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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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er weder Gespräche entgegennehmen noch Besucher empfangen.
    Wir waren echt am Arsch.
    »Hey, das hier klingt vielversprechend!« Zara hockte auf dem Waschmaschinenaltar und blätterte in
Exorcistische Rituale
, dem größten und schwersten der Bände, die wir erbeutet hatten. Er war in schwarzes, runzliges Leder gebunden und musste mehrere Hundert Jahre alt sein. Die vergilbten Seiten waren steif und brüchig und bedeckt mit tief eingehämmerten, altmodischen Druckbuchstaben. Ein Geruch wie nach vollgeschwitzten Sportklamotten, die wochenlang ungewaschen in einer feuchten Ecke gelegen haben, ging von ihnen aus.
    »Hör mal«, fuhr sie fort. »
… vermag der Zeremonienmeister mithilfe des Blutbrunnens einen Zugang zur obersten der neun abyssalen Ebenen zu eröffnen. Wiewohl jene Pforte nur wenige Herzschläge lang geöffnet bleibt, erlaubt sie dem Meister Eynblicke in die hoellischen Tiefen, welchselbige seiner geistigen Reifung zutraeglich seyen und ihm innerliches Wachstum sowie das Erreichen höherer Bewusstseinsebenen ermoeglichen.
«
    »Ich versteh nur Sackbahnhof«, gestand ich. »Was für ein ›Blutbrunnen‹? Das hört sich verdammt noch mal überhaupt nicht gut an.«
    Zara las schweigend ein Stück weiter, bevor sie antwortete. »Das Ritual wird ›Blutbrunnen des Shab-Nuggaroth‹ genannt. Zur Durchführung benötigt man lediglich ein paar Liter frisches Tierblut, egal welcher Sorte. Offenbar lässt sich bei erfolgreicher Durchführung eine Verbindung zur obersten Höllenebene herstellen.« Sie hob den Kopf und peilte zu Asmoduin hinüber. »Oder wie würdest du das verstehen, Asi?«
    Der kleine Teufel zuckte zusammen, als meine Cousine ihn zum wiederholten Mal an diesem Tag mit dem respektlosen Spitznamen ansprach, den sie ihm verpasst hatte. »Hä?« Mit einem demonstrativen Gähnen wandte er sich zu uns um. Ich hatte allerdings den Eindruck, als hätte er uns nach wie vor sehr aufmerksam zugehört.
    »Eiterbeule und Nagelbettentzündung! Kann sein, dass du recht hast. Kann sein auch nicht.«
    »Mal angenommen, diese Pforte würde sich öffnen«, hakte ich nach. »Wenn du hindurchgingest, wärst du doch quasi wieder zu Hause?«
    »Nicht direkt, Schwabbel. Aber zumindest in einer der höheren Ebenen Hels. Mit der Heißluftbahn könnte ich von dort problemlos heim nach Horningen kommen.«
    »Und wenn sich der Durchgang hinter dir wieder schließt, würde das den Fesselbann durchtrennen, der dich in Bobs Nähe festhält?«, vermutete Zara weiter.
    »Könnte sein.«
    Zara drehte sich energisch um. »Heute ist Vollmond – der ideale Zeitpunkt, um es mit einem Ritual dieser Art zu versuchen!« Sie tippte auf das Zifferblatt ihrer Armbanduhr, eines klobigen, teuren Dings, viel zu groß für ein Mädchen. Die Uhr war eines von vielen sinnlosen Geschenken, mit denen Onkel Louis versuchte, sich die Liebe seiner Tochter zu erkaufen. Praktischerweise verfügte der Nobelwecker aber über eine Anzeige für die aktuelle Mondphase. Und die bestätigte, dass dessen vollstes Stadium just heute Nacht erreicht würde.
    »Wenn wir uns beeilen, schaffen wir’s noch zum Metzger, bevor er zumacht«, rief Zara und griff nach ihrem Geldbeutel. »Was meinst du: Ob fünf Liter genügen?«
    Beim Gedanken an einen Eimer mit fünf Litern echtem Blut spürte ich, wie sich meine Kehle vor Ekel zusammenzog. Trotzdem nickte ich mannhaft. Ich hatte keine Wahl.
    Zu dritt eilten wir die Treppe hinauf und verließen das Haus.
    Auf der Straße trafen wir Mom. Sie stand an einem Gartenzaun und unterhielt sich mit Mrs Asparagus. Mrs Asparagus war über siebzig und wohnte mit ihrem Mann ein paar Dutzend Häuser die Straße hinunter. Die beiden besaßen den gepflegtesten Garten des ganzen Viertels. Mit ihren Rosenstöcken hatten sie schon zahlreiche internationale Auszeichnungen gewonnen.
    Als Mom Zara und mich im Schweinsgalopp auf sich zukommen sah, hob sie überrascht die Brauen. »Wo wollt ihr denn jetzt noch so eilig hin?«
    »Zum Metz- … äh, in die City«, korrigierte ich mich gerade noch rechtzeitig.
    »Vor Ladenschluss fix noch ein bisschen shoppen«, fügte Zara mit ihrem strahlendsten Lächeln hinzu.
    Mom nickte zögernd. Doch die alte Mrs Asparagus neben ihr machte plötzlich ein langes Gesicht. Kurz dachte ich, sie würde Asmoduin anstarren, der nur eine Armeslänge von ihr entfernt über den Gartenzaun kletterte. Aber sie konnte ihn ja nicht sehen.
    »Denken Sie daran, was Mr Abner gesehen hat«, mümmelte sie mit bebender

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