konnte sie jeden Trost gebrauchen.
Gabriel holte sie ein, brachte den Braunen gewaltsam zum Stehen und starrte seinen Bruder wütend an. Er keuchte schwer, als hätte er sich gegen das Pferd durchsetzen müssen. Er sah Margaret stirnrunzelnd an und griff nach den Zügeln ihres Pferdes. »Was tust du hier, Mik? Ich habe doch gleich gesagt, dass Dorilys kein Pferd für Marguerida ist. Sie ist mit ihr durchgegangen.« Er war völlig durchnässt und sehr schlechter Stimmung. Seine Gedanken waren ein einziges Chaos, so dass Margaret kein genaues Bild seiner Empfindungen gewann. »Nun mach aber einen Punkt, Cousin! Dorilys und ich sind zusammen durchgegangen, und das aus gutem Grund.« Sie lenkte ihre Stute außer Reichweite von Gabriel. »Hier ist nicht der Ort für einen neuen Streit. Reiten wir zurück zum Haus.«
»Wir hatten keinen Streit«, donnerte Gabriel, als könnte er seine Missetat ungeschehen machen.
»Und es regnet auch gar nicht«,
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