Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer
Vorwort
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
damit Sie dieses Büchlein nicht etwa aus Versehen lesen, möchte ich vorweg kurz die Zielgruppe definieren. Dieses Traktat ist nicht etwa nur für Lehrerinnen und Lehrer bestimmt, sondern für einfach alle, die mit Lehrerinnen und Lehrern zu tun haben – also in erster Linie für Lehrerinnen und Lehrer.
Allerdings wäre es völlig abwegig, das Thema Fremderziehung ausschließlich aus der Opferperspektive zu betrachten. Deshalb finden sich in diesem Büchlein auch jede Menge wertvolle Tipps für die Täter (nämlich Eltern, Schüler, Schulleiter sowie Ministerialbeamte) im Umgang mit dem sensiblen Lehrkörper. Trotzdem möchte ich im Vorwort zu dieser Gebrauchsanweisung – quasi ein Lehrkörpermanual – das Wort speziell an die Mitglieder meiner Spezies richten:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Menschen wie Sie und ich, das heißt Menschen mit chronischem Edukationshintergrund, haben es in unserer Gesellschaft nicht leicht. Genau genommen gibt es nur eine einzige Berufsgruppe, die es noch schwerer hat als wir Lehrer: die Lehrerinnen. Hier wird dennoch nur die männliche Berufsbezeichnung verwendet, was schlicht und ergreifend daran liegt, dass der subjektive Leidensdruck bei Männern einfach höher ist. Männer sind sensibler (vulgo: wehleidiger) und sollen deshalb – sozusagen als Ausgleich – zumindest verbal ein klein wenig bevorzugt werden.
Dieses Büchlein, liebe Kolleginnen und Kollegen (hier im Vorwort ist noch Platz für die höfliche Doppelanrede, aber danach ist Schluss damit), soll Ihnen hauptsächlich Mut und die schönen Seiten unseres Berufs bewusst machen: Unsere Zukunft ist gesichert, solange unsere Lebensarbeitszeit regelmäßig erhöht wird. Das Lehrerzimmer wird immer angenehm temperiert sein, vorausgesetzt die Anzahl der Kollegen, die altersbedingt schon eine gewisse Kälte abstrahlen, und derjenigen, die eine akute Burn-out-Phase durchmachen, halten sich die Waage. Und auch diese gähnende Langweile in den ewigen Freistunden ist nun endlich passé, seit die Ministerien aller Bundesländer in seltenerEinmütigkeit die Pflichtstundenzahlen unaufhaltsam anheben.
Sicher gibt es ebenso Negatives: Der tägliche Umgang mit der aufmüpfigen, renitenten Bande nervt gewaltig, aber zum Glück gibt es ja die Schüler. Und nach einigen Stunden erholsamen Unterrichts wagt man sich wieder gestärkt ins Lehrerzimmer.
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil unserer föderalistischen Staatsform ist ja die enorme Vielfalt, die wir unseren Schülern in Deutschland anbieten können: 16 unterschiedliche Bildungssysteme, circa 25 verschiedene Schultypen, mindestens ein Dutzend nicht vergleichbarer Abschlüsse … Ein Schüler, der all diese unvergleichlichen Möglichkeiten und Chancen nutzen und genießen will, wird sehr, sehr alt. Aber dieses Chaos (vulgo: Vielfalt) birgt auch für dieses Büchlein ein kleines Problem: Nicht jeder deutsche Lehrer und jede deutsche Lehrerin (nur noch dieses eine Mal) wird sich und seine Kollegen (!) hier eins zu eins wiedererkennen – ganz zu schweigen von unseren deutschsprachigen Nachbarkollegen –, wofür ich um Nachsicht bitte.
Ich habe (fast) nur in einem Schultyp, ausschließlich in einem einzigen Bundesland, nur zwei Fächer unterrichtet und bin überwiegend männlich. Von der Globalisierung bin ich also meilenweit entfernt, aber ich verlasse mich da ganz und gar auf Ihre Flexibilität und Transferfähigkeit.
Bei der Lektüre wünsche ich Ihnen viel Freude (so hat das unser Deutschlehrer immer formuliert, wenn er einen Stapel Sekundärliteratur ins Klassenzimmer gewuchtet hat) und vielleicht lernen wir uns bei einem meiner Programme ja mal persönlich kennen.
Ihr
Han’s Klaffl
(Staatskabarettist auf Lebenszeit)
Vorwort
Vorwort
Der Lehrer in seinem natürlichen Umfeld
Eine kleine Lehrertypologie
Eine kleine Lehrertypologie
Jeder Schüler weiß, dass es die unterschiedlichsten Lehrer gibt. Er weiß das, weil er ihnen täglich im 45-minütigen Wechsel ausgesetzt ist und sein schulisches Überleben unter anderem davon abhängt, wie schnell und präzise er sich jeweils auf den neuen Typ einstellen kann. Verhaltensweisen, die beim Phänotyp X geduldet, ja eventuell sogar honoriert werden, können beim Typ Y zum Desaster führen.
Tipp für Schüler:
Mit Bemerkungen wie „Bei Frau XY dürfen wir aber schon Kaugummi kauen. Warum bei Ihnen nicht?“ kannst du zwar die Prinzipien der einzelnen Typen nicht ändern,
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