Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition)
Rechner plattgemacht hatte, sei es ein ungeschicktes Fahrradmanöver, das in der Beifahrertür eines nagelneuen Porsche endete – meine Cousine und die Kreditkarte ihres Vaters hatten mir bereits in einer Vielzahl unaussprechlicher Situationen den Hals gerettet. Die Szenerie in
Carlsens Glas- und Porzellanparadies
allerdings entlockte selbst Zara beim Eintreten einen anerkennenden Pfiff.
»Heiliger Swarovski! Wie hast du
das
denn angestellt?« Beeindruckt schritt sie zwischen den abgeräumten Regalen und Tischen entlang.
»Ich kann nichts dafür«, beteuerte ich und schilderte Zara knapp, wie sich die Sache zugetragen hatte. Sie verriet mit keinem Wimpernzucken, ob sie mir glaubte oder nicht. Als ich fertig war, trat sie vor den Kassentresen, wo Mr Carlsen damit beschäftigt war, auf einem überdimensionalen Taschenrechner die Gesamthöhe des Schadens zu ermitteln. Zum Glück hatte er sich davon abbringen lassen, die Polizei zu verständigen, nachdem ich ihm hoch und heilig geschworen hatte, dass er seinen Schaden ersetzt bekäme.
Mr Carlsen nannte eine Zahl. Sie war ziemlich hoch.
Ohne eine Miene zu verziehen, zückte Zara die Kreditkarte. Wie gesagt, manchmal ist sie echt cool.
Mr Carlsen zog die Karte durch das Lesegerät. Als der Apparat die Transaktion bestätigte, breitete sich zum ersten Mal wieder so etwas wie ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Er bedankte sich und drückte mir zum Abschied die Pappschachtel mit der Sammeltasse für Oma Bessie in die Hand – nicht ohne auch sie ordentlich abzurechnen. Ein korrekter Geschäftsmann.
Vor dem Laden sah mich Zara mit ihren riesigen Augen durchdringend an. »Jetzt mal im Ernst: Was ist dadrin passiert?«
»Wenn ich’s dir doch sage: Ich hab ein Kichern gehört, dann fiel ein Likörglas um, und der Spuk nahm seinen Lauf.«
Zara musterte mich nachdenklich. Dann zuckte sie mit den Schultern und steckte den Geldbeutel weg. »Wie du meinst. Aber wir sollten uns vorsichtshalber eine Geschichte ausdenken, die ein bisschen spektakulärer klingt. Nur für den Fall, dass Paps sich irgendwann erkundigt, was wir mit seiner Kohle angestellt haben.«
Als ich zu Hause ankam, war nicht nur der Tag am Ende, sondern auch ich. Mom war nicht da. Ich erinnerte mich, dass sie vor einer Weile eine Doppelschicht im Pflegeheim erwähnt hatte. Mir war es nur recht – ich hätte heute kein »Wie war dein Tag?« verkraftet.
In meinem Zimmer warf ich den Rucksack von mir, kickte die Nikes von den Füßen und ließ mich aufs Bett fallen. Stöhnend langte ich über die Seite nach unten, um mir zu einer Handvoll Schokoriegel aus meinem Geheimvorrat zu verhelfen.
Meine Hand tastete ins Leere.
Ich schob den Arm so weit unter das Bettgestell, wie ich konnte – nichts! Aber es
mussten
noch Riegel da sein. Am vorigen Abend waren es noch mindestens fünf gewesen. Fluchend holte ich die Taschenlampe aus dem Nachttisch, rollte mich neben das Bett und leuchtete darunter.
Gähnende Leere.
Dafür gab es nur eine Erklärung: Mom musste zwischen ihren Schichten nach Hause gekommen sein und beim Staubsaugen mein Versteck entdeckt haben. In der irrigen Annahme, meiner Gesundheit damit etwas Gutes zu tun, hatte sie die Riegel eingesackt und versüßte jetzt irgendwelchen Senioren im Pflegeheim damit den Abend. Da sie selbst keinen Süßkram mochte, bestand keinerlei Hoffnung, irgendwo in der Wohnung etwas anderes aufzustöbern.
Ich musste ohne Schokolade schlafen gehen.
Erbärmliche Pleite im Kunstunterricht hin, zerdepperter Porzellanladen her –
das
war mit Abstand der Tiefpunkt des Tages!
Kapitel 5 in dem Weltklasse-Handball gespielt und eine beunruhigende Entdeckung gemacht wird
Am folgenden Morgen bestritt Mom standhaft, irgendetwas unter meinem Bett weggenommen zu haben. Im Gegenteil, sie tat ganz überrascht und behauptete, nichts von diesem Versteck gewusst zu haben.
Netter Versuch
, dachte ich und schlürfte mit Leichenbittermiene meinen Kakao,
aber die Riegel können sich leider nicht selbst verspeist haben
.
Nachdem ich mich durch strömenden Regen in die Schule geschleppt hatte, erwartete mich dort die nächste Ernüchterung: Schon wieder war eine Woche um – die unausweichliche Doppelstunde Sport stand an.
Der Start in der Umkleide ging wider Erwarten relativ glimpflich vonstatten. Was so viel bedeutet wie: Ich bekam zur Abwechslung keinen isotonischen Erfrischungsdrink in meine ohnehin viel zu stramm sitzenden Sporthosen gekippt. Faust Brimsky, sonst immer ganz vorn
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