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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition)

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition)

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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dabei, wenn es ums Nässen von anderer Leute Klamotten ging, gefiel sich heute ganz in der Rolle des Erzählers. Offenbar war er am vorigen Nachmittag bei dem Versuch, Bargeld aus einem Zigarettenautomaten zu klauen, von einer Polizeistreife erwischt worden. Nun schmückte er seinen Bericht über den folgenden Zwangsbesuch auf dem Revier gekonnt mit diversen wenig schmeichelhaften Bezeichnungen für die uniformierten Gesetzeshüter aus, was ihm lautes Gelächter vonseiten der anderen Jungs einbrachte.
    Faust ist zwei Mal sitzen geblieben und der größte und massigste Junge in der Klasse. Er leidet, vermutlich schon seit dem Tag seiner Einschulung, an einer besonders heftigen Art von Akne. Als Folge sieht sein Gesicht, mit dem er aufgrund der kantigen Wangenknochen und leicht schräg stehender Augen ohnehin keinen Schönheitswettbewerb gewonnen hätte, grundsätzlich aus wie zehn Pfund rohes Hackfleisch. Irgendwann war ich mal so unvorsichtig gewesen, diesen Vergleich auf dem Schulhof in Worte zu fassen – ohne zu merken, dass Faust nur zwei Schritte hinter mir stand! Die Pause endete für mich im Becken des Schulspringbrunnens. Meine Magengrube fühlte sich noch tagelang an, als wäre eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg darin explodiert.
    In der Umkleide beendete Faust jetzt die Erzählung über seinen Zusammenstoß mit der Polizei. Dicht gefolgt von einer Traube seiner Bewunderer stapfte er in klassischer Schlägerhaltung durch die Verbindungstür in die Turnhalle hinaus. (Ihr wisst schon: o-beinig, die Arme weit vom Körper abgewinkelt, als wären sie voller Muskelpakete. Ich wüsste zu gern, aus welchen Filmen Typen wie Faust sich diese Art zu gehen abgucken. Es können keine guten sein.)
    Als ich die Halle ebenfalls betrat, wie üblich als Letzter, verkündete Mr Grendel gerade, dass heute Handball auf dem Programm stehe. Während alle ringsum in Jubel ausbrachen, unterdrückte ich einen Seufzer. Handball! Es versprach ein harter Vormittag zu werden.
    Unglücklicherweise landeten Faust und ich in verschiedenen Mannschaften. Das bedeutete, er würde mich für die Dauer des Spiels nicht bloß ignorieren, sondern mir aktiv das Leben zur Hölle machen – sei es, indem er mich gezielt abschoss, mir ein Bein stellte oder mich einfach aus vollem Lauf umrannte. Im Geiste zählte ich bereits die blauen Flecken, die ich mit nach Hause bringen würde.
    Doch das Schicksal meinte es gut mit mir: Mr Grendel ordnete an, dass Faust den Tormann geben sollte. Der fand das gar nicht lustig, aber da Mr Grendel der einzige Lehrer war, vor dem er wenigstens ansatzweise Respekt hatte, fügte er sich. Das Spiel begann.
    Wie bei allen Tätigkeiten, die mit körperlicher Anstrengung verbunden sind, hielt ich mich unauffällig im Hintergrund. Ich versuchte, so wenig wie möglich zu laufen und, wenn es sich doch einmal nicht vermeiden ließ, nicht bereits nach wenigen Metern ohnmächtig zu werden.
    Ein- oder zweimal bekam ich einen Pass zugespielt, weil ich aus Versehen günstig stand. Nach einer Schrecksekunde konnte ich den Ball ohne größere Peinlichkeiten wieder abspielen, zu meiner Erleichterung jedes Mal an Mitspieler meines eigenen Teams.
    Das ging eine ganze Weile gut. Irgendwann war es mit meinem Glück allerdings vorbei. Als ich den Ball das nächste Mal in die Finger bekam, stand ich durch einen boshaften Wink des Schicksals direkt am Torkreis – als einziger Spieler meiner Mannschaft. Kein Gegner in erreichbarer Nähe.
    Ich musste einen Torwurf versuchen!
    Auf Fausts Gesicht erschien ein Grinsen, schiefer als der Turm von Pisa. »Worauf wartest du, Hippo?« Tatendurstig rieb er sich die Hände. »Deine Würfe wehrt doch ein Erstklässler im Rollstuhl mit der Nasenspitze ab. Und sollte die Pille aus irgendeinem Grund doch reingehen«, seine Augen verengten sich zu hasserfüllten Schlitzen, »kannst du dich für die Pause schon mal auf einen harten, geraden Pass in dein Gesichtstor gefasst machen!«
    Tolle Aussichten! Wie ich es auch anstellte, ich würde Ärger kriegen. Warf ich einen offensichtlichen Rohrkrepierer, würde mich mein Team zur Rechenschaft ziehen. Warf ich anständig und landete aus Versehen ein Tor, wäre das meine Fahrkarte in eine Welt der Schmerzen.
    Ich entschied mich für einen Mittelweg. Ich holte demonstrativ weit aus und warf – allerdings bei Weitem nicht so fest, wie ich gekonnt hätte. Ich hoffte, es sah kraftvoll aus. Zugleich sollte der Ball leicht abzuwehren sein.
    Mein Plan schien

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