Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
wir euch das Leben gaben!“ Sie verstummte kurz, und wenn eine Göttin Tränen vergießen konnte, so vergoss sie welche. Die Vision eines Krieges erschien, und wilde Menschen kämpften mit handgemachten Waffen gegen ihre einstigen Herren.
„Wir waren stark. Aber ihr wart viele. Und wir alle wollten den Krieg.“
Jetzt erschien ein neues Bild der Erde, näher diesmal, aber immer noch aus dem All gesehen. Dann wich es zurück, wurde kleiner, und nun konnte Ezio die Erde als einen von mehreren Planeten erkennen, inmitten derer Umlaufbahnen sich ein großer Stern befand – die Sonne.
„Wir waren so gefangen in den Dingen, die auf Erden vorgingen, dass wir es versäumten, an den Himmel zu denken. Und als wir es endlich doch taten …“
Während Minerva sprach, sah Ezio, wie die Sonne in einem gewaltigen Strahlenkranz aufflammte und unerträglich grelles Licht aussandte, Licht, das nach der Erde leckte.
„Wir schenkten euch Eden. Aber wir hatten Krieg und Tod zwischen uns gesät und Eden in eine Hölle verwandelt. Die Welt brannte, bis nichts als Asche übrig war. Damit hätte es ein für alle Mal vorbei sein sollen. Aber wir erschufen euch nach unserem Bilde. Wir hatten euch die Kraft und den Willen zum Überleben gegeben!“
Ezio beobachtete, wie sich aus den Trümmern der absoluten Verheerung, die durch die Sonne über die Erde gekommen war, ein einzelner, von Asche bedeckter Arm himmelwärts reckte. Große Bilder einer windgepeitschten Ebene trieben über den Himmel, zu dem die Decke der Gruft geworden war. Menschen marschierten über diese Ebene – gebrochen, kurzlebig, aber tapfer.
„Und wir bauten alles wieder auf“, fuhr Minerva fort. „Es kostete uns Kraft, Opfer und Erbarmen, aber wir bauten alles wieder auf! Und als die Erde langsam genas, als das Leben auf die Welt zurückkehrte, als wieder Pflanzen aus dem Erdreich sprossen … setzten wir alles daran, zu gewährleisten, dass sich eine solche Tragödie nie wiederholen würde.“
Ezio schaute erneut zum Himmel hinauf. Er sah einen Horizont, darauf Tempel und Figuren, in Stein gemeißelte Inschriften, Bibliotheken voller Schriftrollen, Schiffe, Städte, Musik und Tanz – Figuren und Formen aus alten Zeiten und alten Zivilisationen, die er nicht kannte, die er aber er kannte als das Werk anderer Menschen …
„Aber jetzt liegen wir im Sterben“, sagte Minerva. „Und die Zeit wird gegen uns arbeiten … Die Wahrheit wird zu Mythen und Legenden. Was wir erschufen, wird missverstanden werden. Doch, Ezio, lass meine Worte die Botschaft bewahren und unseren Untergang nicht in Vergessenheit geraten.“
Bilder der Erbauung dieser Gruft und anderer erschienen am Himmel.
Ezio verfolgte alles wie in einem Traum.
„Aber lass meine Worte auch Hoffnung bringen. Du musst die anderen Tempel finden. Tempel wie diesen. Erbaut von jenen, die wussten, wie man sich vom Krieg abwendet. Sie wollten uns beschützen, uns vor dem Feuer retten. Wenn du sie findest und ihr Werk rettest, dann kannst du vielleicht auch diese Welt retten.“
Jetzt sah Ezio wieder die Erde. Der Himmel über der Gruft zeigte eine Stadt, die wie eine größere Version von San Gimignano aussah, eine Stadt der Zukunft, eine Stadt aus Türmen, die so dicht nebeneinander standen, dass auf den Straßen darunter nur Zwielicht herrschte, eine Stadt auf einer weit entfernten Insel. Und dann verschmolz alles wieder zu einer Vision der Sonne.
„Aber du musst dich beeilen“, sagte Minerva. „Denn die Zeit wird knapp. Hüte dich vor dem Kreuz der Templer – denn es gibt viele, die sich dir in den Weg stellen werden.“
Ezio schaute auf. Er konnte die Sonne sehen, die wütend brannte, gerade so, als wartete sie auf etwas. Und dann schien sie zu explodieren, doch inmitten dieser Explosion glaubte Ezio, das Templerkreuz zu erkennen.
Die Vision vor seinen Augen verblasste. Minerva und Ezio waren wieder allein, und die Stimme der Göttin schien nun in einem endlos langen Tunnel zu verklingen. „Es ist vollbracht … Wir müssen diese Welt nun verlassen … Mein ganzes Volk … Aber die Botschaft ist überbracht … Jetzt ist es an dir. Wir können nichts mehr tun.“
Und dann waren nur Finsternis und Stille um Ezio, und aus der Gruft wurde wieder ein dunkler Raum, der völlig leer war. Ezio kehrte um. Er ging in den Vorraum zurück und sah Rodrigo auf einer Bank liegen. Ein dünner Faden grüner Galle lief ihm aus einem Mundwinkel.
„Ich sterbe“, sagte Rodrigo. „Ich habe das Gift
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