Ewiger Tanz der Liebe
1. KAPITEL
„W as wir brauchen, ist ein Held.“
Alle Teilnehmer dieses Meetings richteten den Blick auf Kate Campbell.
„Wie bitte?“ Die stellvertretende Leiterin der PR-Abteilung von „Heart Books“, New York, hob eine blonde Braue.
„Wir brauchen einen Helden“, erklärte Kate. „Für die Versteigerung.“
„Wir haben jede Menge Junggesellen, die sich für die Versteigerung zur Förderung der Alphabetisierungskampagne eingetragen haben. Tatsache ist“, fuhr die stellvertretende Leiterin der PR-Abteilung mit offenkundigem Stolz fort, „dass sich sogar Jeffrey Winston III. eingetragen hat.“
„Fabelhaft“, murmelte Kate. „Genau das brauchen wir – noch einen Banker.“
„Einen millionenschweren Banker“, korrigierte Molly Stewart sie, die neben Kate an dem langen Konferenztisch saß. Obwohl der Ton der Lektorin milde war, wusste jeder im Raum, dass ihre Bemerkung eine Warnung an ihre beste Freundin darstellte. Kritik an Vorgesetzten war der weiteren Karriere nicht gerade förderlich.
Aber es lag nun einmal in Kates Natur, ihre Meinung zu sagen. Zwar versuchte sie aufrichtig, niemanden zu verärgern, aber es widerstrebte ihr zutiefst, sich zu verbiegen, mochte Diplomatie auch hier, in der zugeknöpften Geschäftswelt, noch so ratsam sein. „Winston hat Geld“, stimmte sie zu. „Und ich räume auch ein, dass er ganz süß ist, auf seine stockkonservative, gespreizte Art.“
„Vergiss nicht das fantastische Rendezvous, das er anbietet“, mischte sich eine Frau aus der Grafikabteilung ein. „Ein Champagner-Dinner für zwei und eine Mondscheinfahrt an Bord seiner Jacht, das ist doch ein wundervoller romantischer Abend.“ Die Frau Anfang zwanzig seufzte allein bei dem Gedanken daran.
„Das ist doch nichts Besonderes“, konterte Kate. „Das hat es doch schon in unzähligen Romanen gegeben. Und wenn du einmal von seinem Geld absiehst, ist Winston bloß ein gewöhnlicher Kerl mit einer großartigen Garderobe. Leute, vergesst nicht, wer wir sind und was wir tun.“ Kate hatte sich in Fahrt geredet. Sie erhob sich und begann auf und ab zu gehen. Ihr tannengrüner Seidenrock wehte um ihre Knie, als sie sich am Fenster umdrehte und wieder direkt an die Versammelten wandte. „Wir sind ‚Heart Books‘. Unser Name steht in der ganzen Welt für Romantik. Ich stimme ja zu, dass die Versteigerung eine ausgezeichnete Möglichkeit ist, Geld für wohltätige Zwecke …“
„Ich bin ja so froh, dass du sie gutheißt“, bemerkte Cheflektorin Lisa Haring trocken.
„Oh, das tue ich.“ Kate ignorierte den Sarkasmus in der kultivierten Stimme, da sie entschlossen war, ihren Standpunkt darzulegen. „Absolut. Aber ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und habe erkannt, dass wir glatt übersehen haben, worum es uns wirklich geht.“
„Und zweifellos wirst du uns jetzt erklären, was genau das ist“, meinte die stellvertretende Leiterin der PR-Abteilung kühl.
„Ja, das werde ich.“ Kate blieb vor der gerahmten Reproduktion des berühmten Gemäldes „Der Kuss“ von Gustav Klimt stehen und machte eine dramatische Pause. „Unser Geschäft hat zwar mit Romantik zu tun, aber es ist nicht das, was wir verkaufen.“ Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen. „Was wir tatsächlich verkaufen, sind attraktive Männer.“
„Die wir für die Versteigerung in Hülle und Fülle haben“, ergänzte Lisa Harding.
„Das ist richtig. Viele von den Männern, die sich bisher eingetragen haben, gehören absolut in die Kategorie attraktiv. Aber zu viele von ihnen sind der durchschnittliche Typ, den man im Büro trifft.“
„Nicht in diesem Büro“, murmelte Molly.
Kate stieß frustriert den Atem aus. „Nicht jeder arbeitet in einem Gebäude voller Frauen. Ich will damit nur sagen, dass man Männer, wie wir sie bisher für die Auktion mobilisiert haben, nach Feierabend in jeder besseren Bar der Stadt antreffen kann. Was uns fehlt, Ladys und Gentlemen“, fuhr sie fort und lächelte dem einzigen Mann im Raum zu, als hoffte sie, seine Zustimmung zu gewinnen, „ist ein echter Held. Ein überlebensgroßer Mann, von dem die Frauen auf der ganzen Welt träumen würden.“
„Jemanden wie den hier?“, fragte eine Frau aus der Marketing-Abteilung und hielt einen gebundenen Roman hoch, in dem sie gelesen hatte, während sie darauf wartete, dass sich die anderen im Konferenzzimmer einfanden.
Kate stockte der Atem, als sie auf dem Autorenfoto des Schutzumschlages Alec Mackenzie erkannte. Das Foto war
Weitere Kostenlose Bücher