Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle
natürlich niemand anders als mich für den Erzeuger der infernalischen Stinkbomben hielt, legte mir nahe, meine Verdauung so bald wie möglich von einem Arzt untersuchen zu lassen.
Aber es kam noch schlimmer: In der zweiten Nacht erwachte ich eine gute Stunde nach Mitternacht von lautem Wasserrauschen im benachbarten Badezimmer. Als ich hinübereilte, um nach dem Rechten zu sehen, schlug mir eine Wand aus heißem Wasserdampf entgegen. Nur mit Mühe gelang es mir, Asmoduin inmitten des wirbelnden Chaos auszumachen – in der Badewanne, bis zum Hals in schätzungsweise achtzig Grad heißem Wasser!
»Ihr solltet mal eure Leitungen überprüfen lassen, Schwabbel. Da kommt nur lauwarme Brühe raus!«
Es kostete mich über eine Stunde, das Bad wieder einigermaßen trocken zu bekommen. Dabei fürchtete ich stets, Mom könnte in der Badezimmertür auftauchen und sich erkundigen, ob ich noch alle Latten am Zaun hätte. Glücklicherweise hatte sie Wochenenddienst und war so erschöpft von der Arbeit heimgekommen, dass sie schlief wie ein Stein.
Wenn er nicht gerade mampfte, auf dem Lokus hockte oder badete, brachte Asmoduin jede freie Minute vor der Glotze zu. Mit wachsender Faszination sah er sich Actionfilme, Talkshows, Kochsendungen, Sportaufzeichnungen und Musikvideos an, völlig wahllos, aber grundsätzlich in einer Höllenlautstärke. Nachdem ich mehrere Stunden lang versucht hatte, mich inmitten des abartigen Tumults auf die alten Zauberbücher zu konzentrieren, überließ ich Asmoduin aus einem Geistesblitz heraus meine Kopfhörer. Das Problem der Lärmbelästigung war damit fürs Erste gelöst. Ein anderes dagegen nicht.
Keiner der Bannsprüche, die ich ausprobierte, funktionierte.
Am frühen Samstagabend – ich hatte bereits drei Mal zum Supermarkt laufen müssen, um Nachschub für die von Asmoduin vertilgten Lebensmittel zu besorgen – war ich der Verzweiflung nahe. Mein Taschengeld war so gut wie aufgebraucht, und bald würde Mom merken, dass nicht einmal ich so viel essen konnte, wie momentan aus unserem Kühlschrank verschwand. Zudem hatte ich nur noch den Sonntag, um Asmoduin loszuwerden. Die Aussicht, auch nur einen weiteren Tag gemeinsam mit dem kleinen Monstrum die Schule besuchen zu müssen, ließ mir den kalten Schweiß ausbrechen. Also tat ich schweren Herzens, was ich immer tue, wenn ich allein nicht mehr weiterkomme.
Ich rief Zara an.
Zunächst wusste ich nicht recht, wie ich ihr klarmachen sollte, was eigentlich los war. Ich sagte ihr daher nur, dass ich ihr etwas Außergewöhnliches zeigen wolle, und verließ mich darauf, dass Asmoduin, seiner höllischen Veranlagung folgend, den Rest schon selbst übernehmen würde.
Tatsächlich war Zara noch keine fünf Minuten in der Wohnung, als sich die Schminkutensilien aus ihrem Handtäschchen hinter ihrem Rücken selbstständig zu machen begannen. Innerhalb weniger Minuten schaffte es Asmoduin, mithilfe von Lippenstift und Eyeliner eine bemerkenswert hässliche Karikatur meiner Cousine auf den Garderobenspiegel im Flur zu malen. Während Zara das Porträt noch fassungslos anstarrte, holte ich vorsorglich die hölzerne Dämonenmaske aus der Truhe und bereitete mich darauf vor, ihr die ganze Geschichte von Anfang an zu erzählen.
Bevor ich loslegen konnte, nutzte Asmoduin die Gelegenheit für ein Rülpskonzert erster Klasse. Ich bin mir sicher, eine Herde magenkranker Elefanten könnte keine widerlicheren Geräusche hervorbringen. Als Zara mich daraufhin mit einer Mischung aus Verwirrung und Panik ansah, begann ich meinen Bericht.
Ich war gerade bei meinem Besuch bei Oma Bessie angelangt, da stürzte in der Küche krachend ein Stuhl um. Als wir hinüberliefen, lag die Familienpackung Schokocookies, die Zara mitgebracht hatte und die ich in weiser Voraussicht auf dem höchsten Hängeschrank deponiert hatte, aufgerissen am Boden. Sie war leer. Eine Krümelspur zog sich von der Küche durch den Flur bis hinüber ins Wohnzimmer, wo auf dem wie von Geisterhand eingeschalteten Flachbildfernseher ein Zusammenschnitt spektakulärer Formel-1-Unfälle lief. Asmoduin lümmelte sich, die roten Backen voller Kekse, auf dem Sessel. Zara konnte ihn natürlich nicht sehen.
Ich setzte meinen Abriss der Ereignisse im Schnelldurchlauf fort.
»Du willst also behaupten«, begann Zara, nachdem ich geendet hatte, und deutete auf den Fernsehsessel, in dessen Sitzfläche sie bestenfalls eine rundliche Kuhle wahrnehmen mochte, »
da
sitzt in dieser Sekunde ein junger
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