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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Teufel?«
    Ich nickte nur.
    »Und dass dieser Kerl die unverschämte Zeichnung auf den Flurspiegel gekritzelt hat?«
    Ich nickte erneut. Die nächsten Sekunden würden darüber entscheiden, ob es klug gewesen war, Zara einzuweihen.
    Doch da war sie bereits zum Sessel getreten und hatte sich mit verschränkten Armen davor aufgebaut. »Hör mal gut zu, du komischer Wicht«, rief sie ohne einen Anflug von Angst. »Das da draußen auf dem Garderobenspiegel – die fette Kuh mit der pickligen Visage und den albernen Zöpfen. Soll ich das sein?«
    Nach einer kurzen Pause antwortete Asmoduin mit einem einzelnen infernalischen Rülpser, so laut, dass die Bilderrahmen im Regal über dem Fernseher nur so hüpften.
    Zara zuckte nicht einmal mit einer Wimper. »Pah! Wenn man unsichtbar ist, fällt es leicht, andere zu kritisieren. Jede Wette, dass
du
viel hässlicher bist als diese dämliche Schmiererei!«
    Für einige Augenblicke passierte gar nichts. Dann fing plötzlich die Luft rings um den kleinen Teufel an zu flimmern, als ginge eine immense Hitze von ihm aus. Ich sah, wie Zaras ohnehin große Augen sich zu weiten begannen. Als das Flimmern nachließ, stieß sie ein überraschtes Keuchen aus und hielt sich eine Hand vor den Mund.
    Das ließ nur einen Schluss zu: Sie konnte den Teufel nun ebenfalls sehen!
    »Cholera und Beulenpest! Siehst du jetzt, wie unrecht du hast, du blöde Schnepfe?« Asmoduin war aufgestanden und hüpfte auf dem Sessel herum wie auf einem Trampolin. »Ich bin der attraktivste Jungteufel meines Jahrgangs – ach, was sag ich? Von ganz Hel! Gegen meine strahlende Schönheit wirkt so eine erbärmliche Oberweltlerin wie …«
    »Was hast du da für komische Gnubbel auf der Stirn?«, unterbrach Zara seinen Redeschwall.
    Asmoduin hörte abrupt mit der Hopserei auf. Sein Gesicht verzog sich, er ließ sich auf sein Hinterteil zurückfallen und drehte demonstrativ den Kopf in die andere Richtung. »Nichts«, grunzte er.
    »Du kannst also willentlich dafür sorgen, dass du für andere sichtbar wirst?«, stieß ich ungläubig hervor. »Warum hast du das nicht früher gesagt? Wenn ich Mr Carlsen hätte zeigen können, dass nicht
ich
seinen Laden verwüstet habe … oder wenn Sekundus einen Blick auf dich hätte werfen können, als ich …«
    »Mir war nicht danach«, erwiderte Asmoduin einsilbig und stopfte sich die Kopfhörer in die Ohren. »Und jetzt stört mich nicht mehr. Ich muss Oberweltlern beim Explodieren und Verbrennen zusehen.«
    Ein dumpfer Knall ließ mich aus meinen Erinnerungen an die vergangenen Tage aufschrecken. Zara hatte noch einmal in
Höllische Mächte: Anrufung und Abwehr
geblättert und den Band schließlich mit Schmackes zugeklappt. »Vielleicht hast du recht«, gab sie zu. »Wenn das Zitieren von Bannsprüchen nicht fruchtet, müssen wir es vielleicht doch allmählich mit einem der magischen Rituale probieren.«
    Ich stöhnte und stützte mich schwer auf eine Ecke unseres provisorischen Altars. Genau genommen handelte es sich um Moms Waschmaschine, die wir mit einer schwarzen Decke verhängt hatten.
    Zara und mir war rasch klar geworden, dass wir einen abgeschiedeneren Ort als mein Zimmer brauchten, um an der Lösung des Problems zu werkeln. Nach kurzer Überlegung waren wir in den Kellerraum umgezogen, der zu unserer Wohnung gehörte. Mom nutzte ihn als Waschküche und Zwischenlager für aussortierten Sperrmüll. Die Kammer war klein, aber ideal geeignet: Sie lag am Ende eines langen Flurs, hier herunter kam so gut wie nie jemand. Wir konnten Lärm machen, so viel wir wollten, und der alte Fernseher, den wir hier entdeckten, war sogar noch funktionstüchtig. So war es ein Leichtes, Asmoduin zu einem Umzug drei Stockwerke tiefer zu überreden.
    »Ein magisches Ritual?« Mit einem mulmigen Gefühl erinnerte ich mich an die absonderlichen Dinge, auf die ich beim Durchblättern der Bücher gestoßen war. Viele Praktiken zur Dämonenabwehr sollten in Verbindung mit obskuren, oftmals ziemlich unappetitlichen Versuchsaufbauten vorgenommen werden. Einige schrieben das Verbrennen von Haaren, Federn oder frischem Kuhmist vor. Für andere benötigte man die Innereien frisch geschlachteter Tiere, Zähne von Verstorbenen oder ähnliche Dinge von fragwürdiger Herkunft. Ich hatte mir einige der Anleitungen durchgelesen und mich daraufhin ziemlich rasch den Techniken zugewandt, die lediglich das Aufsagen irgendwelcher Textzeilen erforderten. Leider war meine Hoffnung, eine davon könnte mich von

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