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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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ihn zu einem alten mexikanischen Haus mitgenommen hatte. Am deutlichsten war Greg in Erinnerung geblieben, wie ein paar kichernde Burschen mit Scream -Masken, die im Dunkeln leuchteten, ihm die Hand in ein schleimiges kaltes Zeug getunkt hatten, das sie Monster-Gedärme nannten. Es waren zwar nur Spaghetti, aber Greg bekam solche Angst, dass er sich in die Hose pinkelte.
    Wieder ein silbriges Aufblitzen, wieder ein Zischen – und patsch! Dale zuckte heftig. Währenddessen hielten Aidans Seelenverwandte Lucian und Sam das ganze Konstrukt fest – eine Stalltür, an der Sicherheitsgurte und Seile befestigt waren –, damit es nicht von den Sägeböcken runterrutschte. Von diesen Sägeböcken war Aidan sehr angetan. Wenn er zum Waterboarding, einer Form der Wasserfolter, übergehen wollte, brauchte er bei dem Sägebock an Dales Füßen nur ein paar Kanthölzer unterzulegen. (Laut Aidan kam es auf den richtigen Winkel an; der musste stimmen, sonst lief das Wasser nicht in Mund und Nase.) Jedes Mal, wenn Dale zusammenzuckte, machte auch die Stalltür einen Satz.
    » AAAHHH , aufhören!«, lallte Dale. »Halt, halt, bitte! «
    »Dann mach’s Maul auf, Schweinchen.« Aidan leckte sich über die Unterlippe, wo ein glitzerndes Tröpfchen von Dales Blut gelandet war – die typische Geste für einen angehenden Psychopathen. Aidan war mager und mit einem Gesicht wie eine Ratte, verschlagene graue Augen und verfilztes Haar, so dreckig und schmierig, dass er wahrscheinlich als kleine Zwischenmahlzeit die Läuse heraussaugte. Über seine eingesunkenen Wangen zogen sich zwei Spuren aus tätowierten Tränen. Wenn ein Gefangener gesungen hatte, fügte Lucian – ein Meister mit Nadeln, Nägeln und Hämmern – ihm ein Tattoo hinzu. Noch ein Monat und Aidan würde mehr Tinte als Blut in den Adern haben. »Wie viele sind in eurem Lager?«
    »Das hab ich euch doch schon gesagt!«, keuchte Dale. Nach den Hautlappen an seinen Altmännerarmen zu schließen, war Dale früher wohl recht stattlich und kräftig gewesen. Jetzt war er nur noch ein alter Knacker in dreckigen Boxershorts, der nach Urin, öligem Schweiß und frischem Blut roch. Verlegen wandte Greg den Blick von den spärlichen grauen Haaren ab, die sich auf Dales Brust kräuselten. Es kam ihm vor, als würden sie seinen eigenen Opa zusammenschlagen.
    All das brachte doch sowieso überhaupt nichts.
    Es war die dritte Februarwoche im schlimmsten Winter seines Lebens. Rule hatte sich übernommen, beinahe alle Vorräte an Lebensmitteln, Munition und Medikamenten waren aufgebraucht. Die kleine Stadt brach in sich zusammen, als sei eine fieberhaft wütende Seuche mit solcher Gewalt über ihre Opfer hinweggefegt, dass am Ende nur Leichenberge übrig blieben. Aus Mangel an Männern zu ihrem Schutz waren die Farmen geplündert worden, das verbliebene Vieh hatte man ihnen gestohlen, oder es war verhungert. Da sie die meisten Tiere geschlachtet hatten, waren jetzt nur noch zwanzig Pferde und etwa zwei Dutzend Hunde übrig. Alte wie junge Leute wurden von Krankheiten und vom Hunger dahingerafft. Und auch Kincaid konnte praktisch nichts dagegen tun, trotz seiner Fachkenntnisse und seiner seltsamen Tränke, die er mithilfe obskurer Bücher über Heilkräuter, Pilze und alte Hausmittel zusammenbraute.
    Man munkelte, es habe alles mit dem Hinterhalt begonnen, das sei der Anfang vom Ende gewesen: jener Tag vor fast sechs Wochen, als Peter in einem Hinterhalt umgekommen war, den nach Ansicht des Rates Chris gelegt hatte. Gregs erster Gedanke, als er das hörte: Die haben doch keinen blassen Schimmer. Chris war Gregs Freund, ein guter Mensch und ein tapferer dazu! So eine schräge Nummer hätte er niemals abgezogen. Chris und Peter waren ein Team, sie standen sich so nahe wie Brüder.
    Aber, so hielt man ihm entgegen, als es hart auf hart gekommen sei, habe sich Chris abgesetzt. Das sei doch der Beweis, oder? Reverend Yeager sagte dazu: »Markus 13, 12: › Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder. ‹ « Herrgott, bei Matthäus war das ebenfalls ein ganz großes Thema, er schlug in dieselbe Kerbe: Kapitel 10, Vers 21. Aber unmittelbar darauf sagte er auch, dass sich Kinder gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken würden und dass die Guten bis zum Ende standhaft bleiben müssten und so weiter. Greg hatte keine Ahnung, was das nun wieder heißen sollte. In letzter Zeit fiel es ihm schwer, Gut und Böse auseinanderzuhalten oder herauszufinden, was dieser Typ

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